Hamburg. Rolf Höfert sorgt sich um die ungeklärte Trainerfrage beim Millerntor-Club. Welche Parallelen er zur Erfolgssaison 1976/77 sieht.

Aufregende Tage hat Rolf Höfert hinter sich. Am Donnerstag vor einer Woche wurde der frühere Kapitän des FC St. Pauli 75 Jahre alt, zwei Tage später gab es aus diesem Anlass eine Feier mit Familie und Freunden im großen Rahmen. Nach ein paar Tagen Erholung aber war dem früheren Mittelfeldspieler und Libero des Millerntor-Clubs nichts mehr von den turbulenten Tagen anzumerken, als er voller Freude und in gewohnter Plauderlaune als Gast im Abendblatt-Podcast Millerntalk zugeschaltet war, seine Sicht der Dinge darlegte und die eine oder andere Anekdote aus einer ganz anderen Zeit des Profifußballs preisgab.

St. Paulis Aufstiegskapitän im Abendblatt-Podcast Millerntalk

„Einmal St. Pauli, immer St. Pauli“, sagt Höfert aus voller Überzeugung. Siebeneinhalb Jahre hatte er für den Kiezclub gespielt, nachdem ihn Trainer Edgar „Edu“ Preuß im Sommer 1971 von Barmbek-Uhlenhorst mit ans Millerntor gelotst hatte. Der Bundesliga-Aufstieg sechs Jahre später 1977 als Meister der damaligen 2. Bundesliga Nord war sein bis dahin größter Triumph. Es war aber auch das erste Mal, dass der FC St. Pauli in die bundesweite Eliteklasse emporkletterte.

Nur drei von 38 Spielen hatten Höfert und Kollegen in der Aufstiegssaison 1976/77 verloren und hatten mit 36 Gegentreffern auch die beste Defensive der Liga aufzubieten. Da drängen sich geradezu Parallelen zur aktuellen Mannschaft auf, die bisher in dieser Saison nur ein Ligaspiel von 21 verloren, erst 19 Gegentreffer zugelassen hat und sich anschickt, nach dann 13 Jahren wieder einmal in die Bundesliga aufzusteigen. Es wäre der sechste Aufstieg in die höchste Liga seit Einführung des Profifußballs.

Von St. Pauli ging es für Rolf Höfert zum SC Bern

„Ich habe das Gefühl, dass da ganz gute Typen in der Mannschaft sind“, sagt Höfert und nennt dabei insbesondere Kapitän Jackson Irvine. „Charakterlich scheint da auch alles in Ordnung zu sein“, stellt Höfert per Ferndiagnose fest. Er verfolgt den FC St. Pauli aus der Schweiz, genauer gesagt aus Ueberstorf, einer Gemeinde in der Nähe der Hauptstadt Bern. Dorthin hatte es ihn im Winter 1978/79 verschlagen, als ihn der nach den Bundesliga-Abstieg klamme FC St. Pauli zum FC Bern transferiert hatte.

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„Aus zwei Jahren sind jetzt eben 45 geworden“, sagt Höfert trocken. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere blieb er in der Region Bern sesshaft, gründete eine Dependance des in Ammersbek bei Ahrensburg ansässigen Familienbetriebs für Spezialdichtungen und zog nie mehr weg. „Meine Söhne haben mir einmal gesagt: Papa, das war deine beste Entscheidung“, erzählt er. Halbtags arbeitet er immer noch im Betrieb. „Als Fußballer habe ich ja Geld mitbringen müssen, da muss ich eben jetzt noch arbeiten“, frotzelt er, um dann im Ernst hinzuzufügen: „Es macht mir ja immer noch Spaß.“

Höfert wurde gerade 75 Jahre alt. Noch heute arbeitet er

Zurück zum FC St. Pauli, dessen Spiel am Sonntag gegen Braunschweig sich Höfert natürlich am Bildschirm anschauen wird. „Was ich in den vergangenen Wochen und Monaten so mitbekommen habe, sieht das alles strukturell sehr gut und nach Fußball aus. Auch vom Technischen her haben sie gute Jungs“, sagt er und gibt zu: „Vor allem diesen Jungen, den sie aus Norderstedt geholt haben, habe ich in mein Herz geschlossen.“ Außenstürmer Elias Saad (24) ist natürlich gemeint.

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Höferts grundsätzliche Zuversicht, dass das Team diesmal den Aufstieg schafft, wird nur durch den einen Umstand getrübt, der beim Kiezclub gerade das brisanteste Thema ist: Die seit Monaten stockenden Verhandlungen um die Verlängerung des Vertrages mit Cheftrainer Fabian Hürzeler. „Hoffentlich kommt dadurch keine Schieflage rein. Da muss demnächst eine Entscheidung getroffen werden“, mahnt er an.

Zur Ablösung von Trainer Tim Walter beim HSV hat er eine ganz eigene Meinung: „Das ist für St. Pauli gar nicht so gut.“ Gegen einen Aufstieg des HSV gemeinsam mit St. Pauli hat Rolf Höfert allerdings nichts einzuwenden. „Dann gibt es auch in der nächsten Saison zwei Derbys“, frohlockt er und denkt zwangsläufig an den 3. September 1977.

St. Paulis 2:0 beim HSV war der schönste Sieg für Höfert

Es war der Tag, an dem Höfert seinen schönsten Sieg feierte. 2:0 gewann das von ihm als Kapitän angeführte und als krasser Außenseiter geltende St.-Pauli-Team im Volksparkstadion gegen den HSV, der knapp vier Monate zuvor Europapokalsieger der Pokalsieger geworden war und sich mit Kevin Keegan verstärkt hatte. Allzu gern erzählt Höfert die Story, dass er am Vormittag dieses denkwürdigen Tages noch Platten für die Terrasse seines neu erworbenen Hauses mit einem Anhänger geholt und ausgeladen hatte. Es war offenbar ein erfolgbringendes Aufwärmprogramm. Es waren wirklich andere Zeiten.