Delmenhorst. Der FC St. Pauli tat sich im DFB-Pokalspiel beim SV Atlas Delmenhorst lange schwer. Warum es am Ende dennoch einen klaren Sieg gab.
Am Ende war es eine klare Sache. Der FC St. Pauli erreichte am Sonnabend verdient die zweite Hauptrunde im DFB-Pokal. Beim 5:0 (1:0)-Sieg beim niedersächsischen Oberligisten aber hatte sich das Team vom Millerntor lange schwergetan, seine Torchancen zu nutzen. Letztlich half sogar ein Eigentor der Gastgeber.
"Es war alles in allem eine seriöse Leistung von uns. In der Pause haben wir uns vorgenommen, konsequenter und griffiger vor dem gegnerischen Tor zu werden", fasste St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler das Geschehen vor den 4999 Zuschauenden im Delmenhorster Stadion am Düsternbrook zusammen. "Das Spiel wäre für uns einfacher gewesen, wenn wir früher unsere Chancen genutzt hätten."
St. Pauli mit vier Änderungen in der Startelf
Hürzeler hatte seine vage Ankündigung, es werde im Vergleich zum jüngsten Zweitliga-Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf Änderungen in der Startelf geben, in die Tat umgesetzt. Genauer gesagt schickte er vier neue Akteure auf den Rasen. Dabei war bereits erwartet worden, dass Sascha Burchert im Tor den Vorzug vor Stammkeeper Nikola Vasilj erhält, also quasi zum „Pokaltorwart“ ernannt wird.
Zudem gaben die Neuzugänge Philipp Treu auf der defensiven linken Außenbahn und Danel Sinani als rechter Außenstürmer jeweils ihr Pflichtspieldebüt für St. Pauli und verdrängten Lars Ritzka und Connor Metcalfe. Zudem kehrte Mittelstürmer Andreas Albers in die erste Formation zurück, Oladapo Afolayan musste dafür zunächst auf der Bank Platz nehmen.
Taktisch behielt Hürzeler seine Formation mit einer Dreier-Abwehrkette bei. Die linke Innenverteidiger-Position hatte dabei wie bisher Karol Mets inne, obwohl er in den beiden kommenden Ligaspiele wegen seiner Roten Karte, die er sich gegen Düsseldorf eingehandelt hatte, gesperrt sein wird. Für den St.-Pauli-Coach war es also keine Option, schon einmal eine neue Abwehrkette – eventuell mit David Nemeth – einzusetzen, die am kommenden Sonnabend in Fürth und danach gegen Magdeburg gefordert sein wird.
Auch Rot-Sünder Mets in der Startelf
Im 20er-Kader befand sich auch schon der zwei Tage zuvor auf Leihbasis verpflichtete Schotte und Außenstürmer Scott Banks. Nicht dabei war hingegen Offensivakteur Carlo Boukhalfa, der ein Kandidat ist, für diese Saison verliehen zu werden, um mehr Spielpraxis zu erhalten.
Vom Anpfiff an hieß das Motto für das St.-Pauli-Team: Offensive Lösungen finden gegen eine tief stehenden Gegner. Es war ein mühseliges Unterfangen, weil sich die vom früheren Holstein-Kiel-Profi Dominik Schmidt trainierten Delmenhorster immer mit allen Spielern in die eigene Hälfte zurückzogen, wenn St. Pauli im Ballbesitz war. Und genau das war praktisch ständig der Fall.
St. Paulis Torwart Burchert mit guter Reaktion
Einen kurzen Arbeitsnachweis zwischendurch musste St. Paulis Torwart Burchert nach einer knappen Viertelstunde aber doch erbringen, als er den vielversprechenden Flachschuss von Florian Stütz mit der rechten Hand zur Ecke lenkte. Sein Gegenüber Damian Schobert reagierte mindestens ebenso gut und schnell, als St. Paulis Kapitän Jackson Irvine nach einer Flanke von Treu im Strafraum frei zum Kopfball kam (18. Minute).
Wenn aus dem Spiel kaum etwas möglich ist, bleiben immer ja noch Standards. Und hier nutzte Eric Smith die erste Möglichkeit überzeugend, indem er in zentraler Position einen direkten Freistoß aus rund 22 Metern zum 1:0 im Delmenhorster Tor versenkte.
St. Paulis Smith glänzt mit direktem Freistoßtor
Zuletzt hatte er sich nach dem torlosen Spiel gegen Düsseldorf noch geärgert, dass er eine ähnliche Freistoßchance nicht genutzt hatte. Jetzt zielte der Schwede besser. Schon vor einem Jahr hatte er in der ersten DFB-Pokalrunde per direktem Freistoß beim schmeichelhaften 4:3 gegen den SV Straelen getroffen.
