Hamburg. Sein Freund und Podcastkollege Torge Paetow erzählt, was den Innenverteidiger des FC St. Pauli auszeichnet und wie er jedem Team hilft.
Seine ersten Eindrücke von Hauke Wahl sind Torge Paetow noch ziemlich präsent. „Was ist denn das für einer?“, fragte sich der der damalige U-17-Spieler von Holstein Kiel über den ein Jahr älteren Vereinskollegen aus der U 19, der in der Kabine nie grüßte und die jüngeren Spieler keines Blickes würdigte. Daran, dass die beiden später sehr viele Worte miteinander wechseln, indem sie einen Podcast herausbringen, war damals ebenso wenig zu denken wie an die enge Fußballerfreundschaft, die den Innenverteidiger des Drittligisten SC Verl mit Abwehrspieler des FC St. Pauli mittlerweile verbindet.
Inzwischen hat sich die Ansicht Paetows über Wahl verändert. „Dass er arrogant sei, wäre das Letzte, das mir zu ihm einfällt. Damals war er einfach nur zurückhaltend. Das ist bis heute so geblieben, allerdings mit einer gesunden Portion Selbstvertrauen dazu“, sagt der 28-Jährige.
Hauke Wahl trifft auf Ex-Club Holstein Kiel
Dieses Bewusstsein der eigenen Fähigkeiten hat Wahl auch dazu bewogen, im Sommer nach fünf Jahren bei Holstein Kiel – das am Sonntag (13.30 Uhr) im Millerntor-Stadion gastiert – in seine Geburts- und Heimatstadt zu wechseln. „Ich habe einen neuen Input gebraucht, wollte mich entwickeln“, sagt der 29-Jährige.
Erste Ergebnisse haben sich durch die „sehr detaillierte“ Arbeit des St. Paulianer- Trainerteams bereits eingestellt. „In der Positionierung, welchen Fuß ich anspielen soll, wo ich stehen muss, solche Kleinigkeiten, die aber spielentscheidend sind“, sagt Wahl.
Wahl und Paetow nehmen Podcast auf
Nun auch in Hamburg zu spielen, wo er mit seiner Frau auch schon während seiner Holsteiner Jahre gewohnt hat, mache ihn zwar „unheimlich glücklich und habe alle Erwartungen übertroffen“, war aber nicht maßgeblich beim Vereinswechsel. „Hauke ist ein sehr intelligenter Mensch und weiß, wie kurz ein Fußballerleben sein kann. Das Private hat er bewusst aus der Entscheidung rausgenommen“, sagt Paetow.
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Im Privaten wiederum sei Tennisfan Wahl ein äußerst angenehmer Zeitgenosse, „mit dem man sehr gut essen gehen kann und der für jedes Gespräch zu haben ist. Er schaut über den Tellerrand hinaus“, sagt Paetow. Ihren Horizont erweiterten die Freunde während der Corona-Zeit, als sie sich selten sahen, aber häufig miteinander telefonierten. „Es war eigentlich nur eine Schnapsidee, unsere Unterhaltungen als Podcast aufzuzeichnen. Aber Hauke fragte dann plötzlich, wann wir loslegen und hatte sich schon in die Technik eingearbeitet, er ist auch immer für eine Überraschung gut“, sagt Paetow.
"Weiches Holz" läuft zwei Jahre lang
Fortan fasste das Duo das Wochengeschehen auf amüsante Art im Podcast „Weiches Holz“ zusammen. Der Name setzt sich aus den damaligen Clubs der beiden zusammen.
Paetow war Kapitän von Weiche Flensburg, Wahl von Holstein Kiel. Im vergangenen Jahr wurde das Projekt aus zeitlichen Gründen beendet.
Paetow: "Er tut St. Pauli gut"
Die Zeit bei St. Pauli, Wahls Vertrag geht bis mindestens 2026, dürfte für beide Seiten profitabel sein, glaubt Paetow: „Hauke ist im Aufbauspiel einer der drei besten Akteure der Zweiten Liga, bringt dazu jede Mannschaft mit seiner positiven Ausstrahlung und den Führungsqualitäten voran.“ Wahl ist ein Vorzeigeprofi, der penibel auf Schlaf und Ernährung achtet, auf Milchprodukte verzichtet und nur zweimal wöchentlich Fleisch verzehrt. „Er tut St. Pauli gut“, sagt Paetow überzeugt.
Obwohl sich die ersten negativen Eindrücke längst verflüchtigt haben, kommt Paetow nicht ganz umhin, doch etwas Kritik an seinem Kumpel zu üben. „Er könnte meine Telefonnummer mal ausgraben und sich bei mir melden“, sagt er.