Hamburg. Wo noch die Grenzen für das erfolgreiche Frauenteam liegen und welche Konflikte beim FC St. Pauli deshalb drohen.
Am vergangenen Freitag noch präsentierten Janice Hauschild und Tabea Schütt aus der Frauen-Regionalligamannschaft des FC St. Pauli gemeinsam mit den Zweitligaprofis Manolis Saliakas und Marcel Hartel das neue Alternativtrikot des Vereins. Sichtbarmachung der Frauen in der PR-Kampagne, Augenhöhe, die Intention ist klar. Die Realität ist anders.
Als die Damen am Sonntag nach einem dramatischen Spiel und Sieg im Elfmeterschießen gegen den Magdeburger FFC in die zweite Runde des DFB-Pokals eingezogen sind, trugen sie wie die Männer am Vortag das neue, blau-bunte Pokal-Jersey, mussten es aber selbst bezahlen.
„Wir haben einen Freundschaftspreis bekommen“, sagte Trainerin Kim Koschmieder, und Jan-Philipp Kalla, ihr Partner auf dem Trainingsplatz und im Leben, ergänzte: „Allgemein werden wir noch nicht ausgestattet.“
FC St. Pauli: Diskrepanz zwischen Männern und Frauen
Zwischen den Männern in der zweiten Bundesliga und den drittklassigen Damen klaffen nicht nur sportlich Welten, sondern eben auch strukturell. Die Lizenzmannschaft und die U 23 sind als Profis direkt beim hauptamtlichen Präsidium um Oke Göttlich und Sportchef Andreas Bornemann angesiedelt, die Frauen gehören den sporttreibenden Abteilungen an, sie werden von ihrer Abteilungsleitung und dem Amateurvorstand organisiert.
„Alle Abteilungen und auch der Profi-Sport bezahlen die Ausrüstung von DIIY, die sie bestellen“, teilt der Verein auf Anfrage des Abendblatts mit. Das heißt, die Trikotsätze der Profis belasten auch den Etat. Hartel bekommt sein Hemd natürlich nicht vom Gehalt abgezogen, er ist aber auch angehalten, Trikots nicht zu großzügig zu verschenken.
„Das Pokaltrikot wurde zu einem noch weiter ermäßigten Preis der Abteilung Fußball Frauen und Mädchen zur Verfügung gestellt“, erläutert der FC St. Pauli: „Stutzen und Hosen wurden nicht in Rechnung gestellt.“
Alle Amateure zahlen ihre Trikots selbst
Im Übrigen bezahlen alle Amateursportabteilungen ihre Ausrüstungen selbst, so wie die Aktiven auch Mitgliedsbeiträge bezahlen. Darunter gibt es auch sportlich hochklassige Abteilungen wie Rugby zum Beispiel, die vergangene Saison in der Bundesliga gespielt haben. „Diese Regelung gilt für alle sporttreibenden Abteilungen und auch den Profi-Bereich“, stellt der Verein klar.
So weit, so konsequent. Das Problem ist beim FC St. Pauli weniger, dass die Frauen ihre Trikots bezahlen müssen, sondern dass Erfolg, Anspruch und Aufmerksamkeit für die Mannschaft schneller gewachsen sind als die Strukturen drumherum.
St. Paulis Frauen-Trainer Kalla hat große Ziele
Der Ex-Profi Kalla und die ehemalige Spielerin Koschmieder haben Ehrgeiz. Sie wollen die Professionalisierung, stoßen aber an Grenzen. Auf die Frage, wo es denn konkret noch fehle, zuckte Koschmieder nur mit den Schultern: „Das würde den Rahmen sprengen.“
Spielstätte und Trainingsmöglichkeiten gehören dazu. Der Club ist bereits in intensiven Verhandlungen mit der Stadt, um das geplante Stadion am Diebsteich für die Frauen nutzen zu können. Dass es im innerstädtischen Bereich nicht genug Sportflächen gibt, ist bekannt.
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„In einer Millionenstadt wie Hamburg sind Flächen knapp, daher haben quasi alle Sportvereine das Problem, dass sie zu wenig Trainingsmöglichkeiten anbieten können“, verlautbart der Club: „ Das gilt auch für das NLZ des FC St. Pauli, das deshalb an die Kollaustraße umziehen soll.“
Ob vor diesem Hintergrund die Amateurabteilung ein Wachstum der Fußballerinnen an die Grenze zur Professionalität überhaupt will, ist noch lange nicht entschieden. „Dies ist eine Frage, die zunächst in der Abteilung beantwortet und in Gesprächen mit dem Gesamtverein entschieden werden muss“, lautet die wenig konkrete Stellungnahme des FC St. Pauli. Die Diskussionen darüber werden mit jedem Erfolg des Teams weiter an Fahrt aufnehmen – und könnten vereinsintern zu Konflikten führen.