Hamburg. Obwohl 2023 noch 32.500 Menschen vor Ort waren, sieht ELF-Chef Esume die Zahl nicht als Rückschritt. 2025 mehr Spiele im HSV-Stadion?

Stefan Kuntz und Patrick Esume verstanden sich am Mittwochvormittag so prächtig, dass sie auch während der Pressekonferenz zum Heimspiel der Hamburg Sea Devils im Volksparkstadion immer wieder untereinander tuschelten, scherzten und grinsten. Angesichts der gemeinsamen Vorgeschichte logisch – der neue HSV-Sportvorstand Kuntz hatte Esume im Sommer 2019 in seiner früheren Funktion als deutscher U-21-Nationaltrainer eingeladen, um vor der Europameisterschaft eine Motivationsrede zu halten.

Die Ansprache des American-Football-Experten zeigte damals offenbar Wirkung, Deutschland und Kuntz wurden erst im Finale von Spanien gestoppt. Esume wiederum gründete eineinhalb Jahre später die European League of Football (ELF), die er seitdem als Commissioner führt. Wenn die Sea Devils am 14. Juli im HSV-Stadion auf Rhein Fire treffen, ist Esumes Liga also zu Gast bei Kuntz und dem HSV.

Hamburg Sea Devils 2024 nur einmal im Volkspark

„Für die Sea Devils ist es ein Riesending, wenn so ein europäischer Traditionsverein wie der HSV sein Wohnzimmer für ein Football-Spiel aufmacht“, sagte Esume. „Das ist ein großes Zeichen von Weitsicht, auch eine andere Zielgruppe in das Stadion zu lassen und eventuell auch wieder für den Fußball zu gewinnen.“ Bereits im vergangenen Jahr hatte das Hamburger Football-Team eine Partie im Volkspark absolviert, die anderen Heimspiele trug man im Stadion Hoheluft aus.

Wegen Lärmbeschwerden von Anwohnern, einer zu geringen Zuschauerkapazität sowie anderer logistischer Probleme entschieden sich die Sea Devils in diesem Jahr, nicht mehr am Lokstedter Steindamm aufzulaufen. Weil es in Hamburg aber keine passenden Alternativen gibt, trägt das Team fünf von sechs Heimspielen in dieser Saison außerhalb Hamburgs aus. Das Volksparkstadion ist wegen der Fußball-EM und zwei Konzerten von Taylor Swift nur am 14. Juli verfügbar.

Mehr Volkspark-Auftritte geplant

Im kommenden Jahr hoffen die Sea Devils, sich für zwei oder drei Heimspiele beim HSV einzumieten. Dennoch dürfte es erneut Heimspiele im Bremer Weserstadion oder auch in der Hannoveraner Heinz von Heiden Arena geben. „Die Verbundenheit mit den Sea Devils ist schon länger da. Es geht immer um die Realisierbarkeit“, sagte Kuntz. „Grundsätzlich sind wir froh, wenn wir viel Besuch im Stadion haben, speziell von den Jungs der Sea Devils.“

In diesem Jahr ist der Zeitplan besonders eng. Wenn am 5. Juli mit dem Viertelfinale die letzte EM-Begegnung im Volksparkstadion absolviert ist, beginnt die Uefa mit den umfangreichen Abbauarbeiten. Obwohl das Stadion nur bis zum 11. Juli in Uefa-Hand ist, hat der Verband aber noch bis zum 19. Juli Zeit, alle Spuren der EM zu beseitigen. Beim Sea-Devils-Spiel dürfte es also noch ein paar EM-Spuren im Volkspark geben. Unter anderem war für das Turnier eine neue Stahlbrücke für die Kabel der TV-Übertragungstechnik gebaut worden.

Sea Devils hoffen auf 20.000 Zuschauer

„Wir spielen zum Glück schon um 16.25 Uhr, sodass man genug Zeit hat, um abends das EM-Finale zu gucken. Wir haben einen tollen Sporttag geplant“, sagte Sea-Devils-Geschäftsführer Mark Weitz. „Wir kratzen an 20.000 verkauften Tickets.“ Obwohl im vergangenen Jahr noch 32.500 Fans in den Volkspark geströmt waren, sehen die Sea Devils und die ELF die diesjährige Zahl nicht als Rückschritt.

„Der Fokus aller Sportbegeisterten liegt momentan auf der EM im eigenen Land“, sagte Weitz. Und Esume ergänzte: „Es ist im europäischen Football immer ein riesiger Erfolg, wenn man eine fünfstellige Zuschauerzahl hat.“ Vor ein paar Jahren habe man abgesehen vom German Bowl nie fünfstellige Zuschauerzahlen bei einem Football-Spiel in Deutschland gehabt. „Ich finde es angesichts der EM sehr beachtlich, dass die Zuschauerzahlen in die Richtung von 20.000 gehen. Das ist für mich fast schon überraschend“, sagte Esume. „Wir sind mit unserer Sportart darauf angewiesen, dass der Fußball uns in sein Wohnzimmer lässt.“

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Daran, dass Hamburg ein Stadion mittlerer Größe fehlt, hat der ELF-Chef dennoch keinen Zweifel. „Perspektivisch hoffe ich, dass die Stadt Hamburg zeitnah realisiert, dass man ein Stadion für 15.000 Zuschauer braucht“, sagte Esume, der sich auch in diesem Punkt mit Kuntz einig war. „Das wäre auch wichtig für die HSV-Frauen und die U21, wenn die aufsteigen sollte“, ergänzte der HSV-Sportvorstand.