Dunfermline. Die Hamburger setzen sich bei Dunfermline Athletic FC mit 3:0 durch und werden von knapp 1000 auf die Insel mitgereisten Fans gefeiert.
Man kann es Klassenfahrt nennen. Es als internationales Fantreffen oder Sponsorentour bezeichnen, was der FC St. Pauli dieser Tage in Schottland absolviert. Alles korrekt. Oder aber, man heißt Fabian Hürzeler, ist Cheftrainer des Kiezclubs und lässt nur einen Begriff für den Dreitagestrip gelten: Saisonvorbereitung.
Auch das, völlig richtig und nachvollziehbar. Die Mannschaft, die in Motherwell residiert, lernte jedenfalls alle Ecken und Enden des Trainingsplatzes im National Performance Center Scotland in der Hauptstadt Edinburgh ausgiebig kennen.
Verdienter Erfolg in Schottland
Die Einheiten schienen den Hamburgern am Freitagabend nicht in den Beinen zu stecken, als sie beim Testspiel bei Dunfermline Athletic FC mit 3:0 (1:0) gewannen. Der Sieg im ersten Testspiel der Vorbereitungsphase, nur vier Tage nach Trainingsstart, war hoch verdient.
Die Überlegenheit der Gäste war offensichtlich. Das Niveau des recht jungen Heimteams ist vergleichbar mit dem eines Drittligisten aus dem unteren Drittel der Tabelle. Der 19 Jahre alte Bennet Winter, der neu im Kader steht, verpasste zunächst sehenswert per Fallrückzieher (3.) und Flugkopfball (7.), ehe Johannes Eggestein, passend zum Gründungsjahr des FC St. Pauli, pünktlich um 19.10 Uhr Ortszeit zur Führung traf (10.).
Bennet Winter auffällig bei St. Pauli
Und sonst so? Machte Winter gewaltig Spaß. Die nächste Showeinlage des großgewachsenen Youngster endete im Zlatan-Ibrahimovic-Stil per Hacke knapp neben dem Tor (29.), wenig später stellte er seine Sprintstärke unter Beweis, als er seinen Bewachern entwischte und an Keeper Deniz Mehmet scheiterte (36.).
Fehlte bloß: ein Treffer. Aber der gelang den Braun-Weißen, die im Gegensatz zum gewohnten 3-4-2-1 Hürzelers mit einer Viererkette experimentierten, bis zur Halbzeit nicht mehr.
Neuzugang Wahl trifft per Kopf
Änderte sich unmittelbar danach, als Neuzugang Hauke Wahl drei Minuten nach seiner Einwechslung per Kopf zum verdienten 2:0 ausbaute (48.). Spaßvögel behaupteten anschließend, es sei bereits Wahls zweiter Treffer für St. Pauli gewesen - nach seinem Eigentor in der abgelaufenen Saison, als er noch bei Holstein Kiel unter Vertrag gestanden hatte.
Mit Philipp Treu debütierte eine weitere Neuverpflichtung in der Defensive. Der seit vergangenem Herbst am Schambein verletzte Innenverteidiger David Nemeth gab ebenso sein Comeback wie Stürmer Etienne Amenyido, der einen monströsen Fallrückzieher an die Latte knallte (90.). Und David Otto besorgte per Kopfball nach schöner Flanke von Manolis Saliakas den Endstand (75.).
Guter Zuschauerzuspruch im East End Park
Die Begegnung in der 49.000-Einwohner-Stadt 20 Minuten nördlich von Edinburgh bot den atmosphärischen Abschluss der Tour, die gemeinsam mit Sponsor Levi’s unter dem Motto „Fußball hat kein Geschlecht“ zuvor auch das Regionalligateam der Frauen nach London geführt hatte. 7255 Zuschauer waren im 1885 eröffneten und 11.480 Plätze fassenden KDM Group East End Park, darunter eine knapp vierstellige Anzahl aus Deutschland, für die extra ein zweiter Auswärtsblock geöffnet werden musste.
Auch auf der Insel zieht St. Pauli, ebenso wie „The Pars“, wie Dunfermlines Fußballclub genannt wird. Es ist einer der namhafteren Vereine in Schottland, was angesichts der Drittklassigkeit auf den ersten Blick verwundern mag.
Alex Ferguson spielte für Dunfermline
Die besten Zeiten hat Dunfermline Athletic, im Gegensatz zur mittelalterlichen und durch die prachtvolle Abtei jährlich Tausende Touristen anziehenden Stadt, längst hinter sich gelassen. In den 1960er-Jahren spielte der Club noch international, stieß 1968 bis ins Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger vor, die spätere Trainerlegende von Manchester United, Sir Alex Ferguson, reüssierte hier drei Saisons als Torjäger.
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Um eine Renaissance zu feiern, ist auch St.-Pauli-Expertise gefragt. Nicht nur, weil sich eine Delegation beider Vereine am Freitag zu Gesprächen über Wirtschaftsthemen traf, sondern vor allem wegen Thomas Meggle. Der 48-Jährige, der als Spieler, Trainer und Manager am Millerntor tätig war, ist seit drei Jahren Investor und Vorstandsmitglied der Schotten.
Dunfermline steigt in Zweite Liga auf
Das Engagement wirft nun erst sportliche Dividenden ab. Dunfermline kehrt in die zweitklassige Scottish Championship zurück. Der Aufstieg gelang als souveräner Meister mit 14 Punkten Vorsprung auf den Zweiten und lediglich einer Niederlage.
Meggle war es auch, der maßgeblich dafür verantwortlich war, das Testspiel gegen St. Pauli zu arrangieren, das von der Deutschen Fußball Liga keine Zuschüsse für die Reise bekam, da England und Schottland keine sogenannten Zielländer sind.
Fantreffen in Glasgow
Fragwürdig. Schon am Donnerstagabend war es spät geworden in der schottischen Fußballhauptstadt Glasgow, in der der Fanclub „Glasgow St. Pauli“ rund 50 britische Anhänger in Totenkopfshirts, mitgereiste Hamburger sowie Präsident Oke Göttlich und Sicherheitschef Sven Brux zum Austausch in einen Pub geladen hatte. Und richtig spät werden sollte es zudem in der Nacht auf diesen Sonnabend – ausdrücklich auch für das Team, das nach dem Freundschaftsspiel für eine Stunde beim Fanfest samt Konzert von The Wakes vorbeischauen sollte.
An diesem Sonnabend geht der Großbritannien-Trip zu Ende, Scharen von Fans treten in der Luft und auf der Schiene die Heimreise an. Auch das Team setzt sich am Nachmittag in den Flieger. Allerdings nicht, ohne zuvor eine weitere Trainingseinheit im National Performance Center Scotland absolviert zu haben. Die Klassenfahrt soll schließlich in der Erstklassigkeit münden.
FC St. Pauli: Burchert (46. Ahlers) - Günther (46. Saliakas), Medic (46. Appe), Dzwigala (46. Nemeth), Ritzka (46. Treu) - Boukhalfa (46. Jessen), Smith (46. Wahl) - Müller (46. Hartel), Afolayan (46. Ulbricht) - Eggestein (59. Amenyido), Winter (46. Otto).
Tore: 0:1 Eggestein (10.), 0:2 Wahl (48.), 0:3 Otto (75.).
Das Trainingslager des FC St. Pauli findet vom 6. bis 16. Juli abermals im Passeiertal in Südtirol (Italien) statt. Zuvor, am 4. Juli, testen die Hamburger in Malente gegen den dänischen Erstligisten Randers FC.