Hamburg. Der Coach des FC St. Pauli will im Trainingslager auf Teambuilding-Events verzichten. Das Hotel hat vom Club genaue Vorgaben bekommen.
Fabian Hürzeler ist ein Freund der Berge. Als Deutsch-Schweizer, der in München aufgewachsen ist, ist das kein Wunder. Gerade hat er seinen Urlaub fahrradfahrend in den Alpen verbracht, das anstehende Trainingslager im Passeiertal in Südtirol nördlich von Meran begeistert den Trainer des FC St. Pauli deshalb nicht nur wegen der Möglichkeit, die Mannschaft dort in zehn Tagen zusammenzuschweißen.
„Hotel, Landschaft, Trainingsbedingungen, alles wunderbar“, sagt Hürzeler nach dem Testspiel gegen Raders. An diesem Donnerstag hebt die Maschine nach Bozen um 16.55 Uhr ab. „Die Menschen dort waren extrem herzlich und zugewandt“, erinnert sich Hürzeler.
Ein Vier-Sterne-Hotel ganz allein für den FC St. Pauli
Mit „voller Kapelle“ werden die Kiezkicker am Abend im Vier-Sterne-Hotel Bad Fallenbach in St. Leonard in Passeier aufschlagen. Sämtliche 46 Zimmer dort sind bis Sonntag, 16. Juli, reserviert. Neben allen Profis, Trainern, Funktionären und Staff sind auch die U23-Spieler Luca Günther und Bennet Winter dabei sowie der verletzte Maurides. Auf sie wartet ein strammes Programm.
„Spiel mit dem Ball, Lösungen im letzten Spielfelddrittel, Sauberkeit beim Passspiel, Ball-An- und -Mitnahme, Positionierung und Umschaltverhalten“ – Hürzeler kommt aus der Aufzählung seiner Agenda kaum zum Ende: „Und natürlich werden wir an der körperlichen Basis arbeiten. Fitness ist die Voraussetzung für unser Spiel.“ Mittelfeldspieler Marcel Hartel ahnt schon, was auf ihn zukommt: „Ich freue mich auf zehn Tage Schweiß.“
Nutella zum Frühstück ist verboten
Nun ja, „freuen“? Die äußeren Bedingungen aber werden stimmen, schon vor einem Jahr hatte sich St. Pauli an gleicher Stelle auf die Zweitligasaison vorbereitet und wird es auch 2024 tun. So lange gilt die Vereinbarung mit dem Tourismusverband Passeiertal, der wegen der Direktflugverbindung von Hamburg nach Bozen die Maßnahme finanziell unterstützt.
„2022 waren wir noch aufgeregt, jetzt sind wir entspannter“, sagt Hotelchefin Teresa Schiefer. Die St. Pauli-Banner sind schon angebracht, die Garage ist zu einem vollständig ausgestatteten Fitnessraum umgebaut, die Physios werden sich im Beautybereich einrichten und die Ärzte im „normalen“ Fitnessstudio. „Den Ernährungsplan hat der Verein auch schon geschickt, die Spieler essen viel“, sagt Schiefer, deren Mitarbeiter darauf achten müssen, was die Profis zu sich nehmen dürfen: „Nutella zum Frühstück gibt es nicht.“
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Zehn Minuten Fußweg sind es nur zum Trainingsplatz. Die beiden Testspiele am kommenden Sonntag (16 Uhr) gegen Austria Lustenau und am 15. Juli (15 Uhr) gegen Arminia Bielefeld steigen im Nachbarort St. Martin, keine zehn Busminuten entfernt.
Das sollte alles passen. „Mir ist auch wichtig, dass die Jungs viel zusammen sind“, sagt Hürzeler. Die Zugänge können sich so schnell integrieren, auch Offensivspieler Danel Sinani, der erst am Dienstag verpflichtet wurde.
Im Trainingslager verfestigt sich normalerweise auch das Standing des Einzelnen in einer Mannschaft. Hürzeler ist das wichtig: „Ich bin kein Freund von flachen Hierarchien“. Den Kapitän wird er entsprechend bestimmen, das ist sein Anführer, der im Spiel vorangehen muss. Klassische Teambuilding-Maßnahmen wird es nicht geben. „Solche Dinge, wie im Hochseilgarten zu klettern, sind mir zu künstlich“, sagt der Trainer. Die Wahrheit ist eben auf dem Platz, heißt es. Auch beim FC St. Pauli und auch, wenn dieser Platz in malerischer Alpenlandschaft liegt.