Braunschweig. Die Hamburger unterliegen im Testspiel bei Eintracht Braunschweig mit 1:2. Simon Zoller hinterlässt dabei einen positiven Eindruck.

210 Tage sind eine Zeitspanne, in der selbst das Langzeitgedächtnis gravierende Lücken aufweist. Da Fabian Hürzeler ein schlechter Verlierer ist und der 21. April diesen Jahres kein unbedeutendes Datum für den Cheftrainer des FC St. Pauli war, erinnert er sich noch sehr genau daran, was damals passierte.

Das Derby beim HSV ging mit 3:4 verloren – und genau dieses bittere Gefühl der Niederlage mussten die Kiezkicker seither, Freundschaftsspiele inkludiert, nicht mehr erleben. Bis zum Freitagnachmittag, als sie im Test bei Eintracht Braunschweig mit 1:2 (1:0) unterlagen.

St. Paulis Trainer trotz Pleite in Braunschweig zufrieden

Und Hürzeler? War das komplett egal. „Bis zur 60. Minute war das ein sehr gutes Spiel von uns. Nur anfangs waren wir etwas schlampig, danach so dominant, wie wir uns das vorgestellt hatten“, sagte der 30-Jährige.

In der Tat sollte dem Resultat beim Zweitligavorletzten keinerlei Bedeutung beigemessen werden. St. Pauli war ohne sechs Nationalspieler sowie die Stammspieler Eric Smith und Elias Saad in die 150 Zuschauer fassende Rheingoldarena, ein Nebenplatz des Eintracht-Stadions, gereist.

B-Elf und Sturmtanks überzeugen nicht

Erkenntnisgewinne ließen sich dennoch erzielen. Einerseits, dass die B-Elf, die im zweiten Durchgang aufgeboten wurde, eine eher dünne Vorstellung bot. Die Bewerbungsschreiben der Reservisten hätten nur ein mangelhafte Note in Schönschrift erhalten.

Auch die von Hürzeler versuchte Konstellation eines 4-2-2-2 mit den Sturmtanks Andreas Albers und Maurides vorne drin hatte wenig Effekt, abgesehen von einer Doppelchance des Duos (51.). „So spielen wir ja selten. Aber die beiden hatten ihre Aktionen und haben gut gegen den Ball gearbeitet“, sagte Hürzeler beschwichtigend.

Zoller viel besser ins Spiel eingebunden

Ins Gedächtnis rufen sollte sich der Übungsleiter dagegen künftig häufiger, dass ihm in Simon Zoller eine zunehmend fähigere Option in der Spitze zur Verfügung steht. Der erfahrene, aber bisher selten eingesetzte Angreifer zeigte sich besser denn je ins Spiel eingebunden, besaß eine gute Chance (33.) und war maßgeblich am von Etienne Amenyido vorbereiteten und von Marcel Hartel abgeschlossen Führungstor beteiligt (36.).

„Zolli kommt immer besser rein, er hat sehr gute die Bälle festgemacht und ist gute, tiefe Wege gegangen“, lobte Hartel. „Heute war es auffällig besser. Den Schritt zu St. Pauli habe ich bewusst aus meiner Komfortzone gewählt, um Neues kennenzulernen. Es ist komplex und fordernd hier, aber macht Spaß“, sagte Zoller.

Nationalspieler kassieren Niederlagen

In der Niederlage vereint waren im Übrigen zwei Nationalspieler der Hamburger. Torwart Nikola Vasilj unterlag am Donnerstag in der EM-Qualifikation mit Bosnien-Herzegowina gegen Luxemburg und seinen Mitspieler Danel Sinani mit 1:4. Dabei kassierte er halb so viele Gegentreffer wie in der gesamten bisherigen Zweitligasaison und hätte sich vermutlich seine Vorderleute von St. Pauli gewünscht.

Einer davon, Karol Mets, hätte beim 0:2 Estlands gegen Österreich wohl gern seine angestammten Nebenleute bei sich gehabt. Für das Duo heißt es nun, um das gute Gefühl zurückzugewinnen, ein Kurzzeitgedächtnis zu haben.

FC St. Pauli: Burchert – Dzwigala, Wahl (46. Marie), Nemeth (68. Dahaba) – Treu (61. Günther), Boukhalfa, Hartel (46. Afolayan), Ritzka – Eggestein (46. Maurides), Zoller (46. Albers), Amenyido (61. Lee).
Tore: 0:1 Hartel (36.), 1:1, 2:1 Ihorst (66., 86).