Hamburg. Der FC St. Pauli lässt die Zusammenarbeit mit Bwin auslaufen. Präsident Göttlich erklärt den Verzicht auf „leicht verdientes Geld“.
Erneut geht der FC St. Pauli einen ganz eigenen Weg innerhalb des deutschen Profifußballs. Von der kommenden Saison an wird kein Anbieter von Sportwetten mehr Sponsor des Kiezclubs sein. Die seit 2018 bestehende Partnerschaft mit Bwin wird nicht fortgesetzt, der Club bemüht sich auch nicht um einen Nachfolger aus dieser Branche. Dies gab St. Paulis Präsident Oke Göttlich in einer Runde mit Medienvertretern bekannt.
Bislang haben alle 36 Clubs der erste beiden Ligen einen der zahlreichen Wettanbieter in ihrem Sponsoring-Portfolio – meist in einer der höheren Kategorien. Auch der DFB (ebenfalls Bwin) und die Deutsche Fußball-Liga (Tipico) werben für einen dieser Anbieter.
Bwin gehörte zu den sechs Sponsoren der Kategorie "Herz von St. Pauli"
Bwin gehört bisher beim FC St. Pauli zum Kreis von sechs Partnern, die der Sponsoring-Kategorie „Herz von St. Pauli“ angehören, die direkt unter dem Hauptsponsor Congstar und der vereinseigenen Ausrüstermarke DIIY angesiedelt ist. Rund 300.000 Euro zahlen die Sponsoren dieses Levels pro Jahr.
„Intern haben wir das sehr kontrovers diskutiert“, berichtete Göttlich jetzt. „Wir treffen solch mutige Entscheidungen, weil wir überzeugt sind, dass sich dieser konsequente Weg mittel- und langfristig auszahlen wird, weil die Glaubwürdigkeit unseres Vereins und unserer Marke auch für eine größere Strahlkraft für unsere Partner sorgt“, sagte er weiter.
Die Gefahr von Spielsucht belastet das Image von Sportwetten
Es sei zwar „leicht verdientes Geld“, einen Sportwettenanbieter als Sponsor zu haben. „Wir haben aber ein klares Gespür für die Bedürfnisse unserer Mitglieder und die kontroversen Debatten in vielen Stadien. Dazu sehen wir die gesamte gesellschaftliche Situation“, betonte Göttlich.
Grundsätzlich stehen Wettanbieter in der Kritik, weil sie potenziell bei ihren Kunden die Gefahr von Spielsucht steigern können. Zudem kann die Integrität des Sports Schaden nehmen. Zuletzt waren im Tennis Spielmanipulationen im Zusammenhang mit auffallend hohen Wetteinsätzen bekannt geworden.
Der FC St. Pauli prüft potenzielle Sponsoren auf kritische Themen
„Wir prüfen inzwischen Partner und Sponsoren, um mögliche Themen bereits im Vorfeld zu klären“, sagte Göttlich jetzt dazu. Bei einem solchen ESG-Check geht es um die Haltung zu Umwelt, Soziales und Führungskultur. So hat der FC St. Pauli schon bisher auf bestimmte Sponsoringabschlüsse verzichtet, obwohl sich Unternehmen von sich aus als potenzieller Partner angeboten hatten.
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Schon längst kommt es beim FC St. Pauli auch nicht in Betracht, den Namen des Millerntor-Stadions an einen Sponsor zu veräußern. Dem liegt sogar ein Mitgliederbeschluss zugrunde. Zudem werden, anders als bei vielen anderen Clubs, weder die Tore noch die Eckbälle oder die Spielminuten werbeträchtig präsentiert.
Bei St. Pauli kommt ein Verkauf des Stadionnamens nicht infrage
„Böse Zungen behaupten gerne, der FC St. Pauli sei ein komplett kommerzialisierter Verein. Tatsächlich aber verzichten wir jährlich auf drei bis fünf Millionen Euro an Einnahmen aus Gründen unserer Haltung und Herangehensweise“, konkretisiert der seit November 2014 amtierende Präsident Göttlich. „Rund 50 Prozent macht davon der Verzicht auf den Verkauf des Stadionnamens aus.“