Hamburg. Auf dem Sofa hat sich der Bundesliga-Traum für das Millerntorteam noch nicht erfüllt. Warum jetzt aber schon ein Unentschieden reicht.

Es war 22.26 Uhr am Sonnabend, als Schiedsrichter Sven Jablonski aus Bremen im Kieler Holstein-Stadion seine Pfeife zum Mund führte, das Topspiel der Zweiten Liga abpfiff und Holstein Kiel in die Fußball-Bundesliga beförderte. Das 1:1 (1:0) gegen den Tabellendritten Fortuna Düsseldorf reichte den Kielern, um den Fünf-Punkte-Vorsprung auf die Rheinländer vor dem letzten Spieltag zu halten.

Ein Kieler Sieg, der nach der frühen 1:0-Führung (2. Minute) durch Benedikt Pichler möglich schien, hätte auch dem FC St. Pauli den sicheren Aufstieg beschert, obwohl das Millerntorteam erst an diesem Sonntag (13.30 Uhr) gegen den als Absteiger feststehenden VfL Osnabrück antritt. Der Ausgleich durch den Strafstoß von Düsseldorfs Topstürmer Christos Tzolis (70.) aber verhinderte dies vorerst.

FC St. Pauli kann zum sechsten Mal in die Bundesliga aufsteigen

Mit seinen 63 Punkten hat der FC St. Pauli noch drei Punkte mehr auf seinem Konto als die Fortuna (60), die aber im Heimspiel gegen Magdeburg am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) nur noch drei weitere Zähler sammeln kann. Der FC St. Pauli, der jetzt zum sechsten Mal in seiner Vereinsgeschichte in die Bundesliga aufsteigen kann, benötigt also nur noch einen Punkt, um in der Endabrechnung vor den Düsseldorfern zu bleiben.

Dazu bieten sich gleich zwei Gelegenheiten: An diesem Sonntag (13.30 Uhr) im Heimspiel gegen den VfL Osnabrück als auch am Pfingstsonntag (15.30 Uhr) beim SV Wehen Wiesbaden. Ein Unentschieden in zwei Spielen also nur noch bis zur Glückseligkeit.

Die Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. FC St. Pauli 34 / 62:36 / 69
2. Kiel 34 / 65:39 / 68
3. Düsseldorf 34 / 72:40 / 63
4. HSV 34 / 64:44 / 58
5. Karlsruhe 34 / 68:48 / 55
6. Hannover 34 / 59:44 / 52
7. Paderborn 34 / 54:54 / 52
8. Fürth 34 / 50:49 / 50

Das 1:1 im Spitzenspiel bietet dem FC St. Pauli aber zudem alle Chancen, schon an diesem Sonntag mit einem Sieg wieder die Tabellenführung zu übernehmen und diese eine Woche später zu verteidigen, um Zweitligameister zu werden. Schon vor einigen Tagen hatte St. Paulis Stürmer Johannes Eggestein versichert: „Wir jagen jetzt Holstein Kiel“. Eine klare Ansage also, dass das Team vom Millerntor nicht nur aufsteigen, sondern auch die Saison möglichst als Erster abschließen will.

Der FC St. Pauli will jetzt auch Zweitliga-Meister werden

Für den FC St. Pauli wäre der nun ganz nahe Bundesliga-Aufstieg der verdiente Lohn einer überragenden Saison. Bisher verlor das Team von Trainer Fabian Hürzeler nur fünf der absolvierten 32 Spiele. Was der absolute Bestwert der Liga ist. In der gesamten Hinserie war die Mannschaft ungeschlagen geblieben. Dagegen wurden bis jetzt 18 Siege gefeiert. Zwei weitere sollen nun noch dazu kommen.

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Mit dem Aufstieg hätte sich auch die Entscheidung, den damals noch 29 Jahre jungen Fabian Hürzeler im Dezember 2022 vom Co- zum Cheftrainer und damit Nachfolger des beliebten Timo Schultz zu ernennen, als goldrichtige Maßnahme des Sportchefs Andreas Bornemann und des Präsidiums erwiesen. In den bisher 49 Spielen unter Hürzelers Regie holten die Kiezkicker 104 Punkte – eine überragende Bilanz.

Mit Fabian Hürzeler gewann St. Pauli übrigens auch alle drei bisherigen Spiele gegen Holstein Kiel – zweimal 4:3 an der Förde und 5:1 am Millerntor. Insofern hätten die „Störche“ in dieser Saison auch durch die beiden direkten Duelle zum Mitaufstieg des Kiezclubs beigetragen. Derweil ist Holstein Kiel nun der erste Verein aus Schleswig-Holstein in der Fußball-Bundesliga – 61 Jahre nach deren Gründung.

Ein Punkt und St. Pauli kann Bundesliga-Kaderplanung konkret aufnehmen

Gelingt der Aufstieg nun schon gegen Osnabrück, können Bornemann und Hürzeler konkret die Kaderplanung für die Bundesliga vorantreiben. Als Erstes muss dabei die Zukunft von Topscorer Marcel Hartel geklärt werden, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft. Bisher haben die Ende April aufgenommenen Gespräche noch zu keinem Ergebnis geführt. Der nur noch einen Punkt entfernte Aufstieg dürfte einiges erleichtern.