Hamburg. Der FC St. Pauli setzt im verbalen Schlagabtausch nach dem Hannover-Eklat auf Deeskalation. Diskussion um Einsatzkosten entbrannt.
Der Reflex war erwartbar. Die schweren Auseinandersetzungen zwischen Fußballfans und Polizeieinheiten am Freitagabend im Millerntor-Stadion beim Zweitligaspiel zwischen dem FC St. Pauli und Hannover 96 (0:0) sowie später in den angrenzenden Straßen haben die Forderungen nach einer Kostenübernahme für die Polizeieinsätze durch die Fußballvereine wieder laut werden lassen.
Polizeikosten bei Krawallen: Erneute Forderung nach Erstattung
So sagte etwa Klemens Burzlaff, der 1. stellvertretende Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), dass sich die Hamburger Fußballvereine HSV und FC St. Pauli an den Kosten für Hochrisikospiele beteiligen müssten. „Wir haben es hier nicht nur mit den Einsatzkosten, sondern auch mit den Ausfallkosten, beispielsweise durch verletzte Kollegen, die länger nicht dienstfähig sind, zu tun“, erklärte er.
Spätestens seit die Hansestadt Bremen es auch gerichtlich durchgesetzt hat, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) für die Mehrkosten von Polizeieinsätzen bei Hochrisikospielen aufkommen muss, kommt dieses Thema immer wieder auf die Tagesordnung, wenn es in den Stadien und im Umfeld zu Ausschreitungen wie jetzt am Millerntor kommt. Die DFL als offizieller Veranstalter der Spiele in der Bundesliga und der Zweiten Liga hat sich bisher das an die Stadt Bremen gezahlte Geld vom SV Werder erstatten lassen.
Hamburg folgt nicht dem Bremer Kurs
In allen anderen Bundesländern, so auch in Hamburg, gilt diese Regelung bisher nicht, auch wenn sich Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD) in der Vergangenheit schon einmal offen dafür gezeigt hatte, in dieser Frage über einen Kurswechsel nachzudenken. Dieser allerdings komme nur in Betracht, wenn es einen einheitlichen Kurs dazu in allen Bundesländern gebe. Dies ist bislang nicht der Fall.
Grundsätzlich gilt für die Proficlubs die Regelung, dass die Vereine für die privatwirtschaftlichen Ordnungsdienste innerhalb der Stadien und beim Einlass verantwortlich sind und diese auch bezahlen. Außerhalb der Stadien aber ist die Polizei als staatliche Ordnungsmacht, die ein gesetzlich untermauertes Gewaltmonopol besitzt, für die Wahrung der öffentlichen Ordnung zuständig. Ein Einsatz von Polizeikräften innerhalb der Stadien, wie am Freitag geschehen, ist die Ausnahme und nur bei akuten Anlässen üblich.
Mehr zum FC St. Pauli
- St.-Pauli-Fans gegen Polizei: Schlammschlacht nach der Randale
- Kommentar: Polizei-Einsatz mit Pfefferspray – Verhältnis massiv belastet
- FC St. Pauli: Warum Trainer Hürzeler trotz des 0:0 zufrieden ist
Am Montag befasste auch sich die Vereinsführung des FC St. Pauli nochmals mit den Geschehnissen vom Freitagabend, aber auch mit den höchst unterschiedlichen Reaktionen der verschiedenen Seiten darauf. Vertreter von Polizei und Fangruppen insbesondere aus Hannover hatten am Wochenende schwere Vorwürfe gegeneinander erhoben.
FC St. Pauli führt Gespräche zur Deeskalation
Zur nun wieder aufgekommenen Diskussion über die Kostenbeteiligung von Profivereinen an den Polizeieinsätzen sagte ein Sprecher des Vereins auf Abendblatt-Nachfrage: „Der FC St. Pauli nimmt zur Kenntnis, dass die Vorfälle vom Freitag instrumentalisiert werden, um die öffentliche Stimmung weiter anzuheizen. Wir führen derzeit Gespräche mit allen Beteiligten, um die Lage zu deeskalieren und werden uns an einem Schlagabtausch über Medien nicht beteiligen. Der Vorschlag zur Kostenübernahme durch Fußballclubs löst kein einziges Problem, wirft aber viele neue Fragen auf.“