- Kann St. Paulis Neuzugang Banks auch eine Verstärkung sein?
- Bunt, schwarz, schillernd – neues Pokaltrikot überrascht
- Pokal-Einnahmen: DFL beschränkt Kalkulation für Lizenz
Die 1:0-Führung zur Pause spiegelte bei weitem nicht die Überlegenheit St. Paulis in der ersten Hälfte wider, doch letztlich waren die Hamburger bei ihren Torabschlüssen im Strafraum nicht konsequent genug, um schon nach 45 Minuten sicher sein zu können, die zweite Runde zu erreichen.
St. Pauli profitiert von Delmenhorster Eigentor
Dass in so einer Situation eine kleine Unaufmerksamkeit reichen kann, um den Vorsprung wieder einzubüßen, wurde unmittelbar nach der Pause deutlich. Nach einer schwachen Ecke wurde St. Pauli ausgekontert, Atlas-Stürmer Osman Mansaray scheiterte aber an Keeper Burchert (47.).
Die Vorentscheidung führten die Delmenhorster selbst herbei. Der bis dahin überzeugende Atlas-Keeper Schobert geriet in Schwierigkeiten, als er nach einem Rückpass von St.-Pauli-Stürmer Albers bedrängt wurde. Der zur Hilfe eilende Verteidiger Yunus Sari schoss so unglücklich seinen eigenen Torwart an, dass der Ball ins Netz rollte (59.).
St. Pauli: Elias Saad glänzt mit Einzelaktion zum 3:0
Dieses 2:0 für St. Pauli brach denn auch den Widerstand der Niedersachsen. Das 3:0 (68.) durch eine sehenswerte Einzelaktion von Elias Saad und das 4:0 zwei Minuten später durch einen Foulelfmeter von Marcel Hartel waren die Folge. Sari hatte Hartel gefoult und dafür auch noch die Gelb-Rote Karte gesehen.
In Überzahl ließ sich St. Pauli die Führung nicht mehr nehmen und zog im Endeffekt sicher in die zweite DFB-Pokalrunde ein, auch wenn Torwart Burchert bei einem Konter noch einmal gegen Leonit Basha (80.) retten musste. Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Oladapo Afolayan zum 5:0 (88.) mit einem Volleyschuss aus kurzer Distanz.
St. Paulis Trainer Hürzeler hält nichts von einem Pokaltorwart
Nach dem Spiel stellte St. Paulis Trainer Hürzeler klar, dass er Sascha Burchert zunächst einmal nur für dieses Match das Vertrauen geschenkt hatte, dies aber nicht unbedingt für die nächste Runde gilt. "Ich halte nicht so viel davon, einen Pokaltorwart zu benennen", sagte er. Gleichzeitig betonte er, dass sich der 33 Jahre alte Burchert den Einsatz mit seinen Leistungen im Training und seiner auch sonst wichtigen Funktion innerhalb der Mannschaft verdient habe.
Burchert selbst wollte seine Paraden bei den Kontern der Delmenhorster nicht in den Vordergrund stellen. "Wir wussten, dass der Gegner schnelle Stürmer hat. Wir haben sie bei den Situationen aber so unter Druck gesetzt, dass sie schnell abschließen mussten. Das hat es mir erleichtert", sagte Burchert, ehe es zurück nach Hamburg ging.
Atlas Delmenhorst: Schobert - Fenski, Sari, Cisse, Eggert (71. Uschpol) - Eggersglüß (65. Ngongfor), Stütz - Touray, Azadzoy (65. Dahnenkamp), Mansaray (73. Basha) - Gysbers (65. Trebin).
FC St.Pauli: Burchert - Wahl, Smith (72. Nemeth), Mets (63. Dzwigala) - Saliakas, Irvine (72. Metcalfe), Hartel, Treu - Sinani (63. Afolayan), Albers (72. Eggestein), Saad.
Tore: 0:1 Smith (24.), 0:2 Schobert (59., Eigentor), 0:3 Saad (68.), 0:4 Hartel (71., Foulelmfeter), 0:5 Afolayan (88.).
Schiedsrichter: Patrick Schwengers (Travemünde).
Zuschauer: 4999 (ausverkauft).
Gelb-Rote Karte: Sari (Delmenhorst) wegen wiederholten Foulspiels (69.).
Gelbe Karten: Touray