Hamburg. Welche Bedeutung die Reise nach Schottland für den Ex-Kapitän von Kiel hat. Visumprobleme: Aremu muss auf Schottlandreise verzichten.
Erst einmal durchatmen. Wieder 90 Minuten Training am Mittwoch. Trainer Fabian Hürzeler klotzt ordentlich ran vor Beginn der neuen Saison. „Diese Intensität bin ich nicht gewohnt“, gibt Hauke Wahl zu, „man merkt, hier geht es ambitioniert zu, das gefällt mir besser, als wenn hier zwei, drei Tage Larifari wäre.“
Der 1,89 Meter große Innenverteidiger ist beim FC St. Pauli noch in der Warmlaufphase, akklimatisieren, ankommen, die Kollegen kennenlernen. Seinen Vertrag bei Holstein Kiel hatte der 29-Jährige auslaufen lassen, um etwas Neues in seiner Karriere zu erleben. „Wir hätten ihn gerne behalten“, sagte Holsteins Sportchef Uwe Stöver. Die „Störche“ verloren schließlich ihren Mannschaftskapitän und Führungsspieler mit hoher Spielintelligenz, der seine Stärken im Aufbau hat, aber nicht die besten Statistiken im Kopfballspiel aufweist.
Wahl verstand sich in Kiel mit Trainer Walter sehr gut
Unter Trainer Tim Walter in der Saison 2018/19 spielte Wahl dort ähnlich flexibel wie heute Sebastian Schonlau beim HSV – viel unterwegs, oft in der Offensive, auch am gegnerischen Strafraum auftauchend. „Walter-Ball“, schon damals. „Es ist bekannt, dass wir ein gutes Verhältnis hatten“, sagt Wahl, „konkrete Kontakte jetzt gab es aber nicht.“
Wie angeblich zu überhaupt keinem anderen Verein außer St. Pauli. Die Möglichkeit in seine Heimatstadt zurückzukehren und die sportlichen Ambitionen der Kiezkicker waren ausschlaggebend. „Ganz glaube ich es noch nicht, dass ich von hier in einer Viertelstunde zu Hause bin“, sagt Wahl, der schon lange in Hamburg wohnt, „und dass diese Jungs hier kicken können, das haben wir alle in der Rückrunde gesehen.“
Afeez Aremu kann Schottlandreise nicht mitmachen – Visum-Erteilung zu kompliziert
Gut möglich ist, dass Hürzeler ihn im defensiven Mittelfeld einplant, weil in Jakov Medic, Eric Smith, Karol Mets und David Nemeth sowie Adam Dzwigala weitere etablierte Innenverteidiger im Kader stehen. Selbst wenn Medic noch verkauft werden sollte, ist das Angebot hinten ausreichend gut. „Ich würde auch auf der Sechs spielen, das ist mir egal. Hauptsache, ich spiele“, sagt Wahl, dem von Hürzeler offenbar eine Führungsrolle wie er sie an der Förde hatte, nahegelegt wurde: „Über lange Strecke ist es ein Ziel von mir, hier auch Verantwortung zu übernehmen“, sagt Wahl, „aber erst einmal geht es darum, die Jungs kennenzulernen.“
Dafür ist der Drei-Tages-Trip zum Test- und PR-Freundschaftsspiel zum schottischen Zweitligaaufsteiger Dunfermline Athletic FC nahe Edinburgh von diesem Donnerstag an gerade richtig. „Das ist super, wenn man drei Tage aufeinanderhängt“, meint Wahl, „die Reise zeigt aber auch den Stellenwert von St. Pauli im Ausland. Ich freue mich sehr darauf, auch weil ich noch nie in Schottland war.“
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Die Reise nicht mit antreten werden die Nationalspieler Connor Metcalfe, Karol Mets und Nikola Vasilj. Kapitän Jackson Irvine und Maurides kommen nicht mit, weil sie noch nicht wieder fit genug sind. Und Afeez Aremu kann auch nicht mitreisen, weil das Visaverfahren zu kompliziert ist. Tatsächlich verlangen die britischen Behörden für Nigerianer ein besonderes Visum, für das Aremu kurzfristig nach München hätte reisen und im Generalkonsulat bürokratischen Papierkram sowie einen negativen Tuberkulosetest vorweisen müssen. St. Pauli hat deshalb entschieden, dass Aremu in Hamburg bleibt.
Auch nicht mehr mit an Bord des Charterfliegers nach Edinburgh ist Betim Fazliji. Der Kosovare kehrt nach nur einer Saison zum FC St. Gallen zurück. Seit Mittwoch ist der Transfer perfekt.
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