Hamburg. Welche Szenarien für einen baldigen Vollzug sprechen. Tritt das Millerntorteam schon als Aufsteiger zum Stadtderby beim HSV an?

Lukas Kwasniok setzte ein süffisantes Lächeln auf und sagte: „Zum Aufstieg möchte ich jetzt noch nicht gratulieren. Das mache ich tatsächlich dann erst, wenn es so weit ist.“ Den Verdacht, dass diese Aussage des Trainers des SC Paderborn etwas mit Vorsicht oder gar Zweifeln zu tun haben könnte, beseitigte der 42 Jahre alte Fußballlehrer dann aber auch noch im Handstreich: „Euch wird keiner mehr aufhalten. Nur der Tag des Aufstiegs ist vielleicht noch fraglich.“

Tatsächlich hatte sich eben dieser Lukas Kwasniok am Ostersonntag mit seinem Paderborner Team eine gewisse Chance ausgemalt, den personell durchaus gehandicapten FC St. Pauli mit ein paar taktischen Finessen bei dessen zielstrebigem Leistungsmarsch Richtung Bundesliga ein klein wenig ärgern und zum Stolpern bringen zu können. Nach dem zwar knappen, aber verdienten 2:1-Erfolg des Millerntor-Teams gegen seine Ostwestfalen aber sah sich auch Kwasniok in seiner grundsätzlichen Einschätzung bestätigt, gegen das beste und konstanteste Team der Liga verloren zu haben.

St. Pauli hat elf Punkt Vorsprung auf Platz drei

Nicht nur für Paderborns Trainer, sondern längst für die allermeisten Betrachter stellt sich inzwischen nicht mehr die Frage, ob dem FC St. Pauli der sechste Bundesliga-Aufstieg seiner Vereinsgeschichte gelingt, sondern nur noch, wann dies rein rechnerisch unumstößlich der Fall sein wird.

Bei noch sieben Spieltagen und damit 21 zu vergebenden Punkten pro Team sowie einem jetzt auf elf Punkte gewachsenen Vorsprung auf Relegationsrang drei sind noch etliche Varianten möglich. So könnte im Optimalfall der Aufstieg schon in knapp zwei Wochen feststehen. Dafür müsste St. Pauli (57 Punkte) am kommenden Sonnabend in Karlsruhe und danach am Millerntor gegen die SV Elversberg gewinnen, während Fortuna Düsseldorf (46) und der HSV (45) aus ihren beiden Spielen in dieser Zeit nur maximal einen beziehungsweise zwei Punkte holen. Der Tabellenfünfte Hannover (43) dürfte nicht zweimal gewinnen.

Zehn Punkte könnten im schlechtesten Fall zu wenig sein

Theoretisch ist aber auch immer noch das gänzlich andere Extrem möglich. Denn gelingt Düsseldorf ein perfekter Saisonendspurt mit sieben Siegen, käme das Team auf 67 Punkte. Dann wären für St. Pauli von jetzt an noch zehn Punkte eventuell zu wenig, um auf einem direkten Aufstiegsplatz zu bleiben, sofern der Tabellenzweite Holstein Kiel (52 Punkte) keinen Einbruch erlebt.

Anders gesagt: Holt St. Pauli noch elf Punkte, ist der direkte Aufstieg definitiv sicher. Dieses Ziel könnte schon in den nächsten vier Spielen realisiert werden – mit vier Siegen und dann sogar zwölf Zählern. Das wäre bereits nach dem Heimspiel gegen Rostock am 26. April.

Aufstieg mit Heimsieg gegen Rostock möglich

In diesem Falle würde der FC St. Pauli als schon feststehender Aufsteiger zum Stadtderby beim HSV am 3. Mai antreten. Viele St.-Pauli-Anhänger präferieren allerdings das Szenario, mit einem Sieg im Volkspark den Aufstieg klarzumachen und damit den ungeliebten Stadtnachbarn gleich doppelt zu demütigen.

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Klar ist, dass alle offiziellen Feierlichkeiten zum Aufstieg erst nach dem Saisonabschluss stattfinden werden. So wird auch die Zweitliga-Meisterschale, liebevoll als „Radkappe“ bezeichnet, erst am letzten Spieltag verliehen. St. Pauli spielt dann beim SV Wehen Wiesbaden. Und auch die Ehrung im Rathaus bei Bürgermeister Peter Tschentscher inklusive der Jubelarien auf dem Rathausbalkon wird es erst nach dem letzten Spiel geben.

St. Paulis Trainer Hürzeler widerspricht seinem Kollegen

Von all diesen Rechnereien will St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler weiter nichts wissen. Zur erwähnten Einschätzung seines Kollegen Kwasniok sagte er nur: „Jeder hat seine Meinung, ich habe eine andere. Das ist auch gut so. Meine Meinung ist, dass wir in einer Woche ein sehr, sehr schweres Auswärtsspiel haben gegen eine der besten Mannschaften der Liga im Moment. Das gilt es vorzubereiten.“ Diese Einstellung hat ihm und dem FC St. Pauli in die Situation gebracht, den Rest der Liga von der Spitze aus zu grüßen.