Hamburg. Bei Mr. Kebab, im Wilhelmsburger Stammrestaurant der Basketballer, wurde gezittert bis zur letzten Sekunde.

So richtig wussten Renate und Wolfgang in der hintersten Reihe bei „Mr. Kebab“ nicht, wohin sie mit ihren Emotionen sollten, als der Bundesliga-Aufstieg der Hamburg Towers perfekt war. Umarmungen, Jubel, Singen, ein zerbrochenes Bierglas, und einfach nur Ekstase pur! „Erste Liga, Erste Liga, Wahnsinn“, skandierten die beiden Basketballanhänger und stimmten in den Chor der anderen 50 Towers-Fans ein, die sich mit Freudentränen in den Armen lagen. „Ich glaube, ich muss jetzt die Rente einreichen, so sehr bin ich heute gealtert“, jubelte Wolfgang, und gab dem Abendblatt-Reporter im Rausch des Aufstiegswahnsinns einen Kuss auf die Stirn.

Das türkische Spezialistenrestaurant, unweit der edel.optics.de-Arena, hatte spontan zum Public Viewing geladen. Die Anhänger, die keine der 200 Tickets für das Spiel in Chemnitz ergattern konnten, wollten gemeinsam miterleben, wie ihre Wilhelmsburger Basketball-Helden Geschichte schreiben. Knapp 15 Minuten vor dem Spiel herrschte bei den Anhängern noch Lockerheit. Wenigen Skeptikern („Das schaffen wir glaube ich nicht“) stand geballter Optimismus entgegen.

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Bei lecker duftenden orientalischen Spezialitäten, wie Lahmacun, Köfte und Dönertellern, stärkten sich die Towers-Fans für die anstehende Halbfinal-Schlacht in Chemnitz. Und die Nervennahrung, so stellte sich später heraus, war angesichts des Wechselbades der Gefühle auch bitter nötig. Ein starker Beginn der Towers, eine schwindende 16-Punkte-Führung, plötzlich im vierten Viertel nur noch zwei Zähler vor! Schockstarre.

Nach den türkischen Spezialitäten standen Fingernägel auf dem Speiseplan. „Trainer, nimm den Barham raus, was ist nur mit dem los. Wir haben so eine gute Bank. Das kann doch nicht wahr sein“, pöbelte die sonst so höflich und ruhige Renate über die erneut unglückliche Leistung von Topscorer Drew Barham.

Fansorge um steigende Towers-Ticketpreise

Mit jeder Minute, die verging, heizte sich die Stimmung im Stammrestaurant der Towers auf. „Defense, Defense“, tönte es aus 50 Kehlen bei nahezu je-dem Angriff der Niners. Als wollten sie selbst irgendwie dazu beitragen, dass die Niners im 480 Kilometer entfernten Chemnitz Fehler machen. Jeder Fehlwurf des Gegners, jeder Rebound der Towers, jede gelungene Aktion im Angriffsspiel wurde frenetisch gefeiert. Heimspielstimmung, samt „Hamburg Towers“ Wechselgesängen bei „Mr. Kebab“.

Im Schlussabschnitt hielt es kaum noch einen Towers-Fans seiner Sitzbank. Vor allem für „Mr. Crunchtime“ Carlton „Scootie“ Guyton gab es immer wieder Sprechchöre. „Irre, was der Junge spielt. Scootie rettet uns heute“, prognostizierte Wolfgang, der recht behalten sollte, und unmittelbar nach dem Spiel einen klaren Auftrag seiner Freundin bekam.

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„Du musst morgen Karten fürs Finale besorgen“, sagte Renate, die aus Bamberg stammt, und schon erste Pläne für eine Auswärtstour schmiedete. „Ich werde meinen Besuch in der Heimat so legen, dass die Towers dann dort spielen“, freute sich Renate. „Zuerst wusste ich gar nicht, ob ich mich freuen soll. Ich hoffe, dass die Towers die Eintrittspreise nicht zu sehr steigen“, sagte die sympathische Fränkin.

„Wenn man die Chance hat, aufzusteigen, muss man es machen. Ich finde es super“, entgegnete Lebensgefährte Wolfgang. Argumente, die bei der Lebensgefährtin Zustimmung erfuhren. „Ach, irgendwie freue ich mich doch. So einen Bundesliga-Aufstieg erlebt man ja auch nicht alle Tage. Ich freue ich für alle, besonders für Marvin Willoughby. Und ich hoffe, dass Justus Hollatz noch lange bei uns bleibt“, sagte Renate, hakte sich bei ihrem Wolfgang ein, und gemeinsam entschwanden sie glücklich dreinblickend in die Wilhelmsburger Nacht, die sie so schnell nicht mehr vergessen dürften.