Hamburg. Rund 30.000 Fans strömen zu Zweitligapartien ins Millerntor-Stadion. Etwa ein Fünftel der Besucher reist mit dem PKW an.
Sie kommen von überall. Rund 30.000 Menschen werden sich am Sonntag wieder auf den Weg zum Millerntor-Stadion machen, um den FC St. Pauli im Heimspiel der Zweiten Liga gegen den 1. FC Magdeburg (13.30 Uhr/Sky) zu unterstützen.
Das entspricht immerhin der kompletten Einwohnerzahl einer deutschen Mittelstadt wie Walsrode oder Rendsburg. Sie kommen mit der Bahn, dem Bus, dem Auto und dem Fahrrad und viele auch per pedes. All diese Menschen stellen mit ihrer Mobilität eine Herausforderung für die Verkehrsplaner und -lenker dar.
St. Pauli: Polizei entscheidet situativ
„Bei Heimspielen des FC St. Pauli gibt es aufgrund der Besonderheit der Stadionlage keine standardisierten Verkehrsmaßnahmen“, teilte die Polizei Hamburg auf Abendblatt-Anfrage mit. Die zeitweise Sperrung der Budapester Straße vor Spielbeginn ist wegen der Fanmengen, die aus dem Kneipenviertel gegenüber des Harald-Stender-Platzes zum Stadion strömen, jedoch gängige Praxis.
„Natürlich spielen bei unseren Planungen auch besondere Parameter eine Rolle“, erklärt die Polizei weiter. „Das sind der Wochentag, die Tageszeit, Feierabend- oder Reiseverkehr und die gegnerische Mannschaft.“ Im Klartext heißt das, dass es an diesem Sonntag verkehrstechnisch entspannt zugehen dürfte. Der Dom ist beendet, weitere Großveranstaltungen stehen nicht an, Sonntagmittag ist wenig Straßenverkehr.
Keine Fanfeindschaft mit Magdeburg
Zu den Magdeburger Fans gibt es zudem eine normale Rivalität und keine Feindschaft wie etwa zu Hansa Rostock. Fanmärsche oder Ähnliches sind ebenso wie Handgreiflichkeiten außerhalb des Stadions nicht zu erwarten. Die Partie gilt nicht als „Sicherheitsspiel“.
Allerdings haben die reisefreudigen Sachsen-Anhaltiner ihr Kartenkontingent von rund 3000 Tickets natürlich voll ausgeschöpft. Der FC St. Pauli wird auch deshalb die Anzahl seiner Ordnungskräfte im Stadion und bei den Einlasskontrollen erhöhen.
5400 Fans kommen im Auto
Auch wenn der Großteil der Heimfans aus den innerstädtischen Stadtteilen wie St. Pauli, der Schanze, Eimsbüttel, Altona oder den beiden Hohelufts kommt, reisen laut einer Analyse des Vereins, die allerdings vor der Corona-Pandemie erstellt wurde, doch immerhin 18 Prozent der Besucher mit dem eigenen PKW an. Das sind etwa 5400 Personen.
Selbst wenn man den optimalen Fall annimmt, dass pro Fahrzeug vier Menschen reisen, bedeutet das ein Aufkommen von rund 1350 Autos. Dies allein sorgt auf den Straßen rund um das Stadion und das Heiligengeistfeld regelmäßig für Staus, selbst wenn gerade kein Dom stattfindet, und belegt, wie angespannt die Situation an den 17 Heimspieltagen im Viertel grundsätzlich ist.
St. Pauli möchte PKW-Nutzung reduzieren
Dabei liegt der FC St. Pauli bei der PKW-Nutzung seiner „Kunden“ laut Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) im FC-St.-Pauli-Podcast zu Mobilität und Verkehrswende deutlich unter dem Hamburger Durchschnitt, wo 36 Prozent aller Wege mit dem Auto gefahren werden. „Wir arbeiten weiter daran, noch mehr Menschen zu motivieren, möglichst auf das Auto zu verzichten“, sagt Franziska Altenrath, die bei St. Pauli für Nachhaltigkeit zuständig ist.
Zuletzt gab es im Heimspiel gegen Regensburg am 1. April einen „autofreien Spieltag“, mit dem das Bewusstsein für das Thema auch aus Umweltgesichtspunkten erhöht werden sollte.
Dafür müssen aber auch die Alternativen noch weiter verbessert werden. Rund 15 Prozent der Stadionbesucher kommen mit dem eigenen Fahrrad, das sind etwa 4200 Personen. „Wir haben aktuell 250 Fahrradstellplätze, weitere 200 bauen wir für die Spiele extra auf“, sagt Altenrath, „das heißt aber, wir setzen alle anderen größtem Leid aus, weil sie sich irgendwo in der Gegend einen sicheren Fahrradstellplatz suchen müssen.“
Zahl der Fahrradstellplätze soll erhöht werden
Da sollen mehr Angebote geschaffen werden. Wie das umsetzbar ist, ist noch nicht geklärt. Gegen Regensburg wurde die Kapazität der „Fahrradgarage“ auf 750 erhöht. Ein erfolgreicher Test. „Wir haben gemerkt, wenn wir das Angebot schaffen, dann wird es auch genutzt“, so Altenrath.
Immerhin 55 Prozent der Stadionbesucher reisen mit Bus und Bahn an, das sind 16.500 Menschen. Beim FC St. Pauli ist das Ticket für den HVV allerdings nicht Teil der Eintrittskarte, was Fangruppen schon gewünscht haben. „Die Integration eines HVV-Tickets, die auf den Eintrittspreis aufgerechnet werden müsste, ist für viele Fans wenig attraktiv“, erklärt der Verein jedoch.
Viele Fans seien ohnehin im Besitz eines Abos oder des Deutschlandtickets, oder sie kämen mit Fahrrad oder zu Fuß. 2,50 Euro würde so ein HVV-Ticketaufpreis wohl kosten. „Der FC St. Pauli führt aber weiter Gespräche mit dem HVV und versucht, eine Lösung zu finden“, teilt der Club mit.
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Dass die U-Bahnstationen Feldstraße und St. Pauli fußläufig zur Arena liegen, ist ein großer Standortvorteil. „Üblicherweise stellt die Hamburger Hochbahn (HHA) Sonderzüge für die An- und Abreise bereit. Diese können abgerufen werden, um große Fahrgastmengen gezielt abzufahren“, erklärte die HHA. Diese Züge verkehren zwischen Schlump und Berliner Tor.
„Bei Heimspielen setzen wir vor Ort in der Regel einen zusätzlichen Verkehrsmeister für die Steuerung, wie etwa das Abrufen der Sonderzüge, ein“, so die HHA. Eine generelle Taktverdichtung gibt es nicht, weil diese Züge dann auf der gesamten U3 zum Einsatz kämen, was nicht nötig ist.
Warum die Züge der U3 im Schritttempo fahren
Die Züge auf der U3 können insgesamt 672 Passagiere gleichzeitig transportieren. Dass es also zu großen Menschenmenge an den Stationen kommt, ist klar. „Wenn alle gleichzeitig in die U-Bahn strömen, gibt es auf dem Bahnsteig leicht Gedränge“, weiß die Hochbahn und begründet damit auch, warum die Züge im Schritttempo in die Stationen einfahren.
Und warum manchmal die Zugänge zu den Bahnsteigen gesperrt werden müssen: „Was in dem Moment total nervig erscheint, weil wir gefühlt ,in Schach’ gehalten werden.“ Aber das vergeht – und bislang sind die Fans noch immer gut und sicher zum Millerntor gekommen.