Hamburg. Manolis Saliakas wurde wie seine Kollegen Eric Smith und Adam Dzwigala nicht ins Nationalteam berufen. Das sorgt für Verwunderung.
Ein Laktattest gehört zu den weniger angenehmen Pflichten eines Profifußballers. Die Spieler des FC St. Pauli, die nicht mit ihren Nationalmannschaften über den Globus verteilt sind, ließen die Prüfung eines möglichen Sauerstoffmangels in den Geweben am Montag dennoch genügsam über sich ergehen. Ein Blick in die traditionell emotionale griechische Sportmedienlandschaft erweckt allerdings den Eindruck, einige Entscheidungsträger im dortigen Verband hätten den Laktattest deutlich nötiger, um einen etwaigen Sauerstoffmangel im Gehirn festzustellen.
Der im Land des Europameisters von 2004 für Schnappatmung sorgende Lufträuber heißt Manolis Saliakas – und wurde von Nationaltrainer Gustavo Poyet erneut nicht ins Aufgebot Griechenlands für die anstehenden EM-Qualifikationsspiele berufen. Der 26-Jährige ist nach Abendblatt-Informationen schwer enttäuscht und irritiert von der Entscheidung.
St.-Pauli-Trio nicht für Länderspiele nominiert
Auch der FC St. Pauli soll damit gerechnet haben, dass zu den bisher zwei Länderspieleinsätzen des Rechtsverteidigers bald weitere hinzukommen. Grundsätzlich stehen die Hamburger Abstellungen ihrer Nationalspieler positiv gegenüber.
„Die Weiterentwicklung unserer Spieler ist für uns ein zentrales Element. Wenn sie dabei den Schritt in ihre jeweiligen Nationalmannschaften gehen, ist das für uns ein Stück weit die Bestätigung unserer Arbeit“, sagt Sportchef Andreas Bornemann, der Saliakas wegen seiner Dauerläufe auf der Außenbahn auch schon als „unsere Nähmaschine“ bezeichnet hat.
Konkurrenz auf Saliakas' Position
Über die Gründe der abermaligen Ausmusterung wird in Griechenland heiter spekuliert. Der Verband bestelle keine Zweitligaspieler ein, heißt es. Dagegen spricht, dass in Andreas Bouchalakis von Hertha BSC ein Akteur eines direkten Rivalen den Sprung geschafft hat.
Zudem steht mit George Baldock (Sheffield United) ein gestandener Premier-League-Mann vor Saliakas. Dass aber Lazaros Rota anstelle des St. Paulianers, dessen großes Ziel die EM 2024 in Deutschland ist, dabei ist, hat einen Beigeschmack.
Griechische Medien spekulieren
Der Rechtsverteidiger besitzt bei AEK Athen keinen Stammplatz. Der Hauptstadtclub soll im Verband jedoch ein gewichtiges Wort bei der Nominierung mitreden. Außerdem ist Rota mit der Tochter den U-21-Nationaltrainers Nikolaos Papadopoulos liiert, was ihm gewiss nicht vorzuwerfen ist, aber den griechischen Medien Spekulationsmaterial liefert.
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Wie Saliakas und im Gegensatz zu seinen Mitspielern Elias Saad (Tunesien), Nikola Vasilj (Bosnien-Herzegowina), Danel Sinani (Luxemburg), Karol Mets (Estland), Jackson Irvine und Connor Metcalfe (beide Australien) wurde in Eric Smith ein weiterer Spitzenspieler der Zweiten Liga nicht für die Nationalmannschaft, in seinem Fall die schwedische, nominiert. Die Verwunderung hierüber ist in Hamburg, wo sich der 26-Jährige unter dem Brennglas befindet, jedoch wesentlich größer als in Skandinavien.
Journalist: "In Schweden spricht keiner über Smith"
„In Schweden wird wenig über Eric Smith gesprochen. Es gibt jedenfalls keine wilden Diskussionen darüber, dass er nicht in die Nationalmannschaft berufen worden ist“, sagt Anders Bengtsson vom schwedischen Fußballmagazin Offside.
Die Konkurrenz im defensiven Mittelfeld sowie der Innenverteidigung ist mit Victor Lindelöf (Manchester United), Isak Hien (Hellas Verona), Mattias Svanberg (VfL Wolfsburg) und Albin Ekdal (Spezia Calcio) namhaft. Sollte Smith seine Leistungen beibehalten und vor allem eine weitgehend verletzungsfreie Saison spielen, dürfte sein Debüt in gelb-blau dennoch nur eine Frage der Zeit sein.
Dzwigala im Blickfeld Polens
Ein weiterer Härtefall ist Adam Dzwigala, der sich Hoffnungen auf seine Länderspielpremiere für Polen gemacht hatte. Der nach der WM in Katar ins Amt berufene Chefcoach Fernando Santos hält losen Kontakt zum verlässlichen Innen- und Rechtsverteidiger, dem er das Potenzial für die Nationalmannschaft bescheinigt.
Allerdings hat der Portugiese dem gebürtigen Warschauer auch deutlich gemacht, dass er dafür regelmäßig im Verein zum Einsatz kommen muss. Wegen einer Wadenverletzung und der Konkurrenzsituation bei St. Pauli spielte der 27-Jährige in dieser Zweitligasaison erst eine Halbzeit. Dass er nun wieder fit ist, bewies Dzwigala am Montag beim Laktattest.