Winsen/L. „Ich bin schon sehr enttäuscht“, gab der deutsche Golfstar nach der herben Niederlage bei den Porsche European Open zu.
Der einzige Vorteil des wegen Quarantäneauflagen auf Sonnabend verschobenen Turnierstarts bei den Porsche European Open in Winsen lässt sich aus Sicht der Veranstalter einfach zusammenfassen: Martin Kaymer war sicher am Wochenende dabei. Bei drei seiner jüngsten vier Starts hatte der deutsche Golfstar schließlich den Cut verpasst, also die Berechtigung, in den beiden Finalrunden mitzuspielen.
Auch beim ersten Auftritt des 36-Jährigen auf den Green Eagle Golf Courses ist es ihm wieder so ergangen: Wenn die besten 66 Profis an diesem Montag von 7.30 Uhr an zur dritten und letzten Runde des mit 1,2 Millionen Euro dotierten Turniers der European Tour abschlagen und die Führenden Maverick Antcliff (Australien) und Matthew Southgate (England/je 139 Schläge) jagen, ist der zweimalige Majorsieger nicht mehr dabei.
Kaymer verpasste Spielberechtigung um drei Schläge
Mit 150 Schlägen (73+77) auf dem Par-72-Kurs verpasste er die Spielberechtigung für Montag um drei Schläge. „Ich bin schon sehr enttäuscht“, gab Kaymer zu, „mir gelangen nur drei Birdies in zwei Runden. Das ist einfach viel zu wenig.“ Den Frust hatte er allerdings nicht allein, auch seine prominenten Flightpartner Henrik Stenson (Schweden/154) und Adam Ancer (Mexiko/152) schieden aus. „Ich habe es diese Woche einfach nicht gebracht“, sagt Ancer. „Es ist eine Schande, ich hatte mich wirklich auf das Turnier gefreut.“
Den „Frustflight der Stars“ verfolgten am Sonnabend und Sonntag zahlreiche der fast 2000 Zuschauer – alle getestet und mit Masken. Wie eine Karawane folgten sie den drei Golfstars. Die zeitgleich spielenden Profis auf anderen Bahnen hätten ihre Fans dagegen fast an den Fingern einer Hand abzählen können – und waren dennoch glücklich, dass überhaupt wieder Besucher dabei sein konnten. „Ich hatte am Sonnabend echt Herzklopfen am ersten Abschlag, als da wieder Fans standen“, sagte Marcel Siem (40), der mit 148 Schlägen den Cut um einen Schlag verpasste.
Kaymer vergibt Birdie-Chance
Bester Deutscher ist mit 143 Schlägen Marcel Schneider. „Ich bin sehr zufrieden, auch wenn ich den Ball am Sonntag etwas weniger gut getroffen habe.“ Auch Sebastian Heisele (145), Bernd Ritthammer (147) und Max Kieffer (147) sind im Finale dabei, ebenso Titelverteidiger Paul Casey (England/144).
Und Kaymer? Die Fans hörten sein „Pffft“ an der zwölften Bahn, als wieder ein machbarer Birdie-Putt am Loch vorbei rollte. Der Kopf ging nach unten, ein Frustzeichen von dem sonst so kontrollierten Rheinländer. Wieder eine Chance vertan, sein Ergebnis in die richtige Richtung zu lenken. Zwei Bahnen später das gleiche Bild: Birdie-Chance vergeben.
Unterbrechung durch Gewitter
„Ich habe versucht, mein Spiel zusammenzuhalten, so viel habe ich auch nicht falsch gemacht“, meinte Kaymer. „Es war aber so, dass die guten Schläge nicht richtig belohnt wurden und die schlechten richtig bitter waren.“ Richtig bitter für ihn war am Sonnabend das Gewitter, das gegen 16.30 Uhr für eine Unterbrechung sorgte. Zu diesem Zeitpunkt lag Kaymer bei zwei Schlägen unter Par.
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Mit einem Chip-in an der Neun und einem Flopshot über den Bunker ins Loch an der Bahn zwölf hatte er für Begeisterung gesorgt. Alles super. Zunächst. „Ich muss mich auf das Positive konzentrieren, ich habe da sehr gute Schläge gemacht, war sehr gut im Flow, war richtig gut drauf“, blickte er zurück. „Aber die Pause hat mich ein bisschen rausgehauen.“ Die Folge: Drei Bogeys nacheinander.
Kaymer: „Es war eine super Atmosphäre"
Aber die Hoffnung lebte zu diesem Zeitpunkt noch: „Wenn ich so weiter mache, dann kann ich sehr zufrieden sein.“ Doch am frühen Sonntagmorgen war dieser Optimismus schnell wieder dahin. Ein Doppelbogey gleich auf seiner ersten Bahn wies den Weg in die falsche Richtung, als dann auf seiner fünften Bahn, einem Par drei, der Ball ins Wasser statt auf das Grün flog, war es das eigentlich schon: „Zwei Doppelbogeys hauen einen schon ein bisschen nach hinten.“
Immerhin blieb Kaymer nach außen ruhig, erlaubte sich sogar, einen der Marshalls zu korrigieren, der das Publikum bat, stehen zu bleiben, als er sich auf einen schwierigen Schlag aus dem Rough vorbereitete: „Sie können sie ruhig laufen lassen, wir haben noch Zeit.“ Auch am Ende eines frustrierenden Arbeitstages ließ er die Laune nicht an den Fans aus: „Es war eine super Atmosphäre, vor ihnen zu spielen.“ Er posierte vor der Abfahrt ins Clubhaus für Selfies, gab Autogramme auf Golfmützen
Martin Kaymer hofft auf die US-Open
Als Sympathieträger hat er funktioniert – am Wochenende. Der Wunsch nach einer Top-Platzierung aber hat sich wieder nicht erfüllt. Seit 2014 konnte Kaymer kein Turnier mehr gewinnen. Das nächste große Ziel ist die US-Open (17. bis 20. Juni), bei der er als Sieger von 2014 noch Startrecht hat. „Diese Woche war eine gute Vorbereitung darauf“, sagte Kaymer. „Es ist wirklich einer der schwersten Plätze, den ich auf der European Tour gespielt habe und definitiv der schwerste Platz in Deutschland.“