Fürth. Im zweiten Punktspiel in Folge gelang dem FC St. Pauli kein Tor. Welche andere Serie von Trainer Hürzeler damit auch zu Ende ging.
Die Erfolgsserie ist gerissen. Der FC St. Pauli hat erstmals unter Cheftrainer Fabian Hürzeler ein Pflichtspiel außerhalb Hamburgs nicht gewonnen. Das 0:0 bei der SpVgg. Greuther Fürth war zudem in der neuen Saison das zweite sieglose Match in Folge für das Team vom Millerntor. Auch wenn sich die St. Paulianer in der zweiten Hälfte spielerisch ein wenig steigerten und dem Sieg näher waren, wäre dieser nicht wirklich verdient gewesen.
Das sah Hürzeler selbst alles anders. "Wir haben das Spiel weitgehend kontrolliert, haben geduldig gespielt und uns vor allem am Ende drei, vier wirklich hochkarätige Torchancen herausgespielt. Daher hätten wir die drei Punkte verdient gehabt", sagte er. "Ich bin sehr ehrgeizig. Deshalb kann ich mit diesem Unentschieden nicht gut leben", sagte er und ärgerte sich vor allem, dass das vermeintliche Siegtor in der Nachspielzeit durch Andreas Albers wegen Abseits aberkannt wurde. "Daskann man auch aners auslegen", sagte er. Hürzeler kritisierte aber auch, dass sich nach 20 Minuten "der Schlendrian" in seinem Team eingeschlichen habe.
St. Pauli startete in Fürth mit Dzwigala als Mets-Ersatz
Vor dem Spiel hatte sich Trainer Hürzeler entschieden, Adam Dzwigala für den rotgesperrten Karol Mets in die Startformation zu beordern. Der ebenfalls in Frage gekommene David Nemeth musste auf der Bank Platz nehmen. Im Angriff wählte der St.-Pauli-Coach die beim 0:0 gegen Fortuna Düsseldorf praktizierte Variante mit Oladapo Afolayan als Mittelstürmer, offensiv auf den Außenbahnen agierten Connor Metcalfe (rechts) und Elias Saad (links).
Dass er auf dem Feld ist, konnte schon in der ersten Minute niemandem mehr entgangen sein. Da leistete sich der 27-Jährige gleich mal ein recht rustikales Foul an Fürths Top-Offensivspieler Branimir Hrogta – und zwar weit in der Hälfte der Franken – eine interessante Art, Servus zu sagen. Dass er es auch auf die faire Art kann, bewies Dzwigala kurz danach, als er im Sprintduell mit Tim Lemperle dessen Torschuss gekonnt blockte.
Afolayan leistet sich schweres Foul an Green und hat Glück
Noch heftiger als Dzwigala ging Mitte der ersten Hälfte Afolayan gegen zur Sache, als er gegen Julian Green zu spät kam. Für dieses Foul, ebenfalls in der gegnerischen Spiefeldhälfte, zeigte Schiedsrichter Tom Bauer dem Engländer Gelb. Besser gesagt: nur Gelb, denn für dieses Einsteigen gegen Green wäre auch Rot vertretbar gewesen.
Verwunderlich, dass Afolayan einige Minuten später, als er selbst gefoult worden war, sich auch noch als Meckerer profilierte. Später räumte Trainer Hürzeler ein, dass ihm Schiedsrichter Tom Bauer angeraten habe, Afolayan auszuwechseln, was er denn in der Pause auch tat.
Die beste Torchance der ersten 45 Minuten bot derweil Fürths Außenbahnspieler Simon Asta, sein Schrägschuss von rechts rauschte links knapp am St.-Pauli-Tor vorbei. Auf der anderen Seite konnte sich St.Paulis Offensiv-Abteilung so gut wie gar nicht aussichtsreich in Schussposition bringen. Es fehlte an Präzision bei den Pässen sowie am Durchsetzungsvermögen. Bezeichnend, dass Marcel Hartel beim Versuch eines Fallrückziehers den Ball verfehlte.
