Hamburg. Respekt vor Atlas Delmenhorst – Kiezkicker schieden in 17 Jahren achtmal gegen unterklassige Clubs aus. Prämien sind jedoch attraktiv.
An den „Schrecken von Straelen“ erinnert sich Fabian Hürzeler noch genau, liegt ja erst rund ein Jahr zurück. Erst ein Glückstor von Jakov Medic nach einem Freistoß in der 90. Minute sicherte dem FC St. Pauli in der ersten Runde des DFB-Pokals einen 4:3-Sieg beim Westregionalligisten SVS. Peinlich war es trotzdem.
Ein Drama in Delmenhorst soll es an diesem Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) beim SV Atlas nicht geben. „Wir haben gegen Straelen erlebt, wie stark ein Underdog spielen kann“, sagt der damalige Co-Trainer Hürzeler nun, „wir fahren also gut vorbereitet nach Delmenhorst.“
FC St. Pauli: Zwei Millionen durch Viertelfinale 2022
Besser ist das – zumal auch dem St.-Pauli-Coach die gar nicht mal so ruhmreiche Pokalhistorie der Kiezkicker bewusst sein dürfte. Seit der sensationellen „Bokal-Runde“ 2005/06 mit dem Vordringen ins Halbfinale gegen Teams, die alle mit „B“ begannen, scheiterte der FC St. Pauli neun Mal in der ersten Runde und sieben Mal in Runde zwei. Achtmal schieden die Hamburger dabei gegen unterklassige Vereine aus.
Einziger Ausreißer war 2021/22, als sich das Team unter anderem mit einem 2:1-Sieg über Borussia Dortmund bis ins Viertelfinale vorspielte, in dem dann etwas unglücklich nach einer ebenfalls starken Vorstellung mit 1:2 bei Union Berlin Schluss war.
Das spülte alles in allem knapp zwei Millionen Euro Vermarktungsbeteiligung vom DFB in die Vereinskasse. Geld, das dem Club entscheidend geholfen hat, die Auswirkungen der Corona-Pandemie glimpflich zu überstehen.
Pokaleinnahmen nicht im Etat einkalkuliert
Die Einnahmen durch den Pokal können immer ein schönes und unerwartetes Zubrot sein, mit dem kein Verein im Vorwege kalkulieren darf. Im Zuge der Lizenzierung erlaubt die DFL, lediglich die sicheren Einnahmen aus dem Erstrundenmatch in den Etat einzurechnen. Das sind in diesem Jahr 215.600 Euro.
Die Gewinner dürfen sich dann in Runde zwei bereits über weitere 431.200 Euro freuen. Und so fort. Die vier Halbfinalisten streichen zusätzliche 3,449 Millionen Euro ein. Wie viel für die beiden Finalisten dazukommt, hat der DFB noch gar nicht mitgeteilt.
Weil alles eben immer auch Geschäft ist im Profifußball, hat der FC St. Pauli einen Tag vor der Partie sein „Pokaltrikot“ in seine analogen und die Webshops gestellt, mit dem das Team im Düsternortstadion auflaufen wird. Es soll an einen abendlichen Gang durch Viertel erinnern und die Lichter des Doms, teilte der Verein mit.
Was St.-Pauli-Trainer Hürzeler erwartet
An all die Vermarktungs- und Geldaspekte aber mag Hürzeler nicht denken. „Der Pokal hat einen großen Stellenwert für uns, daraus kann sich eine positive Energie entwickeln, wenn man weit kommt“, sagt er. Und weil der Trainer so ehrgeizig ist, wie er ist, überlässt er auch nichts dem Zufall.
In der Presserunde ratterte er die Namen Delmenhorster Spieler herunter, als seien es wohlbekannte Topstars. Es gab eine Videoanalyse von Delmenhorsts 2:0 zum Oberligaauftakt gegen den VfV Hildesheim.
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Er tauschte sich mit U-23-Trainer Elard Ostermann aus, dessen Team vergangene Saison einmal gegen Atlas gewann und einmal verlor. Die Mannschaft reiste bereits am frühen Freitagabend nach dem Abschlusstraining ins Hotel nach Bremen, um sich optimal vorzubereiten. 570 Fans haben Karten für das Gästekontingent erworben, das Station ist mit 4999 Zuschauern ausverkauft.
„Wir fahren da als Favorit hin, das ist ein Druck, mit dem meine Spieler umgehen müssen“, weiß Hürzeler. Alles ist aus seiner Sicht bereit. „Ich bin jetzt da, wo ich mich haben will“, sangen in diesem Sinne Element of Crime: „Und das ist immer Delmenhorst.“