St. Leonhard in Passeier. Wie es der Verteidiger geschafft hat, nach der kompletten Rückrunde auch das Trainingslager ohne eine Minute Ausfallzeit durchzustehen.

Das Teamcoaching unter Leitung von Hinnerk Smolka nach dem Mittagessen hatte am Freitag wieder einmal ein bisschen länger gedauert. Doch trotz dieser Verzögerung nahm sich Karol Mets danach die Zeit, um durchdacht und ausführlich mit dem Abendblatt über das an diesem Sonnabend mit zwei Testspielen zu Ende gehende Trainingslager des FC St. Pauli im Südtiroler Passeiertal zu sprechen.

„Es war ein sehr intensives und arbeitsreiches Trainingslager. Ein bisschen freie Zeit gab es oft erst nach dem Abendessen ab 20 Uhr. Aber so sollte ein Trainingslager vor der neuen Saison auch sein“, sagte der im Mai 30 Jahre alt gewordene Innenverteidiger, der vor gut einem halben Jahr im Wintertrainingslager in Benidorm (Spanien) zum FC St. Pauli gestoßen war und in der Folge ein ganz wichtiger Protagonist der Rekordrückrunde des Zweit­ligateams mit 41 Punkten war.

Karol Mets kam im Januar zum FC St. Pauli

Alle 17 Spiele dieser besagten und historischen Halbserie, in der St. Pauli 13 Partien gewann und nur zwei verlor, machte der Nationalspieler Estlands von der ersten bis zur letzten Minute mit. Und auch jetzt in St. Leonhard nahm er sich in den ebenso langen wie intensiven Einheiten keine einzige Auszeit.

Was ist das Fitness-Geheimnis des 1,91 Meter großen Defensivakteurs, der sich vor keinem Zweikampf – ob in der Luft oder auf dem Boden – scheut und sich immer, wenn es irgendwie geht, in die Torschüsse des Gegners wirft? Vor seiner Antwort deutet er ein dreifaches Spucken an, was so viel wie „toi, toi, toi“ bedeutet. „Ich achte sehr auf meinen Körper und versuche immer, die einfachen Dinge dafür sehr gut zu machen. Ich esse gut und gesund, ich schlafe acht bis neun Stunden und trinke sehr viel Wasser“, erzählt er und nimmt direkt einen Schluck des kühlen Nasses auf der Terrasse des Mannschaftshotels Bad Fallenbach.

Gesundes Essen, Schlaf und Wasser sind das Rezept

„Dazu arbeite ich sehr viel für meinen Körper und lasse ihn pflegen. Gelegentlich frage ich auch James Morgan (Chefphysiotherapeut, d. Red.), was ich tun kann. Ich bin da sehr offen und nutze die Möglichkeiten und Geräte, die wir haben“, sagt er weiter. Einen professionellen Lebensstil kann man das wohl nennen. Dazu kommen offenbar auch gute Gene, die eine derartige Widerstandsfähigkeit ermöglichen.

Genau diese Eigenschaft hatte seine Mannschaft mit ihm als linkem Mann in der Dreier-Abwehrkette zuletzt auch eindrucksvoll bewiesen. So wie von Ende
Januar bis Ende Mai könnte es doch nun auch einfach weitergehen, wenn am
29. Juli die neue Saison für St. Pauli beim 1. FC Kaiserslautern beginnt. Doch Mets warnt: „Die letzte Saison ist jetzt Vergangenheit. Das Allerwichtigste ist, dass wir als Team stabil werden und bleiben. Es darf nicht mehr sein, dass wir sechs Monate gut und die nächsten sechs Monate schlecht spielen. Wenn wir diese Stabilität besitzen, können wir daraus auch weiter als Team wachsen.“

Mets bleibt mindestens zwei Jahre am Millerntor

Mets macht keinen Hehl daraus, darüber glücklich zu sein, dass Sportchef An­dreas Bornemann Ende Mai die mit dem FC Zürich, von dem er zunächst nur aus der Schweiz ans Millerntor verliehen war, vereinbarte Kaufoption gezogen hat. Geschätzt einen mittleren sechsstelligen Betrag hat sich der FC St. Pauli diese feste Verpflichtung kosten lassen. Es dürfte gut angelegtes Geld sein. Sein neuer Vertrag läuft über mindestens zwei Jahre.

Innerhalb nur eines halben Jahres hat sich Mets nicht nur zu einer festen Größe auf dem Feld, sondern auch schon zu einem anerkannten Führungsspieler entwickelt. Die fast schon logische Konsequenz war, dass ihn Trainer Fabian Hürzeler jetzt in den sechs Spieler umfassenden Mannschaftsrat berief. „Es ist für mich ein gutes Gefühl, dass der Coach der Meinung ist, dass meine Eigenschaften wertvoll sind für das Team auf dem Platz und auch daneben“, sagt er dazu.

Von Hürzeler in den Mannschaftsrat berufen

Diese Anerkennung trägt ein weiteres Stück dazu bei, dass sich Mets in Hamburg („Ich genieße es, wie multikulturell die Stadt ist.“) und bei St. Pauli wohlfühlt. Wobei dieses Wort ein leichtes Sträuben bei ihm verursacht. „Ich würde nicht so gern von wohlfühlen sprechen. Das klingt zu sehr nach Komfortzone“, stellt er klar. „Ich möchte mich selbst immer weiter nach vorn pushen. Man kann eher sagen, dass ich bei St. Pauli viel Vertrauen spüre und daher sehr zuversichtlich bin.“

Und wie sieht es privat bei Karol Mets aus? Seit fast zwölf Jahren ist er mit seiner Kristi zusammen, die aus Zürich mit nach Hamburg gekommen ist und sich auch in der Hansestadt wohlfühlt. Inzwischen hat er ihr, wie im Januar noch „als nächsten Schritt“ angekündigt, die Frage aller Fragen gestellt. „Wir sind jetzt ganz frisch verlobt“, erzählt er mit einem Lächeln. Einen Termin für die Hochzeit gibt es noch nicht. „Es wird sich ganz natürlich ergeben, dass wir heiraten“, sagt er mit einer angenehmen Gelassenheit, die ihn meist bei allem Engagement auch auf dem Spielfeld auszeichnet.