Hamburg. Eigentlich wollte Pedro Calles die Towers in Richtung Spanien verlassen. Doch nun gibt es eine neue, glaubhafte Entwicklung.
Die Hamburg Towers hatten gerade ihr Vormittagstraining im Bonner Telekom-Dome absolviert, da brachte erneut eine Meldung um ihren Trainer Unruhe in die Vorbereitung auf den am Freitagabend stattfindenden Playoff-Auftakt bei den Telekom Baskets Bonn. Um für klare Verhältnisse zu sorgen, hatte Pedro Calles am Dienstag offiziell bekannt gegeben, was das Abendblatt bereits am Montag berichtet hatte: Nämlich, dass er sich im Sommer aus Hamburg verabschieden wird.
Wechselt Towers-Coach Calles nach Oldenburg?
Thema gegessen? Mitnichten. Schien es beschlossene Sache zu sein, dass der Spanier ab Juli in seinem Heimatland beschäftigt sein wird, überraschte MagentaSport-Kommentator Michael Körner am Freitagmittag mit der Twitter-Mitteilung, wonach überraschend die Ewe Baskets Oldenburg vor einer Verpflichtung von Calles stehen.
In der Basketballszene wurde das Gerücht mit Verwunderung aufgenommen. Einen Wechsel innerhalb der Bundesliga hatten viele nicht für vorstellbar gehalten. Die Topprogramme Alba Berlin und Bayern München haben auf lange Sicht unumstrittene Trainer installiert, alles, was sich eine Ebene darunter abspielt, wurde für den extrem ehrgeizigen Calles nur als lateraler Karriereschritt angesehen. Doch nach Abendblatt-Informationen ist der 38-Jährige tatsächlich ein Anwärter auf die vakante Trainerstelle im Niedersachsen.
„Ziemlich sicher spielt der nächste Oldenburger Trainer aktuell noch in den deutschen Playoffs“, sagte ein Agent dem Abendblatt. Da die sieben Trainer der anderen Playoff-Clubs auch für die kommende Saison unter Vertrag stehen, kämen nur deren Co-Trainer infrage – oder eben Calles.
Calles-Wechsel nach Spanien wohl geplatzt
Bis vor einigen Tagen hatte Calles laut mehreren Agenten noch einen Job beim spanischen Erstligisten CB Málaga favorisiert, der als Tabellenzwölfter eine enttäuschende Saison spielt. Nun verhärten sich aber die Informationen, wonach Málagas Coach Ibon Navarro, der die Mannschaft erst im Februar übernommen hatte, den Club auch in der kommenden Spielzeit betreuen wird. Mit den möglichen Alternativen CB Gran Canaria, Basket Saragossa und MoraBanc Andorra, die alle im Sommer ihre Trainer tauschen können, hatte Calles bislang noch keinen intensiveren Kontakt aufgenommen.
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Und hier kommt Oldenburg ins Spiel. Der Meister von 2009 ist in dieser Spielzeit weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, beendete die Hauptrunde nach zwischenzeitlichen Abstiegssorgen nur als Elfter. Vom wirtschaftlichen Potenzial her zählen die Baskets aber zu den Top drei bis fünf der Bundesliga. Calles würde über ein höheres Budget als in Hamburg verfügen, um einen Kader nach seinen Vorstellungen zusammenzustellen und könnte sich, da sich Oldenburg voraussichtlich nicht für den internationalen Wettbewerb qualifizieren wird, komplett auf die Bundesliga konzentrieren.
Voraussetzungen, die ein starkes Abschneiden wahrscheinlich machen. Aus dem Mittelmaß an die Tabellenspitze – Calles hätte das Narrativ auf seiner Seite und könnte sich über die Zwischenstation Oldenburg ins europäische Schaufenster stellen.
Oldenburg an Towers-Kandidaten interessiert
Am pikantesten daran sind allerdings die Namen, die ebenfalls in Oldenburg gehandelt werden und an eine Reise nach Jerusalem für Basketballtrainer erinnern. Denn neben Calles haben die „Donnervögel“ laut Agenturkreisen auch den ehemaligen Bundestrainer Henrik Rödl (53) und den in Bergedorf aufgewachsenen Martin Schiller (40) kontaktiert. Also jene beiden Coaches, bei denen auch die Towers bereits vorgefühlt haben. Calles befinde sich jedoch in der Pole-Position.
Damit nicht genug der Skurrilitäten: Denn auch die Hamburger haben ihren Kandidatenzirkel erweitert und anscheinend Ingo Freyer (51) ins Visier genommen. Der in Wedel aufgewachsene ehemalige Nationalspieler, der gute Kontakte zu Towers-Sportdirektor Marvin Willoughby pflegt, hat sich bei seinen Stationen bei Phoenix Hagen (2007 bis 2016) und Gießen 46ers (2017 bis 2020) den Ruf eines exzellenten Offensivtrainers erarbeitet – und: im Januar erst Oldenburg auf einem Abstiegsplatz übernommen und mit zwölf Siegen aus 18 Spielen mühelos gerettet. Offenbar trotzdem nicht genug für die Verantwortlichen an der Hunte, seinen Vertrag zu verlängern. In Hamburg schätzt man ihn womöglich mehr.