Hamburg. Der Verteidiger der Hamburger steht auf der Liste von Bundesligisten. Die treiben ihre Planungen auf Schlüsselpositionen voran.

Jakov Medic ist ein Asket. Die ersten beiden der nur drei Wochen Sommerpause trainierte der Innenverteidiger des FC St. Pauli in seiner Heimatstadt Za­greb einfach weiter. Nur in der aktuellen genehmigt er sich ein paar Tage Ruhe an der kroatischen Adriaküste.

Dennoch gilt: Penibel genau wird auf die Ernährung und den Schlafrhythmus geachtet. Die sportliche Zukunft verzockt man eben nicht – obwohl er ein bisschen Zockermentalität in nächster Zeit gut gebrauchen könnte. Denn der Poker um seine Zukunft geht möglicherweise in die nächste Runde.

Stuttgart wollte Medic vergangene Saison

Zur Erinnerung: Im vergangenen Sommer zog sich das Tauziehen um Medic bis fast zum Ende der Transferperiode hin. Der VfB Stuttgart wollte den Kroaten unbedingt verpflichten, St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann bestand aber auf eine Ablöse von mindestens 3,5 Millionen Euro.

Zu viel für die Schwaben und mutmaßlich auch deutlich über dem Marktwert Medics. Haben sich die Hamburger finanziell damit verpokert, wenngleich die Rechnung sportlich aufging? Denn eine ähnliche Summe ist mittlerweile wohl nicht mehr zu erzielen.

Medic bei Bundesligisten auf dem Zettel

Vor allem nicht vom VfB Stuttgart, dessen Interesse an Medic primär vom damaligen Sportdirektor Sven Mislintat ausgegangen war, der inzwischen in gleicher Funktion beim niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam arbeitet. In die Bundesliga könnte es den 24-Jährigen trotzdem ziehen.

Wie das Abendblatt erfahren hat, haben Vereine aus der unteren Tabellenhälfte Medic auf dem Zettel. Bei einigen Clubs ist er nur einen Abgang davon entfernt, konkretes Interesse auf sich zu ziehen. Ein Geduldsspiel.

Nächsten Sommer wäre Medic ablösefrei

Für St. Pauli wäre es die vermutlich letzte Chance, ein gutes Blatt gewinnbringend zu spielen. „All in“ wird jedoch kein potenzieller Käufer gehen, denn mit Öffnung des Wintertransferfensters am 1. Januar 2024 kann jeder Club an den Verteidiger, dessen Vertrag Ende nächster Saison ausläuft, herantreten, um ihn ablösefrei zur Spielzeit 2024/25 zu verpflichten.

All das soll Medic selbst nur am Rande tangieren. Bislang hat er sich stets absolut professionell verhalten und wird – trotz des verständlichen Wunsches, eine Liga aufzusteigen – am Montag ohne Murren zum Trainingsauftakt von Cheftrainer Fabian Hürzeler an der Kollaustraße erscheinen.

Fazliji geht zurück nach St. Gallen

Einen seiner Kollegen wird er dann nicht mehr treffen. Der Transfer von Betim Fazliji zurück zum FC St. Gallen, von dem der schweizerisch-kosovarische Defensivakteur erst vor Beginn der abgelaufenen Saison gekommen war, steht unmittelbar vor dem Abschluss. Was in der Causa des 24-Jährigen, der auf dem Kiez die Erwartungen nicht erfüllen konnte, bislang nur die Wenigsten wussten: St. Pauli hatte im vergangenen Sommer nur die erste Rate der Ablösesumme von rund 800.000 Euro gezahlt.

Die zweite wäre nun fällig. Stattdessen überweist St. Gallen in den kommenden Tagen gut 400.000 Euro zurück, um seinen verlorenen Sohn heim in die Ostschweiz zu holen.

Kinsombi kommt nicht, dafür Czubak?

Zusätzliches Kapital für Bornemann und sein Scoutingteam, das weiterhin nach einem Mittelstürmer, offensiven Mittelfeldspieler und Linksverteidiger Ausschau halten. Nicht investiert wird es nach Abendblatt-Informationen in eine Verpflichtung von Christian Kinsombi. Der Linksaußen wäre für eine festgeschriebene Summe von 125.000 Euro vom Zweitliga-Absteiger SV Sandhausen zu haben gewesen, wechselt nun aber zu einem anderen Verein.

Beobachtet hat St. Pauli den Polen Karol Czubak, einen klassischen Neuner, der mit 21 Treffern aus 33 Spielen Torschützenkönig der zweiten polnischen Liga geworden ist. Der 23-Jährige ist für ungefähr eine halbe Million Euro von Arka Gdynia zu haben. Hamburg wäre jedoch die erste Auslandsstation für Czubak, die Zweite Liga mit Abstand das bislang höchste Niveau, auf dem der 1,93-Meter-Modellathlet spielen würde. Daher sind die Verantwortlichen bei St. Pauli zögerlich.

Eine Haltung, die sie im Medic-Poker nicht zu lange bewahren sollten.

Eine Ausstellung über das Leben des jüdischen Fußballers Max Kulik ist von Freitag an bis zum 27. August täglich im FC-St.-Pauli-Museum im Millerntor-Stadion zu sehen.