Hamburg. Der Neuzugang des FC St. Pauli hat mit 26 Jahren schon viel erlebt. Wo er bei sich selbst noch viel Verbesserungsbedarf sieht.

Den 29. Mai 2022 wird Danel Sinani nie vergessen. Der Offensivspieler stand mit Huddersfield Town im Finale zum Aufstieg in die englische Premier League. Der Austragungsort: das Londoner Wembley-Stadion.

„Es ist einfach einmalig, dort zu spielen. Jeder Fußballer will diese Erfahrung sammeln“, erzählt der 26-Jährige. „80.000 Zuschauer sind im Stadion. Das ist eine riesige Motivation.“ Am Ende mussten sich Sinani und sein Team Nottingham Forrest 0:1 geschlagen geben. „Die Enttäuschung war schon sehr groß“, sagt er. „Sie hatten das Quäntchen Glück, das uns gefehlt hatte.“

FC St. Pauli: Daniel Sinani spricht sechs Sprachen fließend

Beim FC St. Pauli hat er ein neues Kapitel in seiner schon jetzt ereignisreichen Laufbahn aufgeschlagen. „Sie haben eine hervorragende Rückrunde geliefert. Die Art und Weise, wie sie Fußball spielen, hat mich beeindruckt“, erzählt Sinani. Zu Saisonbeginn hatten ihn die Kiezkicker ablösefrei vom englischen Zweitligisten Norwich City verpflichtet.

Das Einleben ist Sinani, der alleine in Hamburg wohnt, leichtgefallen. Kein Wunder: Er spricht sechs Sprachen – Luxemburgisch, Serbisch, Deutsch, Englisch, Französisch und Mazedonisch – fließend. Nach Stationen in Luxemburg, Belgien und England steht der Linksfuß erstmals in Deutschland unter Vertrag. „Als Spieler ist es nun mal so, dass man Vereine wechselt. Man muss sich zurechtfinden“, sagt er.

Sinanis großer Bruder spielt auch in der Nationalmannschaft

Sinani sitzt in einem Raum im Trainingszentrum an der Kollaustraße. Er ist aufgeschlossen, freundlich, selbstreflektiert – wie jemand, der schon viel gesehen hat. 1997 in Belgrad geboren, zog er im Alter von fünf Jahren mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder Dejvid (30) aus dem kriegsgeprägten Serbien nach Luxemburg.

„Im Kopf geblieben ist mir, dass ich sehr viel Zeit mit meinem Bruder verbracht habe“, sagt Sinani. Mittlerweile spielen beide – Dejvid ist Profi beim luxemburgischen Erstligisten FC Swift Hesperingen – zusammen in der Nationalmannschaft. „Er gibt mir immer Feedback, was ich verbessern muss.“

St.-Pauli-Profi spielte schon Europa-League

Seine Schwester Lejla (17) spielt in Luxemburg Handball bei Erstligist Red Boys Differdingen. „Ich schaue ihr gerne zu“, erzählt Sinani. „Es macht mir Spaß, da ein bisschen Abstand vom Fußball zu haben.“ In seiner Heimat lief der Rechtsaußen drei Jahre lang für Rekordmeister F91 Düdelingen auf. Der größte Erfolg war 2018 die Qualifaktion für die Europa League.

„Es war einfach unfassbar. Wir waren die erste luxemburgische Mannschaft, die auf so einer großen Bühne gespielt hat“, beschreibt er. Für die Spiele gegen die AC Mailand (0:1), Betis Sevilla (0:0) und Olympiakos Piräus (0:2) wich der Verein ins rund 8000 Zuschauer fassende Josy-Barthel-Stadion aus. „Du spielst gegen Giganten. Das war eine Erfahrung, die man nicht jeden Tag macht.“

Sinani lernte von Eintracht-Trainer Toppmöller

In Düdelingen spielte Sinani unter dem heutigen Trainer von Eintracht Frankfurt, Dino Toppmöller. „Er hat mir sehr viel beigebracht. Dank ihm kann ich auch auf der Außenbahn spielen“, sagt Sinani, der mit Luxemburg im September die EM-Qualifikationsspiele gegen Island (8.9.) und Portugal (11.9.) bestreitet.

In der Gruppe steht das Herzogtum auf Rang drei. „Es bleibt ein Traum für mich, es mit Luxemburg zur EM zu schaffen. Wir müssen einfach daran glauben, dass wir auch gegen große Nationen Punkte holen können.“

„Die Defensivarbeit ist meine größte Baustelle“

Beim FC St. Pauli ist Sinani bislang zu drei Kurzeinsätzen gekommen, gegen Fürth durfte er zuletzt eine ganze Halbzeit ran. „Am Anfang musste ich die Abläufe kennenlernen. Mittlerweile wird das immer besser.“ Der Standardexperte gibt sich auch selbstkritisch: „In der Defensive muss ich aggressiver, bissiger sein. Das ist meine größte Baustelle.“

Wie groß ist der Unterschied zur englischen Liga? „Die Intensität dort ist sehr hoch. Das Spiel ist einen Tick physischer als in Deutschland.“ Im 1. FC Magdeburg (So, 13.30 Uhr/Sky) erwartet die Kiezkicker ein Gegner, gegen den „Details entscheiden werden“. Sinani: „Man muss jedes Spiel zu 100 Prozent angehen. Ansonsten kommt man nicht voran.“

Vorankommen – das ist das Stichwort. Danel Sinani hat in seiner Karriere schließlich noch viel vor.