Hamburg. Die Anhänger der Kiezkicker sind verärgert über den Tospielzuschlag der Eintracht und bringen ihre Frustration zum Ausdruck.

Ausnahmsweise könnte die Torlosserie und Ineffektivität des FC St. Pauli vor dem gegnerischen Gehäuse doch ihre Vorzüge haben – zumindest für fünf Minuten. Wenigstens für einige der 2250 Anhänger, die die Hamburger an diesem Freitag (18.30 Uhr/Sky) zum Auswärtsspiel bei Eintracht Braunschweig begleiten. Denn in den ersten fünf Spielminuten wollen die Ultras des Clubs dem Block fernbleiben, um damit gegen die Ticketpreise der Niedersachsen zu protestieren, und dabei wollen sie möglichst kein Tor verpassen.

17 Euro verlangt Braunschweig normalerweise für eine Stehplatzkarte im Eintracht-Stadion. Für fünf Begegnungen pro Saison werden allerdings 23,5 Prozent Topspielzuschlag aufgeschlagen, darunter ist die Partie gegen St. Pauli.

Fans des FC St. Pauli protestieren gegen Ticketpreise

„Für ein durchschnittliches Ligaspiel 21 Euro zu bezahlen, sprengt den Rahmen dessen, was wir bereit sind, unwidersprochen zu schlucken“, schreibt die Fanvereinigung Ultrà Sankt Pauli (USP) dazu, deren Kurzzeitboykott auf Verständnis ihres Vereins stößt. „Ich liebe unsere Fans und würde mich über 90 Minuten Unterstützung freuen, finde es aber total legitim, sich für faire Ticketpreise einzusetzen“, sagt St. Paulis Cheftrainer Fabian Hürzeler.

Die Ultras fürchten in Zukunft englische Verhältnisse. In der Premier League kosten die günstigsten Eintrittskarten mehr als doppelt so viel wie in der Zweiten Liga.

Ultra Sankt Pauli: "Wollen, dass Fußball bezahlbar bleibt"

„Wir wollen, dass der Fußball bezahlbar bleibt. Nur so kann auch lebendige und aktive Fankultur bewahrt werden, in der sich jede und jeder, unabhängig von irgendwelchen Einkommensverhältnissen, einbringen und Teil der großen Faszination Fußball sein kann“ schreibt USP.

Es ist bei Weitem nicht die erste Protestaktion aus aktiven Fanszenen der Zweiten Liga. Auch gegen die Austragung der mittlerweile eliminierten Montagsspiele war jahrelang demonstriert worden. „Durch aktive Fankultur wurden grobe Missstände abgeschafft“, lässt USP verlautbaren.

Braunschweigs Geschäftsführer: "Erlöse zentrale Einnahmen"

„Wir haben dieses Thema intern, aber auch im Rahmen unseres Verstetigten Dialogs, in der Sommerpause intensiv und kontrovers diskutiert. Unsere Fanorganisationen haben sich einhellig gegen Modelle mit Topzuschlägen ausgesprochen. Uns ist bewusst, dass solche Maßnahmen nicht immer auf Gegenliebe stoßen und Anhänger attraktiver Vereine bei Auswärtsspielen des Öfteren einen Zuschlag bezahlen müssen", sagt Braunschweigs Geschäftsführer Wolfram Benz.

Für einen Traditionsverein seien die Erlöse aus dem Ticketing jedoch eine zentrale Einnahmesäule im Finanzplan. "Unser mit 23.500 Zuschauern vergleichsweise kleines Stadion besteht beispielsweise zu circa 50 Prozent aus Stehplätzen. Daraus ergibt sich im Vergleich zu anderen Clubs ein deutlich geringerer Durchschnittspreis und somit auch geringere Gesamteinnahmen", sagt Benz.

Topspielzuschläge sollen neu geprüft werden

Die finanziellen Belastungen sind in dieser Saison für alle Vereine deutlich gestiegen, speziell in Braunschweig. Dazu gehören die gestiegenen Miet- und Pachtzahlungen, der Anstieg bei den Energie- und Verbrauchskosten, die Erhöhung der Mindestlöhne der Dienstleister und weiteres.

"Wir mussten in vielen Bereichen Maßnahmen treffen, um die steigenden Kosten abzufedern und sportlich konkurrenzfähig zu sein. Dazu zählen die erstmalig eingeführten Spielkategorien A und B, für die wir uns nicht gerne entschieden haben, die in dieser Saison jedoch alternativlos sind. Sie sollen bei uns auch in Zukunft zu jeder Spielzeit neu geprüft werden“, sagt Benz.

Saad für tunesische Nationalmannschaft nominiert

Seine Prüfung, um für die tunesische Nationalmannschaft nominiert zu werden, bestanden hat hingegen Elias Saad. Vor seiner Premiere im Nationaldress soll Saad aber in Braunschweig die Torlosserie St. Paulis beenden.

Die Ultras würden es in Kauf nehmen, einen Treffer ihres Teams zu verpassen. „Ich werde meiner Mannschaft bestimmt nicht sagen, dass sie in den ersten fünf Minuten kein Tor schießen soll“, sagt Hürzeler.

Eintracht Braunschweig: Hoffmann – Behrendt, Ivanov, Kurucay – Marx, Wiebe, Krauße, Donkor – Gomez – Krüger, Ujah.

FC St. Pauli: Vasilj – Wahl, Smith, Mets – Saliakas, Irvine, Hartel, Ritzka – Afolayan, Albers, Saad.