Hamburg. Für die SV Elversberg ist Ursapharm weit mehr als ein Sponsor. So brachten Vater und Sohn Holzer ihre Firma und den Verein nach oben.
Wenn die Mannschaft der SV Elversberg am Sonntag (13.30 Uhr) im Millerntor-Stadion beim Zweitliga-Tabellenführer FC St. Pauli antritt, wird dies die nächste Premiere für den Aufsteiger aus dem Saarland sein. Nie zuvor in seiner 117-jährigen Geschichte hat der Verein, der die 14.000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Neunkirchen repräsentiert, auf dem Kiez spielen müssen.
Die wesentliche Verantwortung dafür, dass die SV Elversberg aus den Niederungen des saarländischen Amateurfußballs in einem jahrelangen Prozess bis in die Zweite Liga emporklettern konnte, trägt zweifellos Frank Holzer.
FC St. Pauli spielt erstmals zu Hause gegen Elversberg
Der heute 71 Jahre alte, ehemalige Bundesliga-Profi des 1. FC Saarbrücken und von Eintracht Braunschweig, ließ sich schon 1989 zum Präsidenten des Vereins wählen, behielt dieses Amt mehr als 20 Jahre, war zwischendurch auch zweimal nebenher Trainer, ehe er am 1. Juli 2010 in den Aufsichtsrat wechselte. Ein Jahr später wurde sein Sohn Dominik (42) SVE-Präsident und ist es bis heute.
Doch Frank Holzer war und ist eben weit mehr als ein ehrenamtlicher Spitzenfunktionär des Vereins, sondern hat mit ungezählten Millionen an Mark und Euro seines Unternehmens für die finanzielle Grundlage des Aufstiegs von der damaligen Landesliga bis in die Zweite Bundesliga gesorgt, in der das Team jetzt als Tabellenelfter bester der drei Aufsteiger ist und reelle Aussichten auf den Klassenverbleib hat.
Klarer Plan: Als Dorfverein in den Profifußball
Das Ganze folgte einem klaren, langfristig angelegten Plan. „Frank Holzer hat mir einmal erzählt, dass er sehen wollte, wie weit er einen Dorfverein im Profifußball bringen kann“, berichtete jetzt Thomas Wollscheid (65), der als Reporter des Saarländischen Rundfunks die gesamte Entwicklung in Elversberg aus der Nähe verfolgt hat. Erst einmal aber musste der Verein finanziell saniert werden.
Heute lässt sich feststellen, dass er seinen Verein ziemlich weit gebracht hat. Die nächste Herausforderung wird sein, den Club zu einem festen Bestandteil zumindest der Zweiten Liga werden zu lassen.
Pharma-Konzern Ursapharm als Geldgeber
Möglich ist dies alles, weil Frank Holzer und längst ebenfalls auch sein Sohn überaus erfolgreiche Geschäftsleute sind. Beide sind gemeinsam als Geschäftsführer der Ursapharm Arzneimittel GmbH in Saarbrücken tätig. Frank Holzers Vaters Albrecht hatte mit drei anderen Apothekern 1974 dieses Unternehmen gegründet. Der kurios anmutende Name ist ein lateinischer Hinweis (ursus, der Bär) auf die einst von der Familie betriebene Bären-Apotheke in Saarbrücken.
Frank Holzer stieg nach seinem verletzungsbedingt frühen Karriereende und dank eines neben der sportlichen Laufbahn absolvierten Pharmaziestudiums ins Unternehmen ein. Heute ist Ursapharm mit einem Jahresumsatz von gut 250 Millionen Euro zwar kein Gigant in dieser Branche, aber doch ein großes und vor allem sehr erfolgreiches, weltweit agierendes Unternehmen mit zuletzt mehr als 40 Millionen Euro Gewinn.
Elversbergs Chef sponsert auch Bayern München
Bei solchen Zahlen kann auch der Werbe- und Sponsoringetat entsprechend hoch ausfallen, wobei die Bühne Zweite Liga allein wegen der TV-Präsenz eine wesentlich höhere Aufmerksamkeit verspricht als die Spielklassen darunter. Der Schriftzug der Augentropfen-Marke Hylo aus dem Hause Ursapharm ziert also die Brust des Elversberger Trikots, die Heimspielstätte heißt offiziell Ursapharm-Arena an der Kaiserlinde und wird in Eigenregie und ohne Steuergelder gerade von 10.000 auf rund 16.000 Plätze ausgebaut.
Frank Holzer spielte einst mit Felix Magath zusammen
Mit Hylo ist Ursapharm im Übrigen auch einer der Partner des FC Bayern München auf dessen vierthöchster Sponsorenebene. Dies habe vor allem in China, wo die Bayern eine hohe Aufmerksamkeit genießen, noch einmal einen Schub für den Absatz der Augentropfen gesorgt, verriet Frank Holzer, der einst in Saarbrücken mit Felix Magath zusammengespielt hatte, einmal.
Beobachter des Modells SV Elversberg wissen zu berichten, dass Frank Holzer heute weitaus zurückhaltender und deutlich weniger patriarchalisch auftritt als dies etwa bei Hannover 96 Mäzen, Vorstandschef und Hörgeräte-König Martin Kind zu tun pflegt. „Entscheidend für die Entwicklung des Vereins ist, dass Frank Holzer seinen fußballerischen und seinen unternehmerischen Sachverstand dort eingebracht hat“, sagt Elversberg-Experte Wollscheid.
Mehr zum FC St. Pauli
- FC St. Pauli: Maßnahmen gegen Rassismus auch im VIP-Bereich
- FC St. Pauli: Nach Hürzeler verlängert der nächste Eckpfeiler beim Kiezclub
- FC St. Pauli: Ein Rückkehrer und ein Angeschlagener beim ersten Training vor Elversberg
„Inzwischen haben die beiden Holzers ein gutes Team hinter sich aufgebaut. Das hat alles Sinn und Verstand. Deshalb handelt es sich auch nicht um ein Fußballwunder, sondern um ein Produkt von geplantem Erfolg mit der nötigen Portion Glück als Beigabe“, sagt Thomas Wollscheid.
Zuletzt kam neben dem finanziellen und fachlichen Input auch die Erkenntnis hinzu, dass eine personelle Kontinuität mittelfristig zum Erfolg führt. Trainer Horst Steffen (55) und Sport-Vorstand Nils-Ole Book (38) stehen jeweils seit 2018 in der Verantwortung. „Das ist ein Duo, das sich super ergänzt“, sagt Wollscheid weiter.
Doppeltorschütze gegen St. Pauli kommt ans Millerntor
Zudem sind in der aktuellen Mannschaft immer noch etliche Akteure, die auch schon in der Regionalliga dabei waren. So war Stürmer Luca Schnellbacher (29) im September 2020 Doppeltorschütze beim 4:2-Pokaltriumph gegen den FC St. Pauli. Jetzt geht es auch für ihn erstmals ans Millerntor.