Hamburg. Am Sonntag erwartet der Tabellenführer in Hertha BSC eine Mannschaft, die selbst noch heimliche Ambitionen auf die Bundesliga hat.

„Back to the basics“ – zurück zu den grundsätzlichen Dingen – hat Fabian Hürzeler für den Schlussspurt in der Zweiten Liga als Motto für seine Mannschaft ausgegeben. Feiern der Vertragsverlängerung? Kein Thema für den Trainer des FC St. Pauli am Freitag, harte Arbeit stand auf dem Trainingsplatz an der Kollau an, am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) kommt Hertha BSC ans Millerntor,.

Ein großer Schritt auf dem Weg in die Bundesliga ist mit einem Sieg möglich. „Die Jungs funktionieren als Mannschaft sehr gut, die einzelnen Spieler wirken sehr stabil“, meinte Hürzeler: „Das ist sehr wichtig für den Endspurt.“

Mannschaft soll „die einfachen Dinge richtig machen“

Die 1:3-Niederlage vor einer Woche beim anderen Bundesliga-Absteiger FC Schalke 04 haben sie gründlich aufgearbeitet und analysiert. „Schlechte Tiefensicherung und mangelndes Zweikampfverhalten“ hat Hürzeler da ausgemacht. Außerdem falsche Entscheidungen im eigenen Angriffsspiel: „Das ist nicht typisch für den Verlauf der Saison. Da müssen wir wieder zurück zu den Dingen, die uns stark gemacht haben.“

Da ist seine Mannschaft in den letzten Wochen etwas vom Pfad der Siegertugend abgekommen, meint Hürzeler: „Wir sind weggekommen von den einfachen Dingen, sind in Führung liegend oft in Lethargie verfallen. Es gibt in einer Saison auch mal Phasen, in denen du nicht am Limit performen kannst. Wir müssen es wieder schaffen, auch die einfachen Dinge richtig zu machen.“

Hertha BSC schaut auch noch nach oben

Dass nach zwei schweren Auswärtsspielen in Kiel und Gelsenkirchen nun wieder ein Heimspiel folgt, hilft dabei. Dass dabei die Leistungsträger Oladapo Afolayan (Sprunggelenkverletzung) und Eric Smith (Adduktorenverletzung) ausfallen, hilft weniger. Trotzdem sagt Herthas Trainer Pal Dardai. „St. Pauli ist das beste Team der Liga. Sie haben auf Schalke durch Gegentore nach langen Bällen verloren, da war nichts rausgespielt, das passiert.“

Sieben Punkte liegen die Berliner auf Rang neun hinter dem HSV auf Relegationsplatz drei. So ganz abgeschenkt haben die Herthaner die Saison noch nicht. „Es sind noch viele Punkte zu vergeben“, sagt Sportdirektor Benny Weber, „wir wollen jedes Spiel gewinnen.

Identifikation der Berliner mit Hertha ist wieder gewachsen

2900 Fans werden die Berliner ans Millerntor begleiten, die Unterstützung ist da. Die Identifikation mit dem Verein auch. Nach Jahren der extremen Misswirtschaft hat es der im Januar verstorbene Präsident Kai Bernstein geschafft, „wieder mehr Berlin in den Verein zu bringen“. Das sagt Hans-Georg Felder (58), der bis 2009 zehn Jahre lang Pressesprecher der Hertha war, im aktuellen Abendblatt Podcast „Millerntalk“.

Felder ist heute als Berater für die Agentur Siebert und Backs tätig, wohnt in Berlin und hat deshalb immer noch einen guten Einblick in die Verhältnisse bei Hertha.

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„Der Verein ist in einer Phase, sich zu konsolidieren, weg zu kommen von der Großmannsucht und sich auf die Basis zu konzentrieren“, sagt Felder. Trainer Dardai sei deshalb auch der genau richtige Mann am richtigen Ort: „Er ist eine absolute Galionsfigur in Berlin“, so Felder, „und er steht auch für den Weg, junge Talente aus dem guten Nachwuchs in das Profiteam zu integrieren.“

Dass es Kritiker gibt, die bemängeln, dass in Palko (24), Marton (22) und Bence (18) gleich drei Trainersöhne zum Kader gehören, versteht Felder nicht: „Was will man eigentlich? Da wurden drei Jungs aus dem eigenen Nachwuchs zu den Profis hochgebracht. Das ist doch genau die Aufgabe.“

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Hürzeler hat jedenfalls viel Respekt vor der Hertha. Und nicht nur vor Ausnahmestürmer Fabian Reese, „der zu gut ist für die Zweite Liga“. „Sie haben eine individuelle Qualität, mit der sie sehr gut umschalten können“, hat St. Paulis Trainer analysiert: „Es geht darum, die Umschaltmomente der Hertha zu verhindern.“ Back to the basics eben: „Man steigt nicht auf, wenn man den schönsten Fußball spielt, sondern den effektivsten.“ ah

FC St. Pauli: Vasilj – Dzwigala, Wahl, Mets – Saliakas, Irvine, Hartel, Treu – Metcalfe, Eggestein, Saad.
Hertha BSC: Ernst – Kenny, Gechter, Leistner, Karbownik – Barkok, Klemens – Palko Dardai, Maza, Reese – Tabakovic.