Hamburg. Vor der Abreise ins Trainingslager spricht St. Paulis Trainer über die Verhandlungen und sagt, was ihn an den Darts-Profis beeindruckt.

Besondere Situationen erfordern auch beim FC St. Pauli besondere Maßnahmen. Getreu diesem Motto verlegte Cheftrainer Fabian Hürzeler am Dienstag die erste Übungseinheit des neuen Jahres kurzfristig und nach Absprache mit den Greenkeepern ins Millerntor-Stadion. Nach den ergiebigen Regenfällen waren die Trainingsplätze im Leistungszentrum an der Kollaustraße nicht bespielbar und hätten wohl nachhaltig Schaden genommen.

Der offenbar aufnahmefähigere Rasen im Stadion muss sich zudem erst am 20. Januar wieder in einem Top-Zustand befinden, wenn der Zweitliga-Tabellenzweite hier sein erstes Rückrundenspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern bestreitet.

St. Pauli absolviert erstes Training 2024 im Millerntor-Stadion

Zunächst einmal geht es für die St.-Pauli-Mannschaft an diesem Mittwoch ins Trainingslager in meteorologisch angenehmere Gefilde. Zum dritten Mal in Folge bereitet sich das Team in Benidorm an der spanischen Costa Blanca auf eine Zweitliga-Rückrunde vor. 24 Grad Celsius für den Mittwochnachmittag und neun Stunden Sonne versprach zuletzt die Wettervorhersage. Nach einem direkten Linienflug von Bremen nach Alicante wird das Team am Abend in dem von Hochhäusern geprägten Urlaubsort eintreffen, um dort bis zum 13. Januar zu bleiben.

Ob dieser dritte Besuch in Benidorm ein gutes oder schlechtes Omen ist, scheint völlig offen. Vor zwei Jahren kam St. Pauli als Tabellenführer nach 18 Spieltagen auf die großzügig angelegte Hotelanlage Meliá Villaitana, brach in der Rückrunde ein und beendete die Saison auf Rang fünf. Vor Jahresfrist wurde am selben Ort die Grundlage dafür gelegt, dass St. Pauli unter dem damals neuen Cheftrainer Fabian Hürzeler eine sensationelle Rückrunde mit 41 Punkten hinlegte und sich vom 15. ebenfalls wieder auf den fünften Platz in der Endabrechnung verbesserte.

FC St. Pauli bereits zum dritten Mal in Folge in Benidorm

Fakt ist, dass die Rahmenbedingungen in dem oberhalb von Benidorm mit Aussicht auf das Mittelmeer gelegenen Hotelkomplex für ein Trainingslager ideal sind. Die Rasenplätze gehören zur Anlage und sind für Spieler und Trainer schnell zu Fuß zu erreichen. Dazu war schon vor einem Jahr zusätzlich zum Kraftraum im Hotelgebäude noch ein Gym am Rande der Trainingsplätze eröffnet worden. Zudem erhielten die Zimmer und das Essen viel Lob von den Spielern und vom Trainerteam.

Auch Fabian Hürzeler wird nun das dritte Mal in Benidorm dabei sein, vor zwei Jahren war er noch Co-Trainer von Timo Schultz. Ging es vor Jahresfrist unter seiner Regie und auch unter der Anleitung des damals neu verpflichteten Co-Trainers Peter Nemeth vor allem darum, die defensiven Abläufe einzustudieren, um die Anfälligkeit für unnötige Gegentore zu minimieren, so wird jetzt auch ein anderes Thema im Vordergrund stehen. Nach den drei Unentschieden vor der Winterpause und insgesamt neun Hinrundenspielen, die nur remis ausgingen, soll an der Effizienz bei der Verwertung der herausgespielten Chancen gearbeitet werden.

Ideale Bedingungen dank Trainingsplatz am Hotel

„Der Fokus liegt darauf, die Balance zu finden zwischen einer defensiven Stabilität und der offensiven Torgefahr. Dazu gehört, Lösungen zu finden gegen tief stehende, aber auch gegen hoch pressende Gegner“, sagte Hürzeler nach der ersten Trainingseinheit 2024. „Zudem wollen wir die Gier wieder herausarbeiten, zu Null zu spielen.“ Dies war zuletzt in sechs Pflichtspielen in Folge nicht gelungen.

In dieser Hinsicht könnte Hürzelers Besuch vor wenigen Tagen bei der Darts-WM in London sogar unter Fortbildungsaspekten betrachtet werden. Auf die Frage, was sich möglicherweise aus dem doch so ganz anders anmutenden Sport mit den Wurfpfeilen für den Fußball lernen ließe, sagte er: „Den Fokus auf die Handlungsebene zu richten, also auf das, was du beeinflussen kannst, ohne sich von äußeren Dingen beeinflussen zu lassen. Das ist definitiv ein Punkt, wo du mental extrem stark sein musst. Daraus kann man individuell etwas herausziehen.“

Was Hürzeler vom Darts für den Fußball gelernt hat

Zur speziellen Atmosphäre im Austragungsort Alexandra Palace (Ally Pally) meinte er nur: „Man muss das mal erlebt haben. Aber dann ist auch gut.“ Seinen England-Besuch garnierte Hürzeler vor allem mit dem Besuch von vier Premiere-League-Spielen innerhalb von fünf Tagen. „Das ist für mich Erholung“, sagte er.

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Allgemeine Stressgefahr droht hingegen weiter in Hürzelers ungeklärter Vertragssituation über den Sommer hinaus. Dass es wichtig sei, Klarheit zu haben, hatte vor Weihnachten Sportchef Andreas Bornemann betont. Jetzt sagte Hürzeler: „Klarheit tut gut. Aber wichtig ist, dass wir uns zeitlich nicht unter Druck setzen lassen. Gut Ding will Weile haben. Mein Gefühl muss stimmen bei der ganzen Sache, und ich muss derjenige sein, der entscheidet.“ Das hörte sich eher nach einer noch längeren Phase der Unklarheit an. Alles hängt offenbar weiter an einer von Hürzeler gewünschten Ausstiegsklausel.

St. Paulis U-17-Weltmeister Eric da Silva Moreira reist mit

Zu den ins Trainingslager reisenden Spielern gehört auch U-17-Welt- und Europameister Eric da Silva Moreira. Externe Zugänge fehlen bisher hingegen. „Ich bin super zufrieden mit dem Kader, aber natürlich sondieren wir den Markt“, sprach Hürzeler dazu den typischen Standardsatz.

Unterdessen waren am Dienstag Innerhalb weniger Minuten die mehr als 5000 Tickets vergriffen, die den Anhängern des FC St. Pauli für das Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf am 27. Januar (20.30 Uhr) zur Verfügung gestellt wurden. Dieses Zweitliga-Spitzenspiel ist die zweite Partie im Rahmen der Aktion „Fortuna für alle“ mit kostenlosen Tickets.