Hamburg. Die Center bilden eines der besten Duos der Liga. Nun könnte der Kampf um die Königsposition noch härter werden.
Der Freitagmorgen beginnt für Jannik Freese mit netten Worten. „Die Location hast du gut ausgesucht“, lobt Justin Raffington, als sich das Center-Duo in der „Nordcoast Roastery“ zum Interview mit dem Abendblatt trifft.
Auch wenn der 32-Jährige den Tipp von Physiotherapeutin Urda Höfeler bekam, nimmt Freese die warmen Worte wohlwollend zur Kenntnis und revanchiert sich prompt: „Liebe Abendblatt-Leser: Folgt alle Just_Raff bei Instagram. Er braucht noch Follower.“
Wer die beiden längsten Towers-Profis – Freese misst 2,11 Meter, Raffington 2,06 Meter – vor dem Topspiel am Sonntag (17 Uhr, edel-optics.de-Arena, Airtango.live) gegen den Tabellenvierten Academics Heidelberg beobachtet, der könnte meinen, die beiden Center seien eher Kumpels als Rivalen um die Königsposition im Basketball.
Warum Freese jetzt Calderon heißt
Im Bus sitzen sie gemeinsam mit Kapitän Achmadschah Zazai in der hintersten Ecke. Vor den Spielen üben sie in einer festgelegten Reihenfolge Freiwürfe, gemeinsam scherzen sie über Freeses neuen Spitznamen: „Seit meiner Zeit in Oldenburg werde ich Calderon genannt“, erklärt Freese.
„Ich habe mal spanische Musik vorm Spiel gehört und dann den Namen verpasst bekommen. In Hamburg versuche ich jetzt, Boogie Calderon in der Kabine zu etablieren. Das klingt cooler und wird sich durchsetzen“, erzählt der Towers-Profi, während Raffington einen Lachanfall bekommt.
Bei so viel Harmonie im Beruf überrascht es ein wenig, dass die beiden „Türme“, die als einzige Towers-Profis nicht in der Nähe der Spiel- und Trainingshalle in Wilhelmsburg leben, nur wenig Berührungspunkte außerhalb ihres Sports haben.
„Wir sehen uns in der Halle schon so oft, dass ich in meiner Freizeit froh bin, ein Leben und einen Freundeskreis außerhalb des Basketballs zu haben“, sagt Raffington, der das urbane Lebensgefühl auf St. Pauli genießt. „Das brauche ich, um runterzukommen.“
„Im Training kloppen wir uns auch mal“
Auch bei Freese, der in der Altstadt wohnt, dreht sich das Leben längst nicht nur um Basketball. Vor zwei Jahren machte der gebürtige Oldenburger seinen Bachelor in Betriebswirtschaftslehre (BWL). In diesem Jahr setzt er sein Studium an der Nordakademie fort. Doch erst einmal will das Center-Duo gemeinsam in die Bundesliga aufsteigen. Dafür pushen sich die beiden in jedem Training.
„Jannik und ich haben echt ein gutes Verhältnis zueinander, auch wenn wir uns im Training ab und zu mal ganz gut kloppen“, sagt Raffington mit einem Augenzwinkern. „Das ist aber ein ganz normaler Konkurrenzkampf, der das Niveau im Training nur anheben kann. Davon können wir als Team nur profitieren.“
Und dieser Konkurrenzkampf wird beim Tabellenzweiten der 2. Bundesliga ProA noch härter werden. Bis zum Ende der Transferfrist am Donnerstag wollen die Towers noch einen großgewachsenen Spieler verpflichten, der auch die Center-Position bekleiden kann. „Wir wollen beide aufsteigen. Jeder will natürlich so viel spielen, wie es nur geht, aber wir ordnen dem höheren Ziel alles unter“, sagt Raffington.
Raffington und Freese „das beste Duo der Liga“
„Dass noch ein großer Spieler kommen soll, heißt ja nicht, dass es automatisch ein reiner Center ist. Es kann ja auch jemand sein, der auf der Forward-Position spielt und unseren Flügelspieler Beau Beech entlastet“, ergänzt Freese.
Trainer Mike Taylor betont, dass sich die Center keine Gedanken machen müssen, künftig zu wenig Einsatzzeit zu bekommen. „Wir haben auf dieser Position das beste Duo der Liga. Ich kann mich absolut auf Jannik und Justin verlassen. Sowohl als Spieler als auch in der Kabine als Typen“, lobt der Coach.
Im Sommer laufen die Verträge von Freese und des gebürtigen Hamburgers Raffington aus. Geht es nach den beiden Norddeutschen, muss die aktuelle Saison nicht die letzte gemeinsame sein. „Es sind coole Nachrichten mit der möglichen neuen Spielstätte Elbdome an den Elbbrücken und dem neuen Hauptsponsor VTG. Man weiß als Spieler nie, wie sich die Karriereweichen stellen, aber es ist toll, ein Teil der Towers zu sein“, sagt der 27 Jahre alte Raffington. Es scheint so, als könne sich Jannik Freese noch öfter auf das eine oder andere nette Wort seines Center-Kollegen freuen.