Hamburg. Der FC St. Pauli und die SpVgg. Greuther Fürth führen die Ewige Tabelle der Zweiten Liga an – eine Auszeichnung oder ein Makel?
Zugegeben, den Begriff Dino mit dem FC St. Pauli in Verbindung zu bringen, mag am Millerntor als gehörige Provokation empfunden werden. Schließlich gefiel sich der ungeliebte Stadtnachbar HSV bis zum Abstieg im Mai 2018 in der Rolle des Dinos der Bundesliga und hat auch heute noch dieses Urzeit-Tier als Maskottchen.
In der 1974 eingeführten und seit 1981 eingleisigen Zweiten Liga hingegen sind es die SpVgg. Greuther Fürth und der FC St. Pauli, die hier die meisten Jahre verbracht und auch die meisten Punkte gesammelt haben. An diesem Sonnabend (13 Uhr, Sky und Liveticker abendblatt.de) treffen sie wieder einmal aufeinander, im traditionsreichen, aber längst neugebauten Sportpark Ronhof – mitten in einem Fürther Wohngebiet.
St. Pauli und Fürth: Jeweils mehr als 30 Jahre Zweite Liga
Was aber sagt es über die beiden Clubs aus, dass sie die Dinos und nach Punkten führenden Clubs der Zweiten Liga sind? Ist es eine Auszeichnung, oder ist es vielmehr ein Makel? Fürths Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi betrachtet die beiden Aspekte differenziert.
„Erst einmal können beide Vereine ein bisschen stolz auf ihre Historie sein. Es bedeutet natürlich auch, dass die beiden Clubs nicht so oft in der Ersten Liga waren. Aber sie waren eben auch nicht so oft in der Dritten oder Vierten Liga, was ja auch vielen Traditionsvereinen widerfahren ist“, sagte Azzouzi jetzt dem Abendblatt.
Verteidiger Lasse Sobiech spielte für beide Clubs
Fürth (aktuell 1711 Punkte) spielt derzeit seine 34. Saison in der Zweiten Liga, St. Pauli (1625) kommt auf zwei Spielzeiten weniger. Dahinter folgt übrigens schon mit Hannover 96 ein gefühlter Erstligist, für den jedes weitere Jahr in der Zweiten Liga per se enttäuschend ist.
Aufmerksam wird auch Lasse Sobiech das Match zwischen Fürth und St. Pauli verfolgen, schließlich war der jetzt 32 Jahre alte Innenverteidiger in seiner Karriere für beide Clubs aktiv. Fünf Jahre (Saison 2011/12 sowie 2014 bis 2018) spielte er am Millerntor, in Fürths vorletzter Erstligasaison 2012/13 kämpfte er beim „Kleeblatt“ – letztlich vergeblich – gegen den direkten Wiederabstieg.
Schon St. Paulis 13. Zweitligasaison seit dem Bundesligaabstieg
Aber immerhin gelang den Fürthern seit St. Paulis bisher letztem Bundesliga-Gastspiel 2010/11 zweimal der Bundesligaaufstieg, während das Millerntor-Team nun bereits die 13. Saison in Folge diesem bewusst nicht ausgesprochenen Ziel hinterherhechelt.
„Ich glaube, dass Fürth sich das eine oder andere Mal getraut hat, den einen Topspieler zu holen, der dann den Unterschied gemacht hat. Das war in der Mannschaft damals, in die ich gekommen bin, auf jeden Fall so“, sagt Sobiech im Gespräch mit dem Abendblatt. „Ich habe den Eindruck, dass Fürth in dieser Hinsicht in einigen Jahren dann doch noch etwas risikofreudiger agiert hat, und das hat sich halt das eine oder andere Mal ausgezahlt.“
St. Pauli fehlt noch ein glänzender Mosaikstein im Kader
Aus diesen Worten klingt durch, dass er sich vom FC St. Pauli schon als Spieler, aber auch danach als Außenstehender ein wenig mehr Entschlossenheit auf dem Transfermarkt erhofft hatte. Auch jetzt ist, knapp zwei Wochen vor dem Ende der Transferperiode, wieder eine solche Situation gegeben, in der die zweifellos aussichtsreiche Mannschaft noch gut einen glänzenden Mosaikstein im Angriff vertragen könnte.
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Wie ernst oder nur von Taktik geprägt in diesem Zusammenhang die Aussage von Andreas Bornemann wirklich ist, „keinen Knaller, Kracher oder Knipser“ verpflichten zu wollen, wird sich wohl erst am 1. September herausstellen, wenn das Transferfenster schließt.
Für einen Auswärtssieg in Fürth sollte nach Einschätzung von Lasse Sobiech aber auch die aktuelle Kaderbesetzung reichen. „Wenn St. Pauli in Fürth in der Lage ist, wieder so aufzutreten wie in den ersten Saisonspielen, kann ich mir vorstellen, dass es sogar ein klarer Sieg wird. Ich schätze St. Pauli so stark ein, dass das Team auch auswärts eine dominante Leistung auf den Platz bringen wird“, sagte Sobiech, der jüngst im Millerntor-Stadion Zeuge des 0:0 gegen Düsseldorf war.
Sobiech erwartet Auswärtssieg von St. Pauli in Fürth
Die Zeit dafür hat er, weil er vor knapp zwei Monaten seine aktive Karriere beendet hat. „Ich war in den vergangenen Jahren leider relativ häufig verletzt. Es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht, auf dem Platz zu sein und mit dem Team zu kämpfen. Weil das aber zuletzt nicht mehr so häufig der Fall war, wie ich es mir gewünscht habe, war es für mich an der Zeit zu sagen, dass jetzt etwas Neues ansteht“, sagt Sobiech, der zuletzt in Südafrika für den Stellenbosch FC gespielt hat.
Im kommenden halben Jahr wird er dort, wo er einige soziale Projekte initiiert hat, noch eine Auszeit nehmen, ehe er im Frühjahr, auch dank seines Studiums der Wirtschafts-Psychologie, in Hamburg in eine neue berufliche Karriere startet.
Greuther Fürth: Urbig – Michalski, Jung, L. Itter – Asta, R. Wagner, Green, Meyerhöfer – Hrgota – Sieb, Lemperle. FC St. Pauli: Vasilj – Wahl, Smith, Dzwigala – Saliakas, Irvine, Hartel, Ritzka – Sinani, Afolayan, Saad. SR: Tom Bauer (Mainz).