Hamburg. Warum sich Deutschlands Männer mit Rasmus Narjes und Jonathan Tönsing auf die WM freuen – und die Frauen vom DFB ignoriert werden

„Es kribbelt richtig, ich freue mich total auf das Spiel, die Zuschauer werden gegen uns sein, aber wir werden alles reinhauen.“ Rasmus Narjes konnte es schon vor der Abreise nach Birmingham (England) kaum erwarten.

An diesem Dienstag (16.30 Uhr) spielt der Blindenfußballer vom FC St. Pauli mit der deutschen Nationalmannschaft bei der WM anlässlich der IBSA World Games für Blinde und Sehbehinderte im ersten Gruppenspiel gegen den Gastgeber. „Darauf liegt unser voller Fokus“, sagt Narjes.

FC St. Pauli: Narjes und Thönsing im WM-Team

Neben dem 23-Jährigen gehört auch sein Hamburger Clubkamerad Jonathan Tönsing (23) zum zehnköpfigen Spielerkader von Bundestrainer Martin Mania. Beide sind gerade rechtzeitig zum Turnier wieder fit geworden, nachdem sie große Teile der bisherigen Bundesligasaison beim Titelverteidiger verletzt verpasst haben. Narjes mit Meniskusproblemen, bei Torjäger Tönsing war der linke Knöchel kaputt. „Die beiden sind mit ihrer Qualität sehr wichtig für uns“, sagt Mania.

Neben England spielen die Deutschen in der Vorrunde auch noch gegen China (17.8.) und Vizeweltmeister Argentinien (19.8./jeweils 18.30 Uhr). „Eine Hammergruppe“, schreibt der Deutsche Behindertensportverband (DBS) dazu.

Narjes sieht das Lospech ganz realistisch: „Wir sind krasser Außenseiter, das Ziel, das Viertelfinale zu erreichen, ist extrem unwahrscheinlich“, sagt der Jurastudent, „aber ich freue mich darauf, wir können gegen die ganz Großen spielen.“

Deutsche Frauen werden von Verbänden ignoriert

Bereits am Montag begann das Turnier für die deutschen Frauen mit der Partie gegen Argentinien (0:3). Das Team besteht größtenteils aus Spielerinnen des FC St. Pauli um Kapitänin Jana Marquart und Torjägerin Thoya Küster. Vom DBS wird es ignoriert, weil Blindenfußball der Frauen keine paralympische Sportart ist (Abendblatt berichtete).

Deshalb gab es keine finanzielle Unterstützung vom Verband oder der Sepp-Herberger-Stiftung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die die männlichen Blindenfußballer und die Bundesliga mitfinanziert. Nur dank Stiftungen und einer Crowdfundingkampagne kamen die 45.000 Euro für den WM-Start zusammen.

Auch im Herrenbereich haben andere Nationen andere Möglichkeiten. So sind die Engländer im Fußballverband FA organisiert und nicht in einem Behindertensportverband. Entsprechende Pläne beim DFB gibt es allerdings nicht. „Ich könnte mir vorstellen, dass das unsere Konkurrenzfähigkeit verbessern würde“, sagt Narjes, „für mich ist der Sport aber nur ein Hobby, und jetzt freue ich mich sehr auf die Begegnungen mit vielen internationalen Sportlern.“