Hamburg. Der Kiezclub muss hohe Strafgelder zahlen, die anderweitig fehlen. Präsident Oke Göttlich ist dem Thema dennoch zugewandt.

133.940 Euro an Strafgeldern muss der FC St. Pauli nach derzeitigem Stand wegen des Einsatzes von Pyrotechnik durch seine Anhänger zahlen. Abermals ein sechsstelliger Betrag – der andernorts im Verein fehlt. „Das Geld tut uns schon weh und könnte zum Beispiel besser für Nachhaltigkeitsstrategien oder Mitarbeitendenförderung verwendet werden“, sagt St. Paulis Präsident Oke Göttlich hierzu.

Ein Thema mit Brennstoff beim Fußball-Zweitligisten, denn der Kiezclub wäre für den Einsatz von Pyrotechnik unter Einhaltung festgelegter Regeln offen. „Ich stehe dafür, dass man Pyrotechnik im geordneten Rahmen auf jeden Fall als gangbar einordnen sollte, um die Verbotsthematik rauszunehmen. Solange aber der Strafenkatalog noch da ist, schadet jeder seinem eigenen Verein, dem er eigentlich das Beste wünscht“, sagt Göttlich.

St. Pauli zahlt vierthöchste Strafsumme

Nur Hannover 96 (273.020 Euro), der FC Hansa Rostock (179.280) und HSV (169.900) haben nach aktueller Lage höhere Strafen verursacht als die Fans der Braun-Weißen. Ein Dorn im Auge des Präsidenten. „Man kann nicht gegen alles sein, und dann keine Verantwortung für einen mitgliedergeführten Verein mittragen“, sagte der 47-Jährige.

Dies sei der elementare Punkt. „Diese Verantwortung besteht nicht darin, dass man Funktionären, Verbänden oder Polizei gefallen muss, sondern dass es der eigene Verein ist, dem man durch manches Verhalten inhaltlich oder finanziell schadet. Dieser Verein wird so geführt, wie es die einzelnen Mitglieder durch ihre Abstimmung bestimmen“ sagte Göttlich.

Amateurvorstand tritt zurück

Auch zum Rücktritt des stellvertretenden Amateurvorstands Carsten Balschat äußerte sich Göttlich. Weite Teile der Mitglieder- und Fanszene hatten Balschat wegen seiner Mitgliedschaft in der Deutschen Polizeigewerkschaft (DpolG) harsch kritisiert und Konsequenzen gefordert.

„Es kommt aus dem Herzen des Vereins, aus der Mitgliedschaft. Am Ende führt es dazu, dass eine Person, die eine hervorragende Arbeit geleistet hat und ein hervorragender Mensch ist, nun seinen Rücktritt erklärt hat. Dann finde ich den Schritt absolut nachvollziehbar“, sagte Göttlich.

Wieckhoff wechselt in die Niederlande

Die DpolG wird unter anderem aus St.-Pauli-Kreisen argwöhnisch betrachtet, da innerhalb von ihr rassistische Tendenzen und Bereitschaft zur Polizeigewalt verortet sein sollen. „Wir brauchen die Polizei. Aber wir haben auch eine kritische Grundhaltung wie zu vielen Themen auch zur Polizei und vor allem zu dieser Gewerkschaft“, sagte Göttlich.

Jannes Wieckhoff (22), dessen Vertrag bei St. Pauli ausläuft, wechselt zum niederländischen Erstligaaufsteiger Heracles Almelo.