Hamburg. Auch das Spitzenspiel gegen Göttingen wird nicht ausverkauft sein. Hamburgs Bundesliga-Basketballer glauben den Grund zu kennen.

51 Tage nach ihrem letzten Duell treffen am Sonntag (15 Uhr, MagentaSport live) die Hamburg Towers wieder auf die BG Göttingen. War es am 17. September vor 752 Zuschauenden erstmals unter 2G-Regeln das einzige öffentliche Vorbereitungsspiel in der Wilhelmsburger Edel-optics.de Arena, das die Niedersachsen 88:78 (48:40) souverän gewannen, steht nun das Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga (BBL) an. Beide Teams gewannen in der Liga zuletzt viermal in Folge, die Göttinger sind mit 8:2 Punkten Tabellenführer, die Hamburger stehen im offiziellen BBL-Ranking mit 8:4 Zählern auf Platz vier.

„Göttingen hat sich im Sommer gezielt verstärkt“, erklärt Towers-Trainer Pedro Calles (38) die sportliche Entwicklung des Gegners, der die vergangene Saison als Tabellenzwölfter abschloss, die Towers wurden Siebter. „Sie spielen sehr diszipliniert und strukturiert. Sie haben starke Schützen, ziehen konsequent zum Korb, ihre Big Men attackieren das offensive Brett und rebounden sehr stark.“

Stärken von Towers-Gegner Göttingen: Dreier und Rebound

Für die Mannschaft des belgischen Trainers Roel Moors (42) spricht zudem die bessere Trefferquote aus der Distanz, die Göttinger halten den Liga-Bestwert von 42,5 Prozent (Towers: 33,3 Prozent/12.). Auch von der Freiwurflinie (84,9 Prozent; Towers: 75,2 Prozent/5.) sind sie statistisch aktuell das beste BBL-Team, ebenfalls bei den Rebounds (37,2 pro Spiel). Die Towers kommen auf 36,0 gegriffene Korbabpraller – Platz sieben. Bei den Zweipunktewürfen liegen die Hamburger dagegen mit 51,2 Prozent, Platz 15, leicht vorn. Göttingen (49,7 Prozent/17.) trifft noch schlechter.

Zum Schlüssel der Begegnung wird bei den Towers einmal mehr die Abwehrarbeit, und mit der war Trainer Calles bei der 91:97-Niederlage (47:54) am vergangenen Dienstag im EuroCup gegen Andorra höchst unzufrieden. „Uns hat 30 Minuten lang unsere Defensive gefehlt. Wir haben nicht den Basketball gespielt, den ich sehen will“, klagte der Spanier.

Topscorer Caleb Homesley (16,5 Punkte im Schnitt) ging in seinem Urteil noch weiter: „Das war ein Rückschritt gegenüber unseren Auftritten in der Bundesliga“, meinte der 24 Jahre alte US-Amerikaner, der bisher als Spielmacher und Flügelspieler überzeugte. Dreierspezialist Robin Christen (30) sah es ähnlich. „Gegen Göttingen müssen wir wieder mit viel Energie verteidigen, dann haben wir eine gute Chance. In der BBL haben wir bereits bewiesen, dass wir mit einer guten Defense Spiele gewinnen können“, sagte der gebürtige Berliner.

Towers erwarten erst am Jahresende volle Halle

Eins steht schon vor dem vierten Saisonheimspiel der Towers fest: Mit mehr als 2550 Zuschauenden (Stand Freitagabend), darunter 750 Dauerkarten, wird die bisherige Bestmarke aus der mit 81:75 siegreichen Begegnung gegen Aufsteiger Heidelberg (2462) übertroffen. Die Zeiten allerdings, als die Tickets online binnen weniger Minuten ausverkauft waren, die Nachfrage bei Weitem das Angebot überstieg, 25 Spiele in Folge ausverkauft waren, lassen noch auf sich warten. „Wir rechnen erst gegen Jahresende wieder mit einer vollen Halle“, sagt Towers-Geschäftsführer Jan Fischer (41). Die Leute müssten sich daran gewöhnen, dass alles wieder halbwegs normal abliefe, dass keine Gefahren vom Besuch eines Spiels ausgingen.

Towers-Heimspiele sind 2G-Veranstaltungen, in der Halle entfallen Abstands- und Maskenpflicht, der Einlass läuft trotz verstärkter Kontrollen (Impfnachweis, Personalausweis, Luca-App) jetzt reibungslos. Die Reihe hinter den Spielerbänken muss weiter freigehalten werden, fordert die BBL, weil das Spielfeld 3G-Zone bleibt; auch ist die Zahl der Stehplätze begrenzt. Statt 3400 können so nur 2950 Plätze bei Bundesligaspielen besetzt werden, im EuroCup 2700.

Gegen Andorra verkauften die Towers 838 Tickets, darunter 250 Dauerkarten – nie waren es in der Geschichte des Clubs bei einem Pflichtspiel weniger. Der Wettbewerb unter der Woche kommt bei den Fans bisher nicht an, obwohl die Gegner hochklassig sind. Immerhin: Die Einnahmeverluste in der BBL werden bis mindestens Ende Dezember vom Corona-Hilfsfonds der Bundesregierung für Bundesligavereine ausgeglichen.