Benidorm. In der zweiten Hälfte des Trainingslagers stand die Offensive im Fokus. Auch auf dem Transfermarkt kann noch eine Attacke erfolgen.

Fabian Hürzeler ging in die Offensive. Obwohl der FC St. Pauli an diesem Freitagvormittag die 13. Einheit in neun Tagen absolviert, fordert der Cheftrainer beim anschließenden Testspiel gegen den VfL Osnabrück (14.30 Uhr/Livestream auf dem YouTube-Kanal des Kiezclubs) zum Abschluss des Trainingslagers im spanischen Benidorm nichts weniger, als „dass die Jungs nach einer anstrengenden Woche noch mal richtig marschieren“.

In der Partie im acht Kilometer von Benidorm entfernten Estadio Olímpico Camilo Cano in La Nucia gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten der Zweiten Liga, der zum Wintercamp in Valencia stationiert war, gehe es über zweimal 75 Minuten darum, „unsere Inhalte auf den Platz zu bringen und das maximal abzurufen, was wir beeinflussen können“.

St. Pauli absolviert Generalprobe gegen Osnabrück

Aber auch jenseits von Erwartungen an die einzige Probe vor dem Rückrundenauftakt am 20. Januar gegen den 1. FC Kaiserslautern zeigte sich Hürzeler angriffslustig. Hatte während der ersten Hälfte des Trainingslagers vor allem die Verteidigung im Vordergrund gestanden, wurden zuletzt vermehrt Offensivabläufe einstudiert. Obwohl der defensiv orientierte Coach mantraartig betont hatte, die Stabilität in der Abwehr sei das zentrale Thema, war es in der Hinrunde häufig die Abteilung Attacke, die dem Vizeherbstmeister weitere Punkte gekostet hatte.

Die Qualität der Chancen und deren Verwertung sowie das Verhalten im finalen Drittel gegen zumeist tief gestaffelte Konkurrenten waren Problemfelder. „Wir müssen wieder einen Schritt voraus sein, weil sich die Gegner auf uns einstellen. Ich habe versucht, in die Köpfe meiner Jungs zu kommen, damit sie bereit sind, neue Lösungen anzunehmen“, sagte Hürzeler.

Die neuen Offensivlösungen der Kiezkicker

Dabei geht es vor allem darum, mit Beginn der Spieleröffnung von hinten heraus Räume freizuziehen, die Sechser zu finden und die Außenspieler in Position zu bringen. Zudem verlangte der 30-Jährige, „Mut, diese Aktionen immer wieder zu probieren“, ehe er in typischer Hürzeler-Art nachschob, „ohne die Balance und defensive Stabilität zu verlieren“.

Wie gut dies bereits gelingt, wird sich gegen Osnabrück zeigen. Dann auch erstmals mit Leihgabe Aljoscha Kemlein vom Bundesligisten 1. FC Union Berlin. „Josch ist lernwillig, fleißig und passt perfekt in unser Profil. Er wird in der Startelf stehen und die kompletten ersten 75 Minuten auf der Sechs spielen“, sagt Hürzeler über den Junioren-Nationalspieler.

Kemlein vermittelt starken Eindruck

Kemlein, der erst am Sonnabendabend zum Team gestoßen war, erweckt bislang einen vielversprechenden Eindruck. Der 19-Jährige gefiel mit intuitivem Passspiel und verinnerlicht zunehmend Hürzelers System.

Mitspieler lobten die Spielintelligenz des Berliners und trauen ihm zu, eine unmittelbare Verstärkung zu sein. Co-Trainer Peter Nemeth ließ zudem kaum eine Gelegenheit ungenutzt, um dem Talent detaillierte Hinweise zu seiner Positionierung zu geben.

Keine Verletzten im Trainingslager

Kemlein wies zudem eine gute körperliche Verfassung auf, war auch stabil in den Zweikämpfen und zeigte keinerlei Ermüdungserscheinungen. Kein St. Paulianer zog sich eine Verletzung zu, lediglich Stürmer Simon Zoller trainierte individuell. "Alle Spieler sind sehr vorbildlich bei der Pflege ihrer Körper gewesen", lobte Hürzeler.

Ihm selbst waren die Strapazen der vorangegangen Tage am Donnerstag nicht anzusehen: „Die Spieler mögen müde sein, aber ich begreife meinen Job nicht als Arbeit, sondern kann hier meine Passion ausleben und bin heiß auf den Start.“

Kommt noch ein linksfüßiger Rechtsaußen?

Das Trainingslager soll allerdings nur die Vorhut zum Angriff St. Paulis auf den Aufstieg in die Bundesliga gewesen sein. Von Dienstag an sollen die Abläufe wieder an der Kollaustraße verfeinert und intensiviert werden.

Dazu ist es kein Geheimnis, dass die Braun-Weißen weiter auf der Suche nach einem linksfüßigen Rechtsaußen sind. „Wir sondieren die Lage, aber der Spieler muss uns sofort besser machen“, sagte Hürzeler. Wahrscheinlich ist, dass St. Pauli auch auf dem Transfermarkt in die Offensive geht.