Hamburg. Der Australier musste gegen Holstein Kiel den verletzten Kapitän vertreten. Er schaffte das mit Bravour und einem Treffer als Brustlöser

„Das Tor war verrückt, das hat man auch an meiner Reaktion gesehen, eines der besten, das ich je geschossen habe“, sagte Connor Metcalfe. Alles andere wäre auch ungewöhnlich.

Aus fast 30 Metern versenkte der Australier das Leder nach 3:15 Minuten zur 1:0-Führung für den FC St. Pauli beim 5:1-Sieg am Sonntag gegen Holstein Kiel. Der Brustlöser, ein unfassbarer Schuss für das „Tor des Monats“, vor allem aber, so Metcalfe: „Eine große Erleichterung für unsere gesamte Mannschaft.“

FC St. Pauli: Fünf Volltreffer nach drei Zu-Null-Spielen

Dreimal in fünf Spielen hatte St. Pauli das gegnerische Tor nicht getroffen, beim 2:1 gegen Kaiserslautern war ein Elfmeter dabei, beim 1:1 in Braunschweig eine Einzelaktion von Elias Saad. Ansonsten: Flaute. „Nach meinem Tor fühlte es sich so an, als ob wir zurück sind, wir haben danach als Team richtig gut gespielt. Wir glauben an uns“, sagte er.

Dabei hatte er zwei Minuten zuvor eine ähnliche Szene, da rutschte ihm der Ball über den Spann. „Der war leichter zu machen, als der zweite Versuch“, sagte Cheftrainer Fabian Hürzeler. „Da kam der Ball etwas überraschend zu mir, und ich habe gedacht, versuch es einfach noch mal.“ Volltreffer.

Wie auch die Entscheidung von Hürzeler, Metcalfe im zentralen Mittelfeld auf der Position des verletzten Kapitäns Jackson Irvine aufzubieten. Bislang spielte er bei St. Pauli fast immer offensiv auf der rechten Außenbahn. „Wir wissen, dass er sich auf der zentralen Position wohlfühlt“, sagte Hürzeler, „auch in dem Länderspiel gegen Mexiko vergangene Woche hat er es dort gut gemacht.“

Metcalfe traf zum vierten Mal seit er bei St. Pauli ist

Nachdem er ohne Jet-Lag-Probleme zurückgekehrt war und sich im Training stark präsentierte, stand Hürzelers Entscheidung fest. Und Metcalfe war bereit: „Es ist eigentlich meine natürliche Position“, sagte er, „in Australien habe ich auch immer dort gespielt.“

Mit entsprechender Sicherheit agierte er im Mittelfeld, war immer anspielbar, überwand Räume, stopfte Löcher. Nach einem harten Zweikampf mit Lewis Holtby musste er minutenlang behandelt werden, glücklicherweise blieb von dem Ellenbogentreffer des einstigen HSV-Stars keine Blessur übrig. Es war ein reifer Auftritt. Der sicherlich auch durch sein insgesamt viertes Tor für den FC St. Pauli befördert wurde, seit er im Juli 2022 vom australischen Melbourne City FC nach Hamburg kam.

So ersetzte ein Australier den anderen, der sich in eben jedem Spiel gegen Mexiko so schwer verletzt hatte. „Es waren große Schuhe für mich zu füllen“, gab Connor Metcalfe zu, „ich bin froh, dass es mir ganz gut gelungen ist.“ Irvine war vor dem Spiel, in der Halbzeit und nach der Partie in der Kabine. Er klatschte alle Spieler ab, sagte das eine oder andere Wort, motivierte. War Teil der Mannschaft. „Jacko ist eben unser Kapitän“, sagte Metcalfe. Und wenn andere so in die Bresche springen – umso besser.