Joachim Löw lässt sich durch das dürftige Remis im vorletzten WM-Test gegen Kamerun nicht aus dem Konzept bringen. Immerhin weiß er, dass bis zum ersten Gruppenspiel gegen Portugal noch einige Arbeit auf ihn wartet.
Mönchengladbach. Nach dem 2:2 (0:0) der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im vorletzten WM-Test gegen Kamerun in Mönchengladbach stellte sich Bundestrainer Joachim Löw in der Pressekonferenz den Fragen der Journalisten.
Frage: Wie ordnen Sie das 2:2 im vorletzten WM-Test ein?
Joachim Löw: Es war schon ein sehr guter Test für uns, weil Kamerun eine Mannschaft ist, die körperlich sehr präsent und zweikampfstark war, schnelle Spieler hat. In den ersten Minuten hatten wir gute Kombinationen und ein gutes Passspiel, da hätten wir natürlich in Führung gehen müssen. Daran müssen wir arbeiten, die Chancenverwertung ist nicht optimal.
Warum ging das Konzept später nicht auf?
Löw: Im Laufe des Spiels haben wir viele Bälle verloren und unsere Angriffe nicht konsequent zum Abschluss gebracht. Dadurch sind wir immer in Konter gelaufen. Man hat gemerkt, dass die Frische und die Konzentration gefehlt haben.
Schweinsteiger und Schmelzer standen nicht im Aufgebot, auch Klose war nicht spielfähig. Ist das Handicap doch größer als bisher angenommen?
Löw: Nein. Schweinsteiger und Schmelzer haben zweimal trainiert, das war so abgesprochen. Sie hatten nur einmal mit der Mannschaft trainiert, das war für dieses Spiel noch zu knapp. Mit Miroslav Klose hatte ich am Morgen gesprochen. Die letzten ein, zwei Tage hat man gemerkt, dass er nach diesem intensiven Programm körperlich so ein bisschen in ein Loch gefallen ist. Von daher war mir das Risiko zu groß. Er hat gesagt, er braucht noch ein paar Trainingseinheiten. Er kann das immer ganz gut einschätzen. Lahm und Neuer werden in München trainieren. Wie Schweinsteiger und Schmelzer sind sie schon voll belastbar.
Wie haben Sie Sami Khedira und Mesut Özil gesehen?
Löw: Bei Sami ist es völlig normal, dass er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte sein kann. Das war auch nicht unsere Annahme. Wir haben schon gewusst, dass er jeden Tag Training braucht. Er hat noch mal viel getan. Dass ihm zur Zeit Frische und Leichtigkeit fehlen, ist normal. Die nächsten zwei Wochen wird er intensiv nutzen, dann wird das auch um einiges besser sein. Mesut Özil hatte nicht seinen besten Tag. Ihm sind Fehler unterlaufen, die er in der Regel nicht macht. Bei ihm hat man auch gemerkt, dass die Spritzigkeit vielleicht nicht ganz vorhanden ist. Auch das werden wir hinbekommen, weil Mesut ein Spieler ist, der auf diesem technischen Niveau richtig gute Lösungen hat. Auch er wird sich steigern bis zum ersten WM-Spiel.
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Jérome Boateng als rechter Verteidiger, Mertesacker und Hummels in der zentralen Abwehr – ist das schon die WM-Lösung?
Löw: Es war einfach mal ein Versuch und ein Test. Jérome Boateng haben wir auch in der Vergangenheit schon mal auf der rechten Außenverteidigerposition gehabt. Alle drei Innenverteidiger waren in dieser Saison und auch in Südtirol in guter Verfassung. Ob es die endgültige Lösung sein wird, muss man sehen. Es kommt ja auch Philipp Lahm dazu.
Sie haben Lahm schon mehrmals für die linke Seite ausgeschlossen, warum eigentlich?
Löw: Dass ich Philipp Lahm für links ausschließe, ist definitiv. Es kann nicht sein, dass er alle zwei Jahre bei einem Turnier von einem Tag auf den anderen von der einen Seite auf die andere wechselt. Er spielt entweder im defensiven Mittelfeld oder rechts.
Wie ordnen Sie das Debüt von Erik Durm auf der linken Seite ein?
Löw: Erik hat seine Sache auf jeden Fall gut gemacht. Er hat ja noch nicht allzu häufig auf dieser Position gespielt, ist so irgendwie ein bisschen ein gelernter Offensivspieler. Seine Aufgabe hat er gut gelöst, er hat mitgespielt, er war sehr aufmerksam.
Die Variante mit Mario Götze als sogenannte falsche Neun hat auch nicht so funktioniert wie erhofft?
Löw: Er kann das auf jeden Fall spielen. Das hat er bei uns und bei den Bayern schon gezeigt. Das Problem war, dass die Spieler in der vordersten Reihe zu wenig in die Tiefe gekommen sind. Für mich ist das nach wie vor eine Variante, die denkbar ist.
Sind Sie jetzt weniger optimistisch für die WM?
Löw: Nein. Ich weiß, dass es nach der Saison und der Vorbereitung, in der wir umfangreich gearbeitet haben, logisch ist, dass bei den Spielern in manchen Bereichen die körperliche Frische fehlt und die Beine ein bisschen schwer sind. Ich weiß, dass wir manche Dinge schon besser machen können. Aber ich bin absolut überzeugt und optimistisch, dass wir in zwei Wochen in einer viel besseren Verfassung sind.
Schema
Deutschland: Weidenfeller/Borussia Dortmund (33 Jahre/2 Länderspiele) - Jerome Boateng/Bayern München (25/38), Mertesacker/FC Arsenal (29/98), Hummels/Borussia Dortmund (25/29), Durm/Borussia Dortmund (22/1) ab 85. Höwedes/Schalke 04 (26/20) - Khedira/Real Madrid (27/46) ab 73. Kramer/Borussia Mönchengladbach (23/2), Toni Kroos/Bayern München (24/43) - Thomas Müller/Bayern München (24/48), Özil/FC Arsenal (25/55) ab 63. Podolski/FC Arsenal (28/113), Reus/Borussia Dortmund (25/20), Götze/Bayern München (21/28) ab 58. Schürrle/FC Chelsea (23/32). - Trainer: Löw
Kamerun: Itandje - Bedimo (58. Assu-Ekotto), Matip, Nkoulou, Djeugoue (84. Nyom) - Song, Mbia (46. N'Guemo), Enoh - Moukandjo, Eto'o (90.+2 Webo), Choupo-Moting. - Trainer: Finke
Schiedsrichter: Damir Skomina (Slowenien)
Tore: 0:1 Eto'o (62.), 1:1 Thomas Müller (63.), 2:1 Schürrle (71.), 2:2 Choupo-Moting (78.)
Zuschauer: 41.250
Beste Spieler: Reus, Thomas Müller - Song, Moukandjo
Gelbe Karten: Jerome Boateng - Enoh, Song