Hamburg. Das Football-Team trägt fünf von sechs Heimspielen außerhalb Hamburgs aus, eins davon in Kroatien. Viele Fans sind genervt.
Meikel Lohmann und Nikolai Orth sind verrückt – natürlich nur im positiven Sinne. Verrückt nach American Football und verrückt nach den Hamburg Sea Devils. Anders ist es nicht zu erklären, dass die beiden Mitglieder des „Devils Anchor“-Fanclubs in dieser Saison alle sechs Heimspiele und auch einige Auswärtsspiele des Teams besuchen werden.
Was daran besonders sein soll? Ganz einfach: Mit Ausnahme des Heimspiels gegen den amtierenden ELF-Champion Rhein Fire am 14. Juli im Volksparkstadion finden sämtliche „Heimspiele“ in dieser Saison außerhalb Hamburgs statt. Los geht es am Sonntag (13 Uhr) im Bremer Weserstadion gegen die Paris Musketeers, danach warten die Lübecker Lohmühle (16. Juni gegen Prag), zweimal in die Hannoveraner Heinz von Heiden Arena (28. Juli gegen Frankfurt und 18. August gegen Köln) sowie zum krönenden Abschluss ein Heimspiel im kroatischen Šibenik (24. August gegen Madrid).
American Football: Hamburg Sea Devils haben Heimspiel in Kroatien
„Wir sind ein Hamburger Team. Da wäre es schon wünschenswert, wenn es mehr Heimspiele in Hamburg geben würde. Ich finde es traurig, dass es hier keine anderen Möglichkeiten gibt“, sagt der 39-jährige Lohmann. Von seinem Wohnort Itzehoe aus war er immer relativ schnell mit der Bahn oder dem Auto in Hamburg. Nach Kroatien werden es wohl 16 oder 17 Stunden sein, die er im Auto benötigt. Eine schnellere Option gibt es nicht, Lohmann hat Flugangst.
„Ich glaube, dass nicht mehr als vier oder fünf Mitglieder unseres Fanclubs in Kroatien dabei sein werden. Ich werde mich aber definitiv ins Auto setzen. Ich verbinde das dann mit einem langen Wochenende, das ich auch für ein paar Tage Urlaub nutze“, sagt er. Insgesamt gehören rund 280 Menschen dem Sea-Devils-Fanclub an.
Nur ein halbes Dutzend aus dem Fanclub reist nach Sibenik
Die Geschichte, wieso die Sea Devils überhaupt in Kroatien spielen, ist schnell erzählt. In Hamburg gab es keine passenden Stadien – und ELF-Gründer und -Hauptgesellschafter Zeljko Karajica ist mit seiner SEH-Unternehmensgruppe passenderweise auch Hauptgesellschafter des Fußballclubs HNK Šibenik. Das Stadion verursacht also keine Kosten, vermarktet wird die Partie als erstes „International Game“ der ELF-Geschichte.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich viele deutsche Fans auf den Weg dorthin machen werden“, sagt Nikolai Orth. Von seinem Wohnort Jever aus hat der 49-Jährige zumindest am Wochenende eine angenehm kurze Anreise nach Bremen, für die anderen Heimspiele geht deutlich mehr Zeit drauf.
Generalmanager Mark Weitz hofft auf viele Fans
„Es ist eine ganz schwierige Situation für die Sea-Devils-Fans, die in Hamburg wohnen. Abgesehen davon, dass viele Leute die Partien nicht mehr als Heimspiele sehen, geht auch viel Zeit und Geld drauf, wenn man dabei sein will. Einige Fans dürften davon abgeschreckt werden. Wir hoffen aber natürlich, dass wir in anderen Städten auch neue Anhänger dazugewinnen“, sagt Orth.
Darauf hofft auch Mark Weitz, der seit dieser Saison als Generalmanager der Sea Devils tätig ist. „Am Sonntag kommen die Zuschauer nicht nur aus Hamburg, sondern aus ganz Norddeutschland nach Bremen“, sagt er. „Wir haben Hamburg in unserer DNA, freuen uns aber darauf, in dieser Saison den ganzen Norden zu repräsentieren.“
Büro und Training weiterhin in Hamburg
Tatsächlich liegt das Büro der Sea Devils weiterhin in der Hamburger Hafencity, trainiert das Team auf der Anlage der Hamburg Blue Devils in Altona und wohnen auch die meisten Spieler und Trainer in der Hansestadt. Nur die Spielstätte fehlt, nachdem auch das zuletzt genutzte Hoheluft-Stadion des SC Victoria zu klein, zu alt und zu stark reguliert (Anwohnerbeschwerden wegen Lärms) war.
Für seine Nordtour hat der wandernde Hamburger Footballzirkus nun unter anderem neue Torstangen anfertigen lassen, die sich kompakter transportieren lassen. Für die Fans gibt es am Sonntag zudem die Möglichkeit, für 32 Euro ein Busticket vom Hamburger Hauptbahnhof zum Weserstadion zu erwerben. Wie viele das nutzen, ist unklar. Die Deutsche Bahn ist deutlich günstiger.
12.000 Tickets für das Weserstadion verkauft.
Verkauft haben die Sea Devils für ihren Heimspielauftakt rund 12.500 Tickets, was auch an den Union Bremen Bulls liegt. Der Fünftligist ist der einzige Amateur-Footballclub in Bremen. „Unser Trainingsfeld ist direkt neben dem Weserstadion. Wir freuen uns riesig auf die Hamburg Sea Devils“, sagt Abteilungsleiterin Michaela Berner (46). Für das Herrenteam sowie die drei Jugendteams hat der Verein einen ganzen Block reserviert, beim Einlaufen der Teams stehen die Jugendspieler Spalier. „Das ist große Werbung für den Sport und explizit für uns als Verein“, sagt Berner, die aber auch den Ärger der Hamburger Fans verstehen kann.
- 31:21-Auftaktsieg – nur ein Gewitter stoppte die Sea Devils
- Dreier-WG und U-Bahn: So lebt man als Sea-Devils-Quarterback
- Sea-Devils-Coach verlor bei NFL-Karriereende fast sein Leben
Für Nikolai Orth und Meikel Lohmann steht fest, dass sie die Sea Devils trotzdem weiter unterstützen werden. „Für die Stadt Hamburg ist es aber ein Armutszeugnis, dass es scheinbar keine passenden Stadien hier gibt. Viele Fans sind deshalb sehr enttäuscht. Und auch vom FC St. Pauli würde ich mir wünschen, dass man uns dort spielen lässt, wenn man doch die gesamte Stadt Hamburg repräsentieren will“, sagt Lohmann.