Hamburg. Für St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler schließt sich gegen Nürnberg ein Kreis. Was sich für ihn als Tabellenführer verändert hat.

Es war der 29. Januar dieses Jahres, als der Weg von Fabian Hürzeler als Cheftrainer des FC St. Pauli in der Zweiten Liga im Nürnberger Max-Morlock-Stadion seinen Anfang nahm. Gut acht Monate später schließt sich nun ein Kreis, wenn am Sonnabend (20.30 Uhr) der Gegner von damals, der 1. FC Nürnberg, im Millerntor-Stadion zum Topspiel antritt.

St. Pauli im Topspiel am Sonnabend gegen Nürnberg

Dieses erneute Aufeinandertreffen bietet genügend Anlass, sich die Entwicklung der St.-Pauli-Mannschaft seit jenem frostigen Tag (-0,6 Grad Höchsttemperatur) in der Frankenmetropole vor Augen zu führen. „Ich kann mich an dieses Spiel, wie auch an alle anderen, noch sehr gut erinnern. Wir hatten dort ein wenig Spielglück und haben durch ein Kopfballtor von Jakov Medic 1:0 gewonnen“, sagte Hürzeler am Donnerstag.

Im Nachhinein war es womöglich genau dieses Spielglück, zu dem Torwart Nikola Vasilj einige starke Paraden beitrug, das die notwendige Initialzündung darstellte, um das einzuleiten, was in den Wochen und Monaten danach bis heute geschah. Die Serie von zehn Siegen in Folge zum Auftakt seiner Amtszeit und eine Gesamtbilanz von 57 Punkten aus gerade einmal 25 Spielen sind atemberaubend – vor allem für einen Novizen im Profigeschäft.

Hürzeler geht erstmals als Spitzenreiter in einen Spieltag

Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass der 30 Jahre alte Hürzeler jetzt erstmals als Trainer des Zweitliga-Tabellenführers in den Spieltag geht. Gut, die Rückrunde der vergangenen Saison hatte er mit St. Pauli auch schon mit überragenden 41 Punkten gewonnen, das aber hatte „nur“ zu Platz fünf der Abschlusstabelle gereicht. Die Hypothek der Hinrunde (17 Punkte) war einfach zu groß gewesen.

Auch wenn Hürzeler am liebsten so täte, als wäre alles wie immer, hat sich mit dem 2:1-Sieg am vergangenen Sonnabend und der erstmaligen Übernahme der Tabellenführung in der Zweiten Liga unter seiner Regie eben doch manches geändert. Die Rolle des Jägers hat sein Team abgegeben und ist in die des Gejagten geschlüpft. Die ganze Liga blickt auf St. Pauli und darauf, wie das Team damit umgeht.

Hürzeler fordert „noch einen Schritt mehr“

„Die Jungs wissen, dass sie jetzt die Gejagten sind. In diesem Moment heißt es deshalb, noch mehr zu investieren, noch einen Schritt mehr zu machen und nicht damit zufrieden zu sein mit dem, was sie erreicht haben“, sagte Hürzeler denn auch am Donnerstag. „Sie müssen sich bewusst machen, wie sie dazu gekommen sind. Durch harte Arbeit und maximales Abfordern ihrer Leistung in athletischer, spielerischer und regenerativer Hinsicht.“

Interner Konkurrenzkampf als Erfolgsrezept

In der Ansprache werde er trotz der aktuellen Rolle des Klassenprimus nichts Wesentliches verändern. „Ich werde weiter penetrant sein und die Konsequenz und Klarheit einfordern, die sie bisher an den Tag gelegt haben. Das haben sie in den letzten Monaten gut gemacht. Es gilt, dies aufrechtzuerhalten, damit da kein Schlendrian hineinkommt“, sagte er. Ein bisschen Sorge vor lähmender Selbstzufriedenheit klang da also schon durch.

Auf der anderen Seite aber lobte er dann auch wieder das, was seine Mannschaft seit geraumer Zeit ganz besonders auszeichnet und was auch im Training zu erkennen ist. „Ein großes Plus bei uns ist, dass die Spieler, die ein bisschen hinten dran sind, von den Spielern, die im Moment regelmäßig spielen, alles maximal abfordern im Training“, sagte er. Die Stammkräfte seien so immer wieder gefordert, „gut gegen den Ball zu arbeiten und gute spielerische Lösungen nach vorn zu finden“. Die Grundlage dafür sei ein „Wir-Gefühl“ im ganzen Team.

Hürzeler unterscheidet zwischen Führungs-, Team- und Kreativspielern

Dies allerdings heißt nicht, dass jeder Spieler dieselbe Rolle innerhalb des Ensembles spielen soll. Ganz im Gegenteil. „Ich bin froh, Führungsspieler, Teamspieler und Kreativspieler zu haben. Das braucht jedes Team, um erfolgreich zu sein“, stellte Hürzeler am Donnerstag klar.

Dabei steht der für ihn wichtigste Führungsspieler, „mein Kapitän“ Jackson Irvine, vor einer Rückkehr in die Startelf. Seinen Bänderriss im Sprunggelenk hat der Australier längst auskuriert, zuletzt beim 2:1-Sieg in Berlin kam er schon Mitte der zweiten Hälfte auf den Rasen.

Hürzeler spricht über Gefühle vor einem Spiel

Aber was hat sich seit der Cheftrainer-Premiere Ende Januar beim Spiel in Nürnberg hinsichtlich der eigenen Gefühle vor einem Spiel inzwischen verändert? Im Grunde gar nichts, versucht Hürzeler glaubhaft zu machen. „Es ist immer eine gewisse Vorfreude, aber es gehört aber auch immer eine gewisse Anspannung dazu, ob der Matchplan aufgeht, wie die Jungs drauf sind, welche Energie das Stadion hat. Es sind eigentlich immer die gleichen Gefühlslagen“, sagte er jetzt auf konkrete Nachfrage.

Mehr zum FC St. Pauli

Nun denn, die Einschätzung der jeweiligen Gegner zum FC St. Pauli hat sich auf jeden Fall verändert. So sagte jetzt Nürnbergs Cristian Fiel über das Millerntor-Team: „Das ist eine sehr, sehr gute, eingespielte Mannschaft, die sehr variabel und individuell sehr gut bestückt“ ist. Ich gehe davon aus, dass die nächstes Jahr eine Liga höher spielen“.

Nürnbergs Trainer Fiel sieht St. Pauli als Aufsteiger

Nürnbergs Coach fügte noch süffisant an, dass sein Hamburger Kollege diesen letzten Satz wohl nicht so gerne hören würde. Womit Fiel zweifellos richtig lag. Aber genau das ist es eben, womit ein Gejagter leben und umgehen muss. Im Januar wäre wohl noch niemand auf die Idee gekommen, so etwas über den FC St. Pauli zu sagen.

Stadtderby am 1. Dezember unter Flutlicht

Unterdessen hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Partien der Zweitliga-Spieltage elf bis 15 konkret terminiert. Danach bestreitet der FC St. Pauli das Stadtderby gegen den HSV am Freitag, dem 1. Dezember (18.30 Uhr) im Millerntor-Stadion. Die weiteren Termine: Sonnabend, 28. Oktober, 13 Uhr: Karlsruhe (Heimspiel), Fr., 3. November, 18.30 Uhr: Elversberg (Auswärtsspiel), Fr., 10. November, 18. 30 Uhr: Hannover (H), Sa., 25. November, 13 Uhr: Rostock (A). Das DFB-Pokalspiel gegen Schalke 04 am Millerntor findet am Dienstag, 31. Oktober statt. Die Anstoßzeit ist noch offen.