Hamburg. Der zuverlässige Verteidiger wird in den kommenden Wochen gebraucht. Auch darüber hinaus? Die Gespräche darüber sollen bald beginnen.
Adam Dzwigala war am Boden. Wie man es dreht und wendet. Wahlweise am Boden zerstört nach der 1:3-Niederlage des FC St. Pauli beim FC Schalke 04 am Freitag; am Boden der Tatsachen innerhalb der Verteidigerhierarchie im Team angelangt; vor allem aber: im Wortsinn.
Acht Minuten, also ein Hauch von Nichts, hatte der Pole in den vorangegangen elf Zweitligaspielen absolviert. Dann musste er nach der frühen Verletzung von Eric Smith aufs Feld und beförderte keinen Geringeren als Zweitligarekordtorschütze Simon Terodde umgehend per Grätsche – natürlich, auf den Boden.
St. Paulis Dzwigala empfiehlt sich für neuen Vertrag
Ein Liebling der Trikotwäscher und Gegenspieler sowieso wird Dzwigala in diesem Leben nicht mehr, dafür ist er seit langer Zeit ein Favorit des FC St. Pauli. Seit ziemlich langer, um genau zu sein: Denn still und heimlich ist der 28-Jährige zum dienstältesten Akteur avanciert. Seit dem 17. Dezember 2020 ist auf ihn Verlass.
Auf Schalke bewies der gebürtige Warschauer das mit fünf von sieben gewonnen Duellen am Boden, über die Saison hinweg sind es 65 Prozent. Eine Fertigkeit, die Großteilen der restlichen Mannschaft zumindest an diesem Abend abgegangen war. „Adam war sofort da, hat Zweikämpfe gewonnen und gute Bälle gespielt. Das ist auch ‘ne Qualität, Kompliment an ihn“, sagte Verteidigerkollege Hauke Wahl.
Bornemann: "Adam ist immer da"
Wen man auch fragt, der Tenor über Dzwigala ist immer gleich. Der Innenverteidiger, der auch rechts hinten aushelfen kann, ist die personifizierte Zuverlässigkeit.
„Adam hat eine extrem wichtige Rolle in der Mannschaft, auch ohne regelmäßig zu spielen. Er ist immer da, wenn wir ihn brauchen, und ein ganz elementarer Bestandteil dieser Gruppe“, schwärmt Sportchef Andreas Bornemann. Aber ist der Status des sporadisch Gebrauchten ein erstrebenswerter für Dzwigala, der immer noch vom Debüt im polnischen Nationalteam träumt?
Gespräche über Vertragsverlängerung sollen bald beginnen
Die Entscheidung darüber könnte in den kommenden Wochen fallen. Der Vertrag des Rechtsfußes läuft zum Saisonende aus. Er selbst sagt lediglich, man werde „Schritt für Schritt“ sehen, zunächst gehe es darum, „mich dem Trainer für die restliche Saison anzubieten“.
Gespräche über eine Verlängerung, für die er in dieser Verfassung ein Kandidat ist, sollen nach Abendblatt-Informationen bald aufgenommen werden. „Adam tut der Mannschaft gut und unterstreicht seine Bedeutung regelmäßig. Natürlich können wir uns bei solch einem Spieler sehr gut vorstellen, ihn auch in den nächsten Jahren in der Mannschaft zu haben, sofern er möchte natürlich“, sagt Bornemann.
Beide Kinder wurden in Hamburg geboren
Ein großes Plus: Dzwigala und seine Ehefrau Kalina fühlen sich sehr wohl in Hamburg. Die zweijährige Tochter Felicja sowie der an Heiligabend 2023 zur Welt gekommene Wincent wurden in der Hansestadt geboren.
„Es war ein gutes Gefühl, nach so langer Zeit wieder auf dem Platz zu stehen. Ich habe in den Wochen zuvor alles im Training gegeben, um bereit zu sein“, sagte Dzwigala in Gelsenkirchen. Die Sache mit der Spielzeit wird zumindest kurzfristig behoben.
Konkurrent Nemeth hat sich verletzt
Durch den Ausfall von Smith wegen einer Adduktorenverletzung dürfte Dzwigala mindestens in den kommenden beiden Begegnungen gegen Hertha BSC und beim 1. FC Nürnberg von Beginn an spielen. Dabei profitiert er auch davon, dass sich sein Positionskollege David Nemeth zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt mit muskulären Problemen herumplagt.
Das erfordert eine Umstellung im Spielaufbau der Kiezkicker. Wahl wird voraussichtlich die Smith-Rolle im Zentrum der Dreierkette als De-Facto-Spielmacher einnehmen. In diesem Bereich besitzt Dzwigala Verbesserungspotenzial, auf Schalke beispielsweise kamen nur vier seinen neun langen Bälle an.
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Dafür verfügt er bei Standards über Torgefahr. Mit 1,85 Meter ist Dzwigala kopfballstark. Selbst der bodenständigste Typ, und das ist er zweifellos, hebt dann und wann ab.