Hamburg. Das selbstverwaltete Zuhause der Anhänger in der Gegengeraden feiert am Sonnabend Jubiläum.
Wenn er die zehn Jahre zurückdenkt, dann kann es Karsten (Kalle) Meincke (63) eigentlich immer noch kaum glauben, „dass wir das geschafft haben“. Nämlich 400.000 Euro aufzutreiben, um den Traum von eigenen Räumen für die Fans des FC St. Pauli in der Gegengerade des Millerntor-Stadions wahr werden zu lassen.
Es ist glückte tatsächlich – an diesem Sonnabend wird mit einem großen Sommerfest für Kinder, Jugendliche und alle Erwachsene von 14 Uhr an bis tief in die Nacht das Jubiläum zum zehnjährigen Bestehen der Fanräume gebührend gefeiert.
Nur Werder Bremen hat eine vergleichbare Einrichtung
„So weit ich weiß, sind wir da deutschlandweit ziemlich einzigartig aufgestellt“, sagt Meincke, der von Anfang an dem Trägerverein „Fanräume e.V.“ angehört.
Nur bei Werder Bremen gibt es Vergleichbares, nämlich Räumlichkeiten im Stadion, über die Fans unabhängig und ohne Einflussnahme durch den Club verfügen können. „Fanräume e.V.“, die „Arbeitsgemeinschaft Fördernde Mitglieder" (AFM) sowie der Fanladen, hinter dem der Verein Jugend und Sport steht, sind gemeinsame Mieter bei der Millerntorstadion Betriebs-GmbH & Co. KG des FC St. Pauli.
Ex-Präsident Corny Littmann gab Grünes Licht
Vor der Fertigstellung der neuen Gegengerade, die am 3. Februar 2013 mit dem Spiel gegen Energie Cottbus (0:0) eingeweiht wurde, war der Fanladen in der Brigittenstraße untergebracht, die AFM hatte kein eigenes Büro. Der Verein Fanräume wurde bereits 2007 mit dem Ziel gegründet, im neuen Stadion Räumlichkeiten für die Vereinsanhänger zu schaffen.
„Der damalige Präsident Corny Littmann sagte zu, uns die Räume zur Verfügung zu stellen“, erzählt Meincke, der damals dem Fanclub-Sprecherrat angehörte. „Allerdings mussten wir selbst das Geld dafür auftreiben.“
400.000 Euro mussten zu Beginn aufgetrieben werden - es gelang
100.000 Euro stellte die AFM zur Verfügung, die weiteren 300.000 Euro kamen durch diverse Einzelaktionen zusammen. Partys, Merchandising, Spenden, Veranstaltungen, mit viel Kreativität und Solidarität wurde es geschafft.
Neben Büros und Räumen für Publikumsverkehr, wo an Spieltagen beispielsweise der Getränkeausschank der AFM stattfindet oder Tickets ausgegeben werden, gibt es auch einen kleinen Konferenzraum und einen Veranstaltungssaal.
Karsten Meincke gehörte acht Jahre dem Aufsichtsrat an
„Die Räume gehören nicht zum Stadion, sondern stehen auch in der Woche auch für den Stadtteil zur Verfügung“, betont Meincke, der bis Dezember 2022 auch acht Jahre im Aufsichtsrat mitwirkte. „Wir arbeiten vom Verein komplett unabhängig.“
Dem Fanräume e.V. gehören etwa 20 Menschen an, die sich um die Verwaltung kümmern. Regelmäßig finden in den Räumlichkeiten, deren freundschaftlicher Nachbar das St.-Pauli-Museum ist, öffentliche Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträge oder Diskussionsrunden statt. Es gibt zudem ein ständig wachsendes Archiv mit Veröffentlichungen unterschiedlicher Medien zu den Themen Sport, Fußball und Fußballfans.
Keine Chance für kommerzielle Veranstalter
Fanclubs oder -initiativen können die Räume auch mieten, Firmen eher nicht. Anfragen von Unternehmen, bei denen es einen kommerziellen Hintergrund gibt, für Betriebsfeiern oder Ähnliches gab es bereits. Die haben aber praktisch keine Chance.
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„Die Fan-Nähe ist immer sehr wichtig, wir schauen sehr genau hin, wem wir die Räume überlassen“, sagt Meincke. Trotzdem erlebt der Verein manchmal böse Überraschungen: „Wir sehen auch eine Dienstleistungserwartung, die Räume werden manchmal nach einer Nutzung in einem Zustand wieder übergeben, der uns nicht glücklich macht.“
Unterdessen wurde das DFB-Pokalspiel des FC St. Pauli beim niedersächsischen Regionalliga-Absteiger SV Atals Delmenhorst für Sonnabend, den 12. August um 15.30 Uhr angesetzt.
Spielt der FC St. Pauli am 12. August im Bremer Weserstadion?
Der Austragungsort steht hingegen nicht fest. Die Delmenhorster hatten dem DFB vor der Auslosung ihr eigenes Stadion Düsternort, das Marschwegstadion in Oldenburg und das Bremer Weserstadion als mögliche Heimspielstätten genannt.