Hamburg. Das Hamburger Football-Team verliert seinen Anführer – und den Hamburger Ex-NFL-Profi: “Brauchen emotionale Aufbauarbeit.“
Miguel Boock machte den Anfang. Am frühen Montagmorgen saß der Middle Linebacker der Hamburg Sea Devils im Teamhotel im österreichischen Klagenfurt und tippte einen Social-Media-Post in sein Handy, mit dem er das Ende seiner American-Football-Karriere verkündete. „Football, I will forever love you“, schrieb der 30-Jährige zum Abschluss seiner emotionalen Erklärung. „3 out.“ Die Nummer drei, der Anführer der Seeteufel, geht von Bord.
Schon am Sonntagabend hatte Boock bittere Tränen geweint, nachdem die Sea Devils beim 15:27 gegen die Vienna Vikings zum zweiten Mal in Folge das Finale der European League of Football (ELF) verloren hatten. Der verregnete, neblige Montagmorgen am Wörthersee passte zur getrübten Gesamtstimmung. „Das Finale erneut zu verlieren, lässt den Schmerz viel tiefer sitzen. Wir brauchen in den nächsten Tagen emotionale Aufbauarbeit“, sagte Generalmanager Max Paatz, als ihn das Abendblatt auf der Rückreise erreichte.
Hamburg Sea Devils verlieren Anführer Boock – und Ex-NFL-Profi Edebali
Mit Boock wird der zentrale Spieler der Hamburger in der kommenden Saison nicht mehr dabei sein. Nicht Ex-NFL-Profi Kasim Edebali, nicht die US-Importspieler, nicht Quarterback Salieu Ceesay hatten das Team angeführt. Sondern Boock, der Deutsch-Kolumbianer aus Wandsbek, der nie im Ausland aktiv war, mit großen Teilen des Kaders aber seit Jahren sportlich oder freundschaftlich verbunden ist.
Am Montagabend gab dann auch Edebali sein Karriereende bekannt. „Es sind nicht die Stadien, der Ruhm oder das Geld, an das ich mich erinnern werde“, schrieb der Defensivstar auf Instagram. Das Wertvollste in seiner Karriere „waren die Menschen, die ich auf meinem Weg kennenlernen durfte“. Das Karriereende bei den Sea Devils machte ihn stolz. „Wieder nach Hause zu kommen, war eine der besten Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe“, schrieb Edebali, der im kommenden Sommer mit seiner Familie von Arizona (USA) nach Hamburg ziehen will.
Max Paatz: "Das Team wird ein neues Gesicht bekommen"
In den nächsten Wochen werden weitere Leistungsträger ihre Rücktritte bekannt geben. „Das Team wird ein neues Gesicht bekommen. Der Großteil wird zwar zurückkommen, im nächsten Jahr wartet aber viel Arbeit auf uns“, sagte Paatz.
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Dass die ELF die Regelungen für Importspieler verändern will, kommt den Sea Devils bei einem bevorstehenden Umbruch nicht gerade gelegen. Anstatt acht europäischer Importspieler sollen im kommenden Jahr nur noch sechs erlaubt sein. Umso wichtiger werden Spieler aus dem regionalen Umfeld. Immerhin: Der Rückzug der Hamburg Huskies aus der GFL 2 könnte den Sea Devils bei Neuverpflichtungen helfen.
Hamburg Sea Devils: Geht auch Quarterback Ceesay?
Die Anzahl von Importspielern aus den USA soll bei den derzeit vier erlaubten Akteuren bleiben. Ob die Sea Devils erneut mit dem deutschen Quarterback Salieu Ceesay (24) in die Saison gehen, erscheint nach dessen durchwachsenen Vorstellungen in dieser Saison fraglich. „Ich habe mir noch keine Gedanken zur Quarterbackposition gemacht. Wir werden in den nächsten Wochen in Ruhe entscheiden“, sagte Paatz. „Man darf nicht vergessen, dass wir mit Salieu und seinem Back-up Moritz Maack ins Finale gekommen sind. Beide haben es verdient, dass wir uns ernsthaft damit auseinandersetzen, mit ihnen auch in die neue Saison zu gehen.“
Den Umbruch in die Wege leiten soll Headcoach Charles Jones (62). Der US-Amerikaner hatte vor der abgelaufenen Saison einen Vertrag über mehrere Jahre unterschrieben. „Es könnte ein Jahr des Wiederaufbaus sein. Wenn wir das richtig angehen, könnten wir nachhaltigen Erfolg für die Zukunft schaffen“, sagte Jones. „Wir müssen einiges im nächsten Jahr reparieren. Darauf freue ich mich.“