Hamburg. FC St. Pauli leiht den schottischen Rechtsaußen Scott Banks von Crystal Palace aus. Was das für die Kaderplanung bedeutet.

Vielleicht hatte es bereits einen tieferen Sinn, war eine Art Freudscher Versprecher, als Fabian Hürzeler am Donnerstagmorgen auf dem quietschgrünen Pressepodium im Millerntor-Stadion davon sprach, dass er sich „englische Wochen“ wünsche.

Gemeint war eigentlich ein tiefer Vorstoß im DFB-Pokal, dessen erste Runde für den FC St. Pauli am Sonnabend (15.30 Uhr) eine Partie beim Oberligisten Atlas Delmenhorst bereithält, und der dann regelmäßig für eine Doppelbelastung, also sogenannte englische Wochen sorgen würde.

Gemeint gewesen sein könnte aber genauso, was die Hamburger kurze Zeit, nachdem ihr Cheftrainer vom ungewöhnlich gefärbten Podium herabgekraxelt war, verkündeten: die Leihe des Rechtsaußens Scott Banks aus der U 21 des englischen Premier-League-Clubs Crystal Palace bis zum Saisonende.

Kann Scott Banks St. Pauli verstärken?

Die Leihe des Schotten ist nur möglich, weil Banks im gleichen Zug seinen nur noch ein Jahr gültigen Vertrag in England verlängert hat, wie Crystal Palace bestätigte. Ansonsten hätte der Schotte gemäß der Statuten des Weltverbands Fifa bei einem Wechsel fest verpflichtet werden müssen. Was bei Banks aber kaum hätte passieren können, da dieser trotz seiner erst 21 Jahre ein Veteran der Leihgeschäfte ist.

Einschließlich des FC St. Pauli ist der Linksfuß seit seinem Wechsel nach London 2020 schon das vierte Mal in Folge verborgt worden. Zuvor bereits zu Alloa Athletic, Dunfermline Athletic, wo St. Paulis Ikone Thomas Meggle als Investor tätig ist, sowie Bradford City.

In Hamburg soll der sechsfache schottische Junioren-Nationalspieler im vierten Anlauf nun aber Fuß fassen, nachdem er zuvor in der vierten englischen Liga in 31 Begegnungen immerhin sechs Tore erzielt und fünf Vorlagen serviert hat.

St. Pauli benennt Banks' Stärken

Klingt auf Anhieb alles nett, aber nicht nach einem Akteur, der maßgeblich im DFB-Pokal für englische Wochen und in der Zweiten Liga für Punkte verantwortlich zeichnet. Aber, wie so häufig, hilft es, eine zweite Meinung einzuholen.

„Scott Banks bringt ein sehr gutes Gesamtpaket mit, womit er unsere offensiven Möglichkeiten noch mal erweitert. Er verfügt über Tempo und Beweglichkeit in Kombination mit einer intelligenten Spielweise sowie technischen Fähigkeiten“, sagt St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann, der nach Kapitän Jackson Irvine und Oladapo Afolayan in Banks bereits zum dritten Mal auf der Insel einkaufen war.

Auf seinen bisherigen Stationen habe die Neuanschaffung schon nachgewiesen, sich im Herrenbereich durchzusetzen, lautet die Einschätzung des 51-Jährigen.

St. Pauli freut sich auf Scott Banks

Davon, dass „Banksy“ mit seiner Kreativität sowie der Fähigkeit, aus seinem starken Dribbling heraus Chancen für seine Mitspieler zu kreieren, direkt eine Hilfe sein könne, ist man beim Kiezclub offenkundig überzeugt. Nur so ergibt die Leihe eines Talents, obwohl es zwei Ligen überspringt, für einen ambitionierten Zweitligisten Sinn.

„Mit Scott bekommen wir einen Spieler dazu, der sowohl selbst torgefährlich werden als auch seine Mitspieler in Szene setzen kann. Er ist schwer vom Ball zu trennen und findet auch unter Druck spielerische Lösungen“, sagt Hürzeler über den nun 25. Spieler im Kader.

Mindestens so interessant wie die Verpflichtung des Mannes mit Vorliebe zum Arjen-Robben-Gedächtnisabschluss von rechts außen nach links innen sind die Auswirkungen, die sich daraus auf die weiteren Planungen St. Paulis ergeben. Zum einen hat Bornemann somit, vom Gehalt des Briten abgesehen, nichts von seinem verfügbaren Transferbudget ausgegeben.

Die Suche nach einem Stürmer könnte damit fortgesetzt werden. Zum anderen könnte aber genau dies nicht der Fall sein, sofern die Braun-Weißen davon überzeugt sind, dass Banks oder aber Connor Metcalfe oder Danel Sinani dauerhaft den Job von Afolayan auf Rechtsaußen übernehmen können, sodass der pfeilschnelle Engländer wie schon beim 0:0 am vergangenen Sonnabend gegen Fortuna Düsseldorf im Sturmzentrum aufgeboten wird. Allerdings ist dies nicht die natürliche Position Afolayans, dessen Tempo auf den Außenbahnen besser zur Geltung kommt.

Welche Ziele St. Paulis Banks hat

Geschwindigkeit nimmt auch Hürzeler bei der Realisierung der Ziele bei seiner ersten Teilnahme am DFB-Pokal als Chefcoach auf. Nach Delmenhorst kann es dem 30-Jährigen nicht schnell genug gehen. Zur lediglich gut eineinhalb Stunden langen Fahrt bricht St. Pauli bereits an diesem Freitag nach dem Nachmittagstraining auf.

„Wir wollen maximal gut vorbereitet dort spielen, haben die Übernachtung aber auch mit dem Team abgesprochen“, sagt Hürzeler. Voraussichtlich wird Ersatzkeeper Sascha Burchert in dieser Saison der Pokaltorwart. Auch auf „ein, zwei, drei anderen Positionen“ könne er sich Veränderungen im Vergleich zur vermeintlichen Stammelf vorstellen, sagt Hürzeler, der den Regionalliga-Absteiger intensiv beobachten lassen hat.

Ob Banks am Sonnabend im Kader stehen wird, bleibt abzuwarten. Der junge Schotte hat ohnehin zunächst andere Ziele: „Der FC St. Pauli ist eine spannende Adresse für Spieler, die sich weiterentwickeln möchten. Jetzt geht es darum, mich schnell zu akklimatisieren, aber ich glaube, dass das in dieser internationalen Kabine sehr gut funktionieren wird.“ Angesichts von 17 unterschiedlichen Nationen sollte es das. Zumindest linguistisch sind St. Pauli englische Wochen garantiert.