Hamburg. Hamburgs Innensenator kann sich Kostenbeteiligung der Fußballclubs an Polizeieinsätzen vorstellen.

Hamburgs Innensenator Andy Grote (55/SPD) kann sich nach den Ausschreitungen im Gästeblock des Millerntor-Stadions am vergangenen Freitag beim Zweitligaspiel des FC St. Pauli gegen Hannover 96 (0:0) vorstellen, die Clubs der Fußball-Bundesliga an den Kosten für Polizeieinsätze bei Hochsicherheitsspielen zu beteiligen.

„Ich bin da offen. Rechtlich ist das möglich, das hat Bremen durchgesetzt“, sagte Grote bei der Landespressekonferenz in Hamburg am Dienstag. Das Bundesverwaltungsgericht hatte im März 2019 das entsprechende Bremer Vorgehen nach einem jahrelangen Rechtsstreit in letzter Instanz als rechtens eingestuft. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) ist allerdings vor das Bundesverfassungsgericht gezogen.

Mindestens 32 verletzte Personen am Freitag

Grote sieht für Hamburg offenbar noch von einer entsprechenden Regelung ab, weil er sonst Wettbewerbsnachteile für die Hamburger Clubs befürchtet. „Die DFL würde die Kosten umlegen auf die Hamburger Vereine und nicht auf die das Problem verursachenden Gästefans“, sagte er. „Ich glaube deshalb, dass es zu einer bundesweiten Lösung kommen muss.“

Am Freitag hatte es 17 verletzte Polizeibeamte und mindestens 15 verletzte Fußballfans gegeben, deren Dunkelziffer aber insbesondere durch den Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken deutlich höher liegen dürfte.

Fanhilfen kritisieren Polizeieinsatz

Polizeikräfte waren nach offenbar internen Auseinandersetzungen der 96-Fans in den Gästeblock eingedrungen, nach offiziellen Angaben, um einer angegriffenen Person zu helfen. Daraufhin eskalierte die Lage und es kam zu minutenlangen, wüsten Schlägereien zwischen Fans und der Polizei, die sich nach dem Spiel außerhalb des Stadions teilweise fortsetzten.

Der Polizeieinsatz im Stadion wurde von den Fanhilfen von Hannover 96 und dem FC St. Pauli als anlasslos und unverhältnismäßig kritisiert. Man werde sich anschauen, inwiefern der „Pfefferspray-Einsatz hier oder da auch hätte anders gemacht oder nicht gemacht werden müssen“, sagte Grote.

„Ich höre inzwischen von vielen, dass sie nicht mehr ins Stadion gehen, weil sie keine Lust haben auf diese hochaggressive, gewaltbereite Atmosphäre haben, die in Stadien teilweise herrscht“, sagte Grote. „Wir haben dieses Problem nur beim Fußball und kriegen es seit Jahren nicht in den Griff.“

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In diesem Zusammenhang kritisierte er die Clubs, dass sie nicht genug tun würden. „Ich habe nicht den Eindruck, dass von Vereinsseite, wenn wir über das Thema Stadionverbote oder Ähnliches sprechen, gegen die bekannte Hooligan-Gewalttäter, Kriminelle entsprechend vorgegangen wird. Das sehe ich nicht. Das wäre aber erforderlich“, sagte Grote.

Die zahlreichen Fanprojekte und die soziale Arbeit, die Fußballvereine in diesem Zusammenhang leisten, erwähnte er nicht. Stattdessen brachte er Einschränkungen für Auswärtsfahrer ins Gespräch: „Wir müssen auch sehen, ob wir den Bereich Gästefans mit Einschränkungen versehen müssen, um dort eine friedlichere Situation herbeizuführen, wenn das nicht von Vereinsseite selber herbeigeführt werden kann.“