Hamburg. St. Paulis Unterschiedsspieler war in konkreten Verhandlungen mit international spielendem Club. HSV-Profi Benes sieht genau hin.
Ist es nur ein Teil des Pokers, oder ist der mögliche Transfer von St. Paulis Zweitliga-Topscorer Marcel Hartel zum türkischen Topclub Trabzonspor schon geplatzt? Wie das Abendblatt erfahren hatte, befand sich Trabzonspor in fortgeschrittenen Gesprächen mit St. Paulis Unterschiedsspieler und seinem Management über einen Wechsel von der Elbe in die Ost-Türkei. Der Mittelfeldspieler war am Wochenende für Vertragsverhandlungen in die türkische Hafenstadt am Schwarzen Meer gereist.
Mehrere türkische Medien hatten daraufhin bereits von einer bevorstehenden Verpflichtung Hartels durch den Dritten der türkische Süper Lig berichtet. Jetzt reagierte der Club und teilte auf seinem Social-Media-Account mit: „Die Nachrichten in der Presse über den Transfer des Fußballprofis Marcel Hartel zu unserem Verein entsprechen nicht der Wahrheit. Unser Verein hat keine Transferpläne bezüglich des betreffenden Spielers.“
Transfermarkt: Hartel verhandelt mit Trabzonspor
„Es gibt viele Möglichkeiten, die wir in gegebener Ruhe prüfen, und dann treffen wir eine Entscheidung“, hatte Hartels Berater Dirk Hebel bereits am Sonntag auf Nachfrage mitgeteilt und dabei auch klargestellt, dass mit einem kurzfristigen Transfer nicht zu rechnen sei. Zuletzt war auch von Angeboten für Hartel aus Griechenland (Olympiakos Piräus und PAOK Saloniki) sowie aus Italien (AC Florenz) die Rede gewesen.
St. Pauli will interne Gehaltstruktur nicht sprengen
Zweitligameister St. Pauli hatte am vergangenen Donnerstag bekannt gegeben, dass Hartel den Verein trotz des Aufstiegs in die Bundesliga verlassen werde. Beide Parteien konnten sich nicht auf eine Verlängerung des am 30. Juni auslaufenden Vertrags einigen, weil der Profi den nächsten Schritt in seiner Karriere gehen will. Dies gilt auch in finanzieller Hinsicht.
Das andernorts in Aussicht stehende Jahresgehalt übersteigt ganz offenbar bei weitem das Salär, das der FC St. Pauli Hartel geboten hat und mit dem er schon an seine Schmerzgrenze gegangen ist. Auf keinen Fall aber wollten es die Verantwortlichen riskieren, die interne Gehaltsstruktur für einen Spieler komplett über den Haufen zu werfen, zumal es mit Kapitän Jackson Irvine und Abwehrchef Eric Smith, die beide noch einen Vertrag besitzen, zwei andere Spieler gibt, die im Team und Verein einen ähnlich hohen Stellenwert besitzen.
Trabzonspor-Trainer Avci wünscht sich Hartel im neuen Kader
Rund 2,5 Millionen Euro pro Jahr soll Hartel bei den interessierten Clubs verdienen können. Dazu käme dank seines ausgelaufenen Dreijahresvertrages und der damit verbundenen Ablösefreiheit noch die Aussicht auf ein stattliches Handgeld.
Auch das Nachrichten-Portal „TrabzonX“ hatte über das Interesse des türkischen Topvereins Trabzonspor an Hartel berichtet und in seinem Artikel dazu betont, dass sich Trabzonspor-Trainer Abdullah Avci den Mittelfeldspieler vor allem wegen seiner Torgefährlichkeit besonders wünscht.
Der erste Kontakt zu Hartel sei von Trabzonspor bereits vor rund zwei Monaten aufgenommen worden. Dies könnte auch eine Erklärung dafür sein, dass der Topscorer keine Eile hatte, mit dem FC St. Pauli zu verhandeln.
Hartel in der Türkei – Konsequenzen für Benes
Durch das Interesse an Hartel hatte Trabzonspor zugleich Abstand von einer anvisierten Verpflichtung von Laszlo Benes genommen. Der HSV-Profi (13 Tore, elf Vorlagen) galt bislang als Wunschtransfer der Türken, die allerdings auf eine schnelle Einigung drängten.
Da Benes, der eine Ausstiegsklausel besitzt, sich allerdings erst nach der Saison entscheiden will, für welchen Club er in der kommenden Saison auflaufen will, hatte sich der Tabellendritte der Süper Lig offenbar umorientiert. Kommt es nun zu einer erneuten Wende, wenn Trabzonspor tatsächlich Abstand von einer Verpflichtung Hartels nimmt?
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Bei Trabzonspor hätte St. Paulis Aufstiegsheld Hartel (17 Tore, 13 Vorlagen) international in der Europa League spielen können. Für den torgefährlichen Kreativspieler wäre dies auch in sportlicher Hinsicht eine attraktive Perspektive und ein Ausgleich dafür, dass die türkische Süper Lig schwächer als die deutsche Bundesliga einzuschätzen ist.