Hartel schlägt Luftloch beim Fallrückzieher-Versuch
In der Pause reagierte Trainer Hürzeler auf die mäßige Vorstellung seines Teams mit gleich zwei Wechseln. Zum einen bewahrte er Afolayan vor einem Platzverweis und sein Team vor einer Unterzahl, indem er den Mittelstürmer aus dem Spiel nahm und durch Danel Sinani ersetzte, der fortan als "falsche Neun" agierte.
Etwas überraschend musste auch Adam Dzwigala in der Kabine bleiben und wurde durch David Nemeth ersetzt. Dieser Wechsel war eine Reaktion darauf, dass es mit rund 33 Grad Celsius im Schatten überaus heiß war und Dzwigala nach seinem kürzlichen, verletzungsbedingten Ausfall noch nicht wieder die Fitness für 90 Minuten besitzt. Da dies auch für Nemeth gilt, teilten sich die beiden eben den Job.
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Eine kleine Episode zum Kuriositätenkabinett steuerten der zentrale Verteidiger Eric Smith und Torwart Nikola Vasilj bei (57.), als sie sich bei einem langen Ball in den eigenen Strafraum nicht einig waren. Smith wähnte seinen Keeper noch im Fünf-Meter-Raum, der war aber herausgekommen. Es drohte ein Eigentor. Smiths Kopfball nach hinten konnte Vasilj aber reaktionsschnell ebenfalls per Kopf noch zur Seite lenken, wo Hauke Wahl die Situation rettete.
Joker Albers wird Siegtor für St. Pauli aberkannt
Am Ende hätte der eingewechselte Mittelstürmer Andreas Albers noch zum Matchwinner avancieren können, doch sein Direktschuss aus kurzer Distanz nach Flanke des ebenfalls eingewechselte Scott Banks flog knapp über das Fürther Tor. In der Nachspielzeit scheiterte auch noch Hartel an Fürths Keeper Jonas Urbig. Und dann stand Albers bei seinem vermeintlichen Siegtor im Abseits (90.+5). So sahen es jedenfalls die Unparteiischen um Schiedsrichter Tom Bauer und vor allem Videoassistent Sören Storcks. So blieb es bei einer insgesamt nicht zufriedenstellenden Nullnummer und Hürzelers gerissener Serie außerhalb Hamburgs.
Albers selbst befand, dass die Kopfballabwehr des Fürther Abwehrspielers nach dem Freistoß von Eric Smith gezielt stattfand. Damit wäre die leichte Abseitsstellung aufgehoben gewesen. Das Ende der Auswärts-Siegesserie kommentierte Marcel Hartel am Ende kämpferisch: "Dann müssen wir eben jetzt eine neue anfangen." Dem Heimspiel gegen Magdeburg am Sonntag in einer Woche folgt am Freitag darauf die Auswärtspartie bei Eintracht Braunschweig, also bei der einzigen Mannschaft, gegen die St. Pauli in der vergangenn Saison zweimal verloren hatte.
SpVgg. Greuther Fürth: Urbig - Dietz, Jung (88. Michalski), Itter - Asta, Wagner, Green, Meyerhöfer (71. Haddadi) - Hrgota (88. Abiama) - Sieb (57. Srbeny), Lemperle (71. Petkov).
FC St. Pauli: Vasilj - Wahl, Smith, Dzwigala (46. Nemeth) - Saliakas, Irvine, Hartel, Ritzka (89. Treu) - Metcalfe (64. Banks), Afolayan (46. Sinani), Saad (80. Albers).
Tore: keine, Schiedsrichter: Tom Bauer (Mainz), Zuschauende: 12.207, Gelbe Karten: Michalski - Irvine, Afolayan, Saad, Metcalfe (2), Nemeth.