Hamburg. Dramatische Personallage vor dem Auswärtsspiel bei Hannover 96. Welche beiden Defensivspieler jetzt auch noch fast sicher ausfallen.
Plötzlich richteten sich die Blicke der Fans, die am Mittwoch beim Training des FC St. Pauli zusahen, nicht mehr auf das Geschehen am Ball, sondern nur noch auf Eric Smith. Der Abwehrchef der Millerntor-Teams fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den rechten hinteren Oberschenkel. Sofort war klar, dass es nicht nur ein kleines Zwicken sein konnte, das den Schweden auf einmal störte.
Dieser Eindruck bestätigte sich noch, als die herbeigeeilten Physiotherapeuten den 27 Jahre alten Leistungsträger intensiv behandelten, aber die Gehversuche in einem offenkundig schmerzhaften Humpeln endeten. Gestützt von Physio- und Reha-Chef James Morgan und Dominik Körner, wurde Eric Smith in die Kabine geführt.
Dem FC St. Pauli gehen die Verteidiger aus
Offenkundig hat sich der Schwede eine schwere Muskelverletzung im rechten Oberschenkel zugezogen. Eine gegnerische Einwirkung beim Trainingsspiel war nicht zu erkennen. "Eric hat muskuläre Probleme. Wir müssen weitere Untersuchungen abwarten", hieß es am Nachmittag vom FC St. Pauli selbst. Eine zügige Genesung käme jedoch schon fast einem medizinischen Wunder gleich. Schließlich konnte Smith nicht selbstständig gehen.
Der praktisch sichere Ausfall kommt für den FC St. Pauli zur denkbar ungünstigsten Zeit. Nach den beiden jüngsten Niederlagen war die Hoffnung für das Spiel am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) bei Hannover 96, dass mit der Rückkehr des zuletzt gesperrten Hauke Wahl nun wieder die angestammte Abwehr-Dreierkette mit Wahl, Smith und Karol Mets auflaufen und für Stabilität sorgen könne.
Wieder ist die angestammte Dreier-Abwehrkette gesprengt
Jetzt muss sogar damit gerechnet werden, dass Eric Smith auch in weiteren Spielen wie am 26. April (18.30 Uhr) gegen Hansa Rostock am Millerntor und im Stadtderby beim HSV am 3. Mai (18.30 Uhr) nur wird zusehen können. Möglicherweise wird die Genesung sogar noch länger dauern.
Als wäre diese Botschaft für den FC St. Pauli nicht schon schlimm genug, konnte am Mittwoch auch Linksverteidiger Lars Ritzka nicht am Training teilnehmen. Er war beim 3:4 gegen die SV Elversberg schon in der neunten Minute für Philipp Treu eingewechselt worden, der sich einen Wadenbeinbruch zugezogen hatte und definitiv in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen kann. Jetzt droht also auch noch dessen Backup auszufallen.
St. Paulis Außenverteidiger Lars Ritzka konnte nur laufen
Ritzka absolvierte am Mittwoch nur ein paar Laufrunden und verschwand danach wieder im Kabinentrakt. Über die Art seiner Blessur gab es vom Verein keine konkrete Auskunft. Als Notlösung agierte der Australier Connor Metcalfe beim Trainingsspiel als linker Außenbahnspieler. Zuletzt hatte er in den Ligaspielen auf der rechten Seite als Außenstürmer gespielt.
In Hannover drohen am Sonntag also insgesamt drei wichtige Defensivspieler auszufallen. Das sind denkbar schlechte Voraussetzungen, um im Aufstiegskampf wieder in die Erfolgsspur zu finden. Bei einer weiteren Niederlage und auch schon bei einem Unentschieden droht der Vorsprung auf den Tabellendritten Fortuna Düsseldorf, der aktuell noch fünf Punkte beträgt, weiter zu schrumpfen.
St. Pauli ordnet kurzfristig Geheimtraining für Donnerstag an
Am frühen Mittwochabend teilte der FC St. Pauli überraschend mit, dass das Training am Donnerstagvormittag entgegen der vorherigen Veröffentlichung hinter verschlossenen Türen stattfinden wird. Für diesen Sinneswandel wurden "interne Gründe" genannt.
Ob diese kurzfristige Entscheidung eine Reaktion auf die aktuellen Verletzungen ist, ließ der Verein offen. Es liegt jedoch nahe, dass es möglichst verborgen bleiben soll, mit welcher Besetzung und mit welchen taktischen Varianten auf die drohenden Ausfälle reagiert wird. Üblicherweise wird immer bei den beiden letzten Trainingseinheiten vor einem Pflichtspiel die Öffentlichkeit ausgeschlossen.
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Nach dem Training am Mittwoch gab sich Smiths Verteidiger-Kollege Karol Mets (30) trotz der neuen Negativ-Nachricht kämpferisch und zuversichtlich. "Ich weiß nicht, warum Eric den Platz verlassen hat und wie ernst seine Verletzung ist. Aber wenn er wirklich aussetzen muss, muss eben der Nächste bereit sein und den Platz einnehmen", sagte der Kapitän der Nationalmannschaft Estlands. "Ich vertraue jedem von uns"
St. Paulis Verteidiger Karol Mets gibt sich kämpferisch
Aller Voraussicht wird nun der gegen die SV Elversberg noch gelb-rot-gesperrte Hauke Wahl die zentrale Position von Smith in der Dreierkette einnehmen, links neben ihm bleibt Karol Mets die feste Größe, während rechts erneut Adam Dzwigala nun doch in der Startformation bleiben dürfte. Der 28 Jahre alte Defensiv-Allrounder hatte bei den beiden jüngsten Niederlagen in Karlsruhe (1:2) und gegen Elversberg (3:4) einige Patzer und Probleme. Eine Pause hätte ihm vermutlich gut getan, um wieder in die Spur zu kommen und zu seiner sonst gewohnten Zuverlässigkeit zurückzukehren.