Hamburg. Die Kiezkicker beginnen an diesem Montag früher als die Konkurrenz. Zunächst steht mit den Frauen eine Reise nach Großbritannien an.
Wer so erfolgreich arbeitet wie Fabian Hürzeler, kann es offenbar kaum abwarten, sich wieder in den Job zu stürzen. Lediglich drei Wochen Pause gestattete der Cheftrainer seinen Profis des FC St. Pauli, die neben dem 1. FC Kaiserslautern als einziger Zweitligist schon an diesem Montag (17 Uhr) auf dem Gelände des Trainingszentrums an der Kollaustraße in die Vorbereitung für die am letzten Juli-Wochenende beginnende Saison starten. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zum Wiederbeginn.
FC St. Pauli: Wer wird am Montag neu dabei sein?
Einer der Neuen, auf den es in den kommenden Wochen ankommt, ist einer der Unbekannteren. Athletiktrainer Thomas Barth, frisch vom Zweitligaabsteiger SSV Jahn Regensburg gekommen, wird die Akteure während der Vorbereitungsphase triezen. Damit auch die Neuzugänge beim spielenden Personal, das sich den Anhängern des Kiezclubs erstmalig präsentieren wird: Innenverteidiger Hauke Wahl (Holstein Kiel) und Außenverteidiger Philipp Treu (SC Freiburg II), dessen Rolle besondere Beachtung finden wird.
Denn der 22-Jährige ist als Reservist auf der rechten Seite hinter Manolis Saliakas eingeplant, aber auch als Startelfkandidat auf links anstelle von Lars Ritzka. Ebenso profijungfräulich, aber irgendwie auch nicht fabrikneu: Mittelstürmer Bennet Winter, der von den A-Junioren aufrückt. Der 19-Jährige verfügt im Herrenbereich bereits über die Erfahrung von zehn Spielen in der Regionalliga Nord, in der er zehn Treffer erzielte.
Welche Spieler sind noch nicht wieder verfügbar?
Ausgerechnet der Publikumsliebling lässt die Fans warten. Kapitän Jackson Irvine laboriert den den Folgen seiner im abschließenden Spiel der Vorsaison gegen den Karlsruher SC erlittenen Wadenverletzung. Außerdem fehlen die Nationalspieler Nikola Vasilj (Bosnien-Herzegowina), Karol Mets (Estland) und Connor Metcalfe (Australien), deren Urlaub um eine Woche verlängert wird.
Ein Sonderfall ist Betim Fazliji, der für den Kosovo im Einsatz ist, anschließend aber nicht zurück-, sondern bei seinem neuen und alten Club FC St. Gallen in der Schweiz erwartet wird. Die Langzeitverletzten David Nemeth, Etienne Amenyido und Maurides Roque Junior sollen zumindest in dosierter Form wieder mitmischen.
Worauf wird Hürzeler in der Vorbereitung wert legen?
In seiner ersten kompletten Saison in der Verantwortung wird der Trainer dafür sorgen wollen, die gleiche positive Arbeitsmoral zu etablieren, die vergangene Spielzeit vorherrschte. Über all dem steht: Hürzeler ist der unumstrittene Boss – der Schritt für Schritt sein 3-4-3-System verfeinern, dabei wegen des veränderten Personals jedoch variabel agieren möchte.
Was ist beim Trainingsauftakt für die Fans vorbereitet?
Die Startzeit ist bewusst spät gewählt worden, um möglichst vielen arbeitstätigen Zuschauern die Chance einer Teilnahme zu gestatten. Im Umfeld der Einheit wird es Möglichkeiten für Fotos und Autogramme geben.
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Wie weit sind die Transferplanungen vorangeschritten?
Sportchef Andreas Bornemann ist längst nicht fertig. Der Kader, der am Montag auf dem Platz steht, wird mit Gewissheit nicht derselbe wie zu Saisonbeginn sein. Nicht nur kann Jakov Medic noch verkauft werden, weiter gesucht werden ein Linksverteidiger, offensiver Mittelfeldspieler und Mittelstürmer.
Wie sieht der weitere Vorbereitungsplan aus?
Am Donnerstag brechen die Hamburger nach Schottland auf, um dort am Freitag (19.30 Uhr) beim Erstligaaufsteiger Dunfermline Athletic FC, zu dessen Investorenteam St.-Pauli-Legende Thomas Meggle gehört, anzutreten. Zahlreiche mitreisende Fans sollen dem Trip „Klassenfahrtsatmosphäre“ verpassen.
Am 30. Juni steht in Großenkneten eine Partie gegen Drittligaabsteiger VfB Oldenburg auf dem Plan und Anfang Juli das Trainingslager in Südtirol (Italien). Ebenfalls terminiert ist die offizielle Saisoneröffnung am 22. Juli im Millerntor-Stadion gegen Hapoel Tel Aviv aus Israel.
St. Paulis Frauenteam in London
Quasi als Vorhut für die Männermannschaft ist das Frauenteam des FC St. Pauli bereits am Sonntagabend nach Großbritannien geflogen. Der Regionalligist, der von Clubikone Jan-Philipp „Schnecke“ Kalla sowie seiner Lebensgefährtin Kim Koschmieder gecoacht wird, weilt bis Mittwochabend in der Hauptstadt London.
Anlass ist die „Football has no gender“-Tour (Fußball hat kein Geschlecht), die mit Sponsor Levi’s initiiert worden ist. Obwohl nicht professionell im Fußball beschäftigt, reiste die komplette Mannschaft, insgesamt ein Tross von rund 40 Personen, nach London. Höhepunkt ist ein Freundschaftsspiel am Dienstag (20.30 Uhr) gegen den Clapton Community FC, zudem werden die deutsche Botschaft und das Trainingsgelände des Arsenal Women’s FC besucht.
„Wir sind froh, den vielen Fans ein Stück St. Pauli auf die Insel bringen zu können. Dies mit unseren beiden ersten Teams zusammen machen zu können, macht das Ganze außergewöhnlich“, sagt Bernd von Geldern, Geschäftsleiter Wirtschaft, der ebenfalls vor Ort ist. Denn im Frauenbereich ist bei den Braun-Weißen noch einiges zu tun – im Gegensatz zu den Männern nehmen sie hier keine Vorreiterrolle ein.