Hamburg. Der 21-Jährige hat sich in den vergangenen Tagen viele Gedanken über seine Zukunft gemacht. Nun steht eine Entscheidung bevor.

Am Dienstagabend hatte Justus Hollatz einen wichtigen Termin: Saisonabschlussfeier mit Mannschaft, Fans und Sponsoren. Es könnte sein letzter offizieller für die Hamburg Towers gewesen sein. Denn wie das Abendblatt erfahren hat, steht die Entscheidung des 21-Jährigen über seine Zukunft unmittelbar bevor – und die Wahrscheinlichkeit, dass diese in Hamburg liegt, ist gering.

Hollatz zieht es voraussichtlich ins Ausland. Das ist eine schlechte Nachricht für die Towers. Die gute: Bleibt der gebürtige Harburger in Deutschland, dann definitiv bei den Wilhelmsburgern. Der FC Bayern München und Alba Berlin sind aus dem Rennen. Bei beiden Clubs ist wegen des großen Konkurrenzkampfes auf der Aufbauspielerposition nicht gesichert, was Hollatz und seine Berater der renommierten und europaweit agierenden Agentur Beo Basket mit Hauptsitz in Belgrad als die beiden wichtigsten Faktoren für die Zukunftsplanung priorisieren.

  • Erstens: genügend Spielzeit auf hohem Niveau, um sich optimal zu entwickeln.
  • Zweitens: ein Umfeld, in dem sich Hollatz wohlfühlt und das auf ihn achtgibt.

Finanzielle Aspekte sind untergeordnet, hierbei kommt es mehr auf eine Form der Wertschätzung als auf harte Zahlen an.

Hamburg Towers: Hollatz liebäugelt mit einem EuroLeague-Team

Die Anzeichen, wo all jenes gegeben ist, verdichten sich. Zunächst wird Hollatz’ Camp aber noch darüber entscheiden, ob der Nationalspieler tatsächlich zeitnah in die USA reist und an Probetrainings von NBA-Clubs für den anstehenden Draft teilnimmt oder ob die Anmeldung zur jährlichen Talentauswahl auf Basis der bereits erhaltenen Rückmeldungen wieder zurückgezogen wird. Im Anschluss wird auf dem europäischen Markt sondiert.

Und hierbei ist der serbische Rekordmeister Partizan Belgrad nach Abendblatt-Informationen in der Favoritenrolle. Einer der Hauptgründe dafür ist Trainerlegende Željko Obradović (62), der als erfolgreichster europäischer Trainer aller Zeiten bereits mit 63 Titeln auf Vereinsebene dekoriert ist, früher selbst Aufbauspieler war und einige der größten Stars geformt hat. Ihm ist es mühelos zuzutrauen, Hollatz auf die nächste Ebene zu führen.

Die in der kommenden Saison bereits die EuroLeague sein dürfte, da Partizan voraussichtlich eine Wildcard für den höchsten Clubwettbewerb erhalten wird. Aber auch der emotionale Faktor spielt eine Rolle. So zeigte sich Hollatz nach dem EuroCup-Spiel der Towers in Belgrad im Januar völlig überwältigt von der Atmosphäre in der Arena sowie den ihr Team bedingungslos und enthusiastisch unterstützenden Fans.

Offene Trainerfrage hilft den Towers nicht im Vertragspoker

Eine weitere Option für den zweifachen Bundesliga-Nachwuchsspieler des Jahres ist die spanischen ACB, die stärkste nationale Liga Europas. Konkrete Gespräche wurden bislang nicht geführt. Infrage kämen Teams unterhalb der Spitzenclubs FC Barcelona, Real Madrid, Saski Baskonia und Valencia Basket.

Aber auch die Towers sind noch eine Option. Problematisch ist jedoch die noch ungeklärte Besetzung des Trainerpostens. Als interner Favorit gilt nach wie vor Co-Trainer Benka Barloschky (34), der bislang noch nicht als Cheftrainer im Profibereich gearbeitet hat. Sportdirektor Marvin Willoughby (44) führt trotzdem weiterhin Gespräche mit anderen Kandidaten. Eines davon fand mit dem Serben Nenad Čanak (46) statt, der Towers-EuroCup-Gegner Lietkabelis Panevezys gerade sensationell gegen Serienmeister Zalgiris Kaunas ins Finale der litauischen Liga geführt hat und seit Jahren mit moderaten Spielerbudgets starke Mannschaften zusammenstellt.

Martin Schiller (40), der ebenfalls in Hamburg gehandelt worden war, wartet hingegen auf ein Angebot aus der NBA, um dort als Assistent einen Trainerstab zu verstärken. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis sich seine und Hollatz’ Wege dort kreuzen.