Hamburg. Der US-Amerikaner steigt zum dritten Mal mit einer deutschen Basketballmannschaft auf – weil er positiv denkt.
„You can’t guarentee an Aufsteig“ hatte Mike Taylor zu Beginn dieser Saison gesagt. Wenn aber einer den Aufstieg garantieren kann, dann ist es offenbar dieser 46 Jahre alte US-Amerikaner. Er gilt in Deutschland als einer der Besten seines Fachs. 2002 schaffte er mit den Niners Chemnitz, dem jetzigen Play-off-Gegner der Towers, den Sprung von der Dritten in die Zweite Liga, 2006 mit ratiopharm ulm den Aufstieg in die Basketballbundesliga (BBL), etablierte das Team danach in der höchsten Klasse, führte es 2009 unter die ersten Acht, in die K.-o-Spiele. Damit nicht genug: Ende Februar qualifizierte sich die polnische Nationalmannschaft erstmals seit 52 Jahren wieder für eine WM-Endrunde. Die wird im September in China gespielt. Trainer der Polen: Mike Taylor.
Familienvater Taylor, Vater eines kleinen Sohnes, denkt positiv. „Ich bin Optimist“, sagt er. Er sehe immer die Chancen, Risiken verstehe er als Herausforderung, nie als Problem. Der Zusammenhalt des Teams sei der Schlüssel zum Aufstieg gewesen „und dass alle in der Mannschaft, in der Organisation stets in dieselbe Richtung gearbeitet und gedacht haben“.
Bessere Stimmung im Verein
Nach der schwierigen vorigen Spielzeit, als die Towers nach langer Niederlagenserie unter dem damaligen Trainer Hamed Attarbashi von Platz drei auf Rang zwölf zurückfielen und die Play-offs verpassten, sah es Taylor als dringlichste Aufgabe an, wieder bessere Stimmung im Verein zu verbreiten. Das gelang ihm schon in den ersten Wochen. „Ich bin ein Beziehungscoach“, sagt Taylor. Er redet viel, hört sich auch private Nöte der Spieler an, sucht Lösungen. „Ich liebe diese Jungs“, war einer jener Sätze, der am häufigsten von ihm zu hören war, auch dann, wenn die Profis diese Zuneigung mal wieder mit mäßigen Vorstellungen auf die Probe stellten.
Towers schaffen den Aufstieg:
Towers schaffen in packendem Spiel den Aufstieg
„Das Potenzial war überall bei den Towers vorhanden, im Verein, in der Mannschaft, im Umfeld, bei den Fans. Es galt nur, dieses auch zu heben, ein paar neue Reize zu setzen, ein Spielsystem zu finden, das zur Mentalität des Teams passte.“ Hamburg könne ein Basketball-Hotspot werden, sagte er bei seinem Dienstantritt im vergangenen August. Mit dem Aufstieg wäre der erste Schritt getan. „Wir sind aber erst am Anfang einer langen Reise“, mahnt er.
Er kann auch anders
Taylor ist nicht nur der Gute-Laune-Onkel. Er kann auch anders. Als die Towers in der Rückrunde ihre Ziele zu verspielen drohten, nicht mit der Energie und dem Einsatzwillen auftraten, den der Trainer forderte, wurde es in der Kabine laut. „Dieses Mittel kannst du in einer Spielzeit einmal, vielleicht zweimal einsetzen, ansonsten verschießt du dein Pulver. Diese Ansprachen müssen sitzen, andernfalls schaffst du die Wende nicht mehr“, sagt er. Er schaffte sie.
In der Play-off-Serie gegen Chemnitz waren Taylors psychologische Fähigkeiten besonders gefragt. Spiel eins in Chemnitz nach zehn Punkten Vorsprung im letzten Viertel 81:87 verloren, in Spiel drei dort phasenweise vorgeführt worden, musste er den Glauben an den Erfolg hochhalten. „Wir haben keine negativen Gedanken zugelassen, den Blick nach vorn gerichtet. Nach der 63:84-Niederlage in Chemnitz im dritten Spiel am vergangenen Freitag habe ich der Mannschaft gesagt: ,Wir haben in den nächsten zwei Begegnungen 80 Minuten Zeit, um aufzusteigen. Die nutzen wir jetzt.‘“ Die Mannschaft lieferte, siegte zu Hause 98:96 und nun 78:72 in Chemnitz. „Das sind alles tolle Jungs“, sagt Taylor.