Hamburg. Was Fürths Sportdirektor über die Entwicklung seines Ex-Clubs FC St. Pauli unter Trainer Fabian Hürzeler denkt.

Rachid Azzouzi unternimmt gar nicht erst den Versuch, das kommende Spiel als ein für ihn „ganz normales“ zu verkaufen. Der Sport-Geschäftsführer der SpVgg. Greuther Fürth, die am Sonnabend (13 Uhr) den FC St. Pauli empfängt, denkt vielmehr immer noch gern an seine Jahre am Millerntor zurück, auch wenn diese Zeit nun bald neun Jahre her ist.

„Ich liebe Hamburg, wir haben uns auch als
Familie dort sehr wohlgefühlt. Der Verein war auch ein besonderer für mich, weil es als Manager mein erster Schritt nach draußen war. Wir haben eine schwierige, aber auch tolle Zeit erlebt“, sagt der 52-Jährige im Gespräch mit dem Abendblatt.

Zweieinhalb Jahre wirkte Azzouzi als Sportchef am Millerntor, ehe er im Zuge der Verpflichtung von Ewald Lienen als Trainer und der Ernennung von dessen Vorgänger Thomas Meggle zum Sportchef gehen musste. Das Konzept, junge, entwicklungsfähige Spieler ans Millerntor zu holen, fruchtete. So konnte etwa Marcel Halstenberg zwei Jahre nach seiner ablösefreien Verpflichtung aus Dortmund für 3,5 Millionen Euro Ablöse nach Leipzig transferiert werden.

FC St. Pauli muss am Sonnabend in Fürth antreten

Seit November 2017 ist Azzouzi zurück in Fürth und versucht dort, im Windschatten des 1. FC Nürnberg mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln erfolgreichen Fußball zu realisieren. „Unsere Fans freut es, dass wir vier Jahre in Folge vor dem 1. FC Nürnberg gelandet sind. Wir wissen, dass dies für alle Fürther ein Anreiz ist, aber das ist nicht unser erstes Ziel", sagt Azzouzi.

Im Gegensatz zum „Club“ und anderen prominenten Vereinen, die sich seit Jahren in der Zweiten Liga tummeln, gelang Fürth 2021 auch dank Azzouzis Personalpolitik der Aufstieg.

Es wurde wie schon neun Jahre zuvor ein kurzes Vergnügen, auch weil trotz des Aufstiegs gleich vier Leistungsträger das „Kleeblatt“ verließen, darunter die Nationalspieler David Raum und Anton Stach. Der Abstieg hatte weitere Verluste zur Folge.

„Es war klar, dass die Saison nach dem Abstieg schwierig wird, aber letztlich haben wir das nach dem Trainerwechsel gemeistert. An die gute Entwicklung unter Alexander Zorniger knüpfen wir jetzt an“, sagt Azzouzi, der im Oktober 2022 Trainer Marc Schneider durch Zorniger ersetzte. In der „Zorniger-Tabelle“ sei Fürth in der vergangenen Saison Sechster geworden, rechnet der Sportdirektor vor.

Azzouzi war bei Trainer Hürzeler anfangs skeptisch

Den Trainerwechsel bei St. Pauli zwei Monate später hat er natürlich aufmerksam verfolgt. „Ich fand, dass sich St. Pauli in der Hinserie unter Timo Schultz unter Wert verkauft hat. Es gab zu viele Gegentore, aber grundsätzlich waren sie in fast allen Parametern vorn dabei“, sagt er.

Von Schultz’ Nachfolger Fabian Hürzeler hat Azzouzi die Erkenntnis gewonnen, dass er die Arbeit „sehr gut weiterführt und die Mannschaft auch noch weiterentwickelt hat“. Grundsätzlich sei St. Pauli eine erfahrene und fußballerisch gute Mannschaft, die über Jahre aufgebaut wurde.

„Das hat Andreas gut gemacht“, sagt er über St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann. Ist für seinen früheren Verein jetzt auch der Aufstieg möglich? „Ich glaube, dass St. Pauli vorn mit dabei sein kann. Aber für einen Aufstieg braucht man auch immer etwas Glück, zur richtigen Zeit das Momentum und möglichst wenig Verletzte“, sagt er.

Viele positive Reaktionen auf Trainer Zornigers Worte gegen Rassismus

Ungewohnt viel Aufmerksamkeit bekamen die Fürther zuletzt dank der klaren Ansagen von Trainer Alexander Zorniger, nachdem Mittelfeldspieler Julian Green während des des mit 1:0 gewonnenen DFB-Pokalspiels beim Halleschen FC von den Zuschauerrängen rassistisch beleidigt worden war.

„Wegen meiner marokkanischen Wurzeln reagiere ich sehr sensibel auf solche Dinge. Daher hat es sich angeboten, dass unser Trainer auch kundtut, was unsere Werte und unsere Meinung sind“, sagt Azzouzi. „Das Feedback auf die Worte von Alexander ist natürlich sehr positiv. Wenn man so etwas mitbekommt, darf man nicht schweigen.“

Am Mittwoch konnten nur die Stürmer Maurides und Etienne Amenyido nicht am Mannschaftstraining des FC St. Pauli teilnehmen. Sie absolvierten eine individuelle Einheit auf dem Platz inklusive einiger Übungen mit Ball.