Hamburg. Die Hamburger befassen sich mit dem 25 Jahre alten Igor Zlatanovic. Er passt ins Profil, eine Einigung ist bislang nicht erzielt.

„Schließt ihn ab!“ Kein Satz ging Fabian Hürzeler am Dienstagmittag auf dem Trainingsgelände des FC St. Pauli an der Kollaustraße häufiger von den Lippen. Nach drei 0:0 in der Zweiten Liga in Serie forderte der Cheftrainer seine Offensivkräfte in der Einheit immer wieder lautstark dazu auf, vor dem Tor doch bitte mal effizient abzuschließen.

Hürzeler ist momentan jedoch nicht der Einzige im Club, der sich mit Abschlüssen beschäftigt. Auch Sportchef Andreas Bornemann prüft kurz vor Ende des Transferperiode am Freitag um 18 Uhr, ob der Vertragsabschluss mit einem Stürmer Sinn ergeben würde, der, nun ja, potent abschließen kann. Einer der Kandidaten hierfür soll nach Abendblatt-Informationen der Serbe Igor Zlatanovic vom israelischen Erstligisten Maccabi Netanya sein.

Zlatanovic hatte Kontakt zum FC St. Pauli

„Es gibt mehrere Angebote für mich, aber St. Paulis ist am konkretesten“, wurde Zlatanovic am Montag auf der serbischen Internetseite „Sportklub“ zitiert. Ganz so weit, wie der 25-Jährige hofft, ist es jedoch anscheinend noch nicht. Allerdings gab es tatsächlich zumindest Kontakt zwischen den Verantwortlichen aller involvierter Parteien.

Dass sich die Wege von Zlatanovic und Netanya trennen sollen, ist kein Geheimnis. Dies bestätigte der israelische Erstligist bereits – mit einem wichtigen Zusatz. Nämlich dem, dass der 35-fache Juniorennationalspieler Serbiens voraussichtlich für nicht mehr als eine Million Euro verfügbar ist.

Maximal eine Million Euro als Ablöse vorstellbar

Dies ist nach Abendblatt-Informationen auch die maximal vorstellbare Summe, die St. Pauli, und dann auch nur im äußersten Fall, zu investieren bereit wäre. Das Geld, so heißt es innerhalb des Vereins, ließe sich auch anderweitig gut gebrauchen.

Hinzu kommt die Einschätzung Bornemanns, dass keine zwingende Notwendigkeit bestehe, einen weiteren Stürmer zu verpflichten. Die drei Nullnummern in Folge seien keine Frage der Qualität, sondern „Kopfsache. Wir haben uns in eine Debatte reinreden lassen“, sagte der 51-Jährige nach dem torlosen Remis gegen den 1. FC Magdeburg am Sonntag. Nur „wenn sich etwas ergibt, das im Rahmen unserer Möglichkeiten umsetzbar ist“, sei ein Zugang vorstellbar, sagte Bornemann.

St. Pauli trotz Dominanz torlos

In der Tat ist die Analyse der Torlosserie eine Gratwanderung. St. Pauli hatte sowohl gegen Fortuna Düsseldorf als auch gegen Magdeburg mehr als 20 Torschüsse, war die dominante Mannschaft, bei Greuther Fürth war dies zumindest phasenweise zutreffend.

Es ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit, dass aus dieser Vielzahl an Chancen demnächst auch Tore entstehen werden. Jedoch könnte sich diese Wahrscheinlichkeit womöglich mit einem weiteren Stürmer erhöhen lassen.

Gehaltsgefüge würde nicht gesprengt

Mit Zlatanovic? Der in Uzice in der damals noch existierenden Föderativen Volksrepublik Jugoslawien geborene Angreifer passt jedenfalls in das Anforderungs- und Transferprofil des Kiezclubs. Der Rechtsfuß hat nachgewiesen, dass er Qualität besitzt, aber zugleich noch über reichlich Potenzial verfügt.

Zlatanovic würde zudem das Gehaltsgefüge nicht sprengen. Im Übrigen ein weiterer Grund, weswegen der Transfer eines wesentlich teureren, etablierteren Stürmers, dessen Lohn bei 70.000 bis 80.000 Euro monatlich liegen würde, nie im Raum stand. Auch wäre es für die Scouting-Abteilung der Hamburger nicht unüblich, in einer eher exotischeren Liga nach Akteuren Ausschau zu halten.

Zlatanovic erzielt 15 Saisontore in Israel

Sportlich könnte Zlatanovic St. Pauli direkt weiterhelfen. Mit nur 1,80 Meter ist er kein Wandspieler wie Andreas Albers oder Maurides, kann dafür auch als Linksaußen spielen, hat den Blick für den freien Mann und – vor allem: Er weiß auch, wo sich das Tor befindet. In der Vorsaison gelangen ihm in Israel in insgesamt 34 Begegnungen zehn Treffer in der Hauptrunde sowie fünf weitere in der Meisterrunde, eine Karrierebestmarke.

In der Spielzeit zuvor traf Zlatanovic in 35 Partien zwölfmal. Bei Netanya scheint er nun jedoch keine nennenswerte Rolle mehr zu spielen, wurde beim Saisonauftakt gegen Maccabi Bnei Reineh (1:1) lediglich für die finalen 18 Minuten eingewechselt.

Albers und Nemeth fehlen beim Training

Ob er in den verbleibenden Minuten noch durchs geöffnete Transferfenster nach St. Pauli schlüpft, wird sich zeigen. Die Stürmerdebatte ist im Anschluss so oder so bis zum Winter abgeschlossen.

Beim Training am Dienstag fehlten Innenverteidiger David Nemeth (22) sowie die Mittelstürmer Andreas Albers (33) und Maurides (29).