Winsen/Luhe. Heimspield für Benedict Staben: Er trifft bei den Porsche European Open auch sein Idol Martin Kaymer. Welches Ziel er verfolgt.

Wenn mit den Porsche European Open in Winsen am Sonnabend eines der beiden deutschen Profigolfturniere auf der European Tour beginnt, wird nicht nur der Weg zum ersten Abschlag für Benedict Staben (31) ein vertrauter sein. Seit er 2018 aus dem Hamburger Land- und Golf-Club Hittfeld auf die Green-Eagle-Golf-Courses-Anlage nach Winsen wechselte, sind deren Spielbahnen für den 31-Jährigen so etwas wie sein zweites Zuhause geworden. „Wenn ich mal nicht auf einem Turnier bin, bin ich eigentlich jeden Tag in Winsen“, erzählt Staben, für den das anstehende Turnier, so könnte man sagen, ein Heimspiel wird.

Für drei Tage ist Staben dank einer Wildcard dann genau da, wo er schon immer sein wollte: auf der European Tour, umgeben von Spielern wie Martin Kaymer oder Titelverteidiger Paul Casey. Doch während Casey im Anschluss zu den US Open fliegt, geht es für Staben zurück auf die Pro Golf Tour, die dritte europäische Liga. Die fünf Besten qualifizieren sich am Ende einer Saison für die Challenge Tour, über die der Weg auf die European Tour führt, wenn man die Top 20 erreicht.

Hamburger Golfer stand unter großem Druck

Diesen Weg wollte der Mann aus Hittfeld innerhalb von drei Jahren gehen, wie er dem Abendblatt vor achteinhalb Jahren verriet. Der Plan scheiterte. „Wenn ich dafür jeden Grund aufzählen würde, wieso es nicht geklappt hat, würden wir, glaube ich, noch morgen hier sitzen“, sagt Staben, der aber als Hauptgrund für den bisher fehlenden Erfolg den immensen Druck ausgemacht hat.

Staben zählte damals zu den besten deutschen Amateuren. Der Erwartungsdruck – auch bei ihm selbst – war riesig, als er ins Profilager wechselte. „Jeder erwartete, dass ich durchstarte wie Martin Kaymer, aber diese Erwartungen konnte ich nicht erfüllen.“ Dem damals noch jungen Golfer fehlte es an mentaler Stärke, wie er heute zugibt. Mit dem Wechsel in den Profibereich warf Staben zudem alles um, trainierte häufiger, nahm sich noch einen Physiotherapeuten. „Ich dachte, viel hilft viel. Doch ich wurde immer schlechter. Das ist als Golfer natürlich das schlimmste Gefühl.“ Heute weiß er es besser und setzt auf Qualität statt Quantität beim Training und allem, was dazugehört.

Benedict Staben verfolgt realistisches Ziel

An Stabens Ziel, das er seit seinem Einstieg ins Profigolfgeschäft verfolgt, hat sich bis heute nichts geändert. Noch immer will er es auf die European Tour schaffen. Diesem Ziel könnte er am Ende der Saison einen deutlichen Schritt näher kommen. Nach drei zuletzt starken Turnieren, bei denen er immer unter die Top fünf kam, liegt Staben auch in der Gesamtrangliste der Pro Golf Tour auf dem fünften Platz.

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Der direkte Weg zur European Tour wäre ein Sieg bei den Porsche European Open. Doch sein Ziel ist realistischer: „Ein Platz in den Top 30 wäre ein gutes Ergebnis.“ Mit dem Aufsteigen auf höhere Touren würde sich auch die finanzielle Situation Stabens ändern. Aktuell hat er in seinem Beruf jedes Jahr höhere Ausgaben als Einnahmen. „Nur dank der finanziellen Unterstützung meiner Familie und Freunde kann ich überhaupt spielen“, gibt Staben zu. Als Profi auf der Challenge Tour könnte er seine Kosten decken, als guter Spieler auf der European Tour von den Preisgeldern leben.

Hamburger sieht Martin Kaymer als Vorbild

Doch des Geldes wegen spielt Staben nicht professionell Golf. „Es war dieser Traum als Kind, vor Fans zu spielen und den entscheidenden Putt zu lochen“, erzählt er. Genau aus diesem Grund ist auch Kaymer sein Vorbild und Idol. „Martin hat alles erreicht, wovon man als Kind träumt: ein Major gewinnen, für Europa den Ryder Cup holen. Ich bewundere ihn noch heute.“

Ebenso bewundernswert findet Staben die Platzqualität des Porsche Nord Course: „Die Fairways sind so gut – du kannst darauf putten“, erzählt der Lokalmatador, der sich sehr auf das Turnier freut. Leider muss er dafür wieder einmal seine Freundin und den Hund in der gemeinsamen Wohnung zurücklassen. Auch als Local Player muss Staben während der Turniertage mit den anderen Spielern im Hotel Grand Elysée in Hamburg wohnen. Umso dankbarer ist er darüber, dass er jemanden in seinem Leben hat, der das alles mitmacht. Denn er weiß: „Wir Golfer sind echt nicht einfach und super egoistisch, fast egozentrisch. Beim Golfen dreht sich alles immer nur um uns